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Rhombergs neues „Riesenbaby“

07.06.2024 • 23:00 Uhr
Rhomberg Nassaufbereitungsanlage, Kies, Aushub
Die Anlage kann bis zu 200 Tonnen Aushubmaterial in einer Stunde waschen. stadler

Die NEUE besichtigte 15 Millionen Euro teure “Waschmaschine“, mit der Rhomberg Bau nach eigenen Angaben neue Maßstäbe in der Aufbereitung von Bodenaushub setzt.

Das ist unser neues Baby“, sagt Lukas Fleisch. Würde der Geschäftsführer der Rhomberg Steinbruch GmbH nicht in ein Mikrofon sprechen, müsste er schreien, so laut ist es auf dem Gelände in Hohenems-Unterklien. Wobei „Baby“ eigentlich eine Untertreibung ist. Eher müsste man die sogenannte Nassaufbereitungsanlage als „Riesenbaby“ bezeichnen.

Die 15 Millionen Euro teure Anlage, die am Freitag von der Presse besichtigt werden konnte, ist wahrlich ein Mordstrumm und macht einen Höllenlärm. Dafür kann sie auch was, die „größte Waschmaschine Vorarlbergs“, wie Stefan Rusch, Geschäftsführer für den Bereich Bau & Ressourcenmanagement bei Rhomberg Bau, die Anlage scherzhaft bezeichnet.

Bis zu 200 Tonnen Aushubmaterial pro Stunde oder 200.000 Tonnen pro Jahr kann die gefräßige Maschine verarbeiten – und sie macht auch nicht schlapp, wenn die Hälfte des Materials Schlamm ist. Bisher war bei einem Schlammanteil von 20 Prozent Schluss. „Jetzt können wir Bodenaushub verarbeiten, der früher auf die Deponie musste“, erklärt Rusch.

„Die Leistungsfähigkeit ist in dieser Dimension einzigartig. Das hilft uns dabei, unseren CO2-Fußabdruck weiter zu verringern.“

Lukas Fleisch
Steinbruch-Geschäftsführer
Ressourcen Center Rheintal
Lukas Fleisch erklärte die Anlage bei einer Besichtigung. serra

Im Idealfall kein Abfall

Das Verfahren ist nicht neu. Schon seit vielen Jahren wäscht Rhomberg Kies und Sand, der für die Beton- und Asphaltproduktion verwendet wird. Größere Steine werden aussortiert und zu Splitt zerkleinert. Auch der lehmige Rest, der sogenannte Filterkuchen, kann wiederverwertet werden, zum Beispiel für die Herstellung von Ziegeln. Im Idealfall, sagt Fleisch, bleibe vom Aushub also kein Abfall übrig. „Das reduziert das Deponievolumen erheblich und schont gleichzeitig die Ressourcen im Land.“ Auch das für die Reinigung des Materials benötigte Wasser wird in einem geschlossenen Kreislauf gehalten, aufbereitet und wiederverwendet.

Importe massiv reduziert

Bis zu 80 Prozent des gewonnenen Materials kann Rhomberg Bau selbst verwenden. Wurden früher bis zu 70 Prozent des Firmenbedarfs an Kies und Sand aus Deutschland herangeschafft, liegt der Importanteil heute nur noch zwischen fünf und zehn Prozent. Dass das firmeneigene Betonwerk nur wenige Meter entfernt ist, spart zusätzlich CO2. Auch die Rhomberg-Tochter MIGU Asphalt in Lustenau profitiert vom neuen Verfahren. Die Firma kann bereits Beläge mit 100 Prozent Asphaltrecycling einbauen.

„Die Anlage ermöglicht es uns, Böden zu verarbeiten, die bisher auf die Deponie mussten.“

Stefan Rusch
Bau & Ressourcenmanagement
Ressourcen Center Rheintal
Stefan Rusch Serra

Die nach eigenen Angaben modernste Nassaufbereitungsanlage Österreichs und darüber hinaus wurde 2021 genehmigt und befindet sich nach zweijähriger Bauzeit seit 2023 im Probebetrieb. Seit März dieses Jahres läuft sie im Vollbetrieb. Allerdings feilt das Unternehmen noch an der Feinabstimmung, denn, so Fleisch: „Kein Aushub gleicht dem anderen.“ Insgesamt sei man dem Ziel der Kreislaufwirtschaft einen gro­ßen Schritt nähergekommen. „Die Anlage ermöglicht es uns, unseren CO₂-Fußabdruck weiter zu verringern und gleichzeitig der bevorstehenden Verknappung natürlicher mineralischer Rohstoffe vorzubeugen“, sagt Fleisch.

„Neues Level“

Wie effizient die Anlage arbeitet, verdeutlicht Geschäftsbereichsleiter Fleisch an einem Beispiel: „Für den Bau eines Standard-Einfamilienhauses werden rund 440 Tonnen mineralische Rohstoffe ­benötigt. Diese Materialmenge schaffen wir hier nun in weniger als drei Stunden.“ Fleisch ist überzeugt: „Die Anlage katapultiert uns auf ein neues Level, denn die Leistungsfähigkeit ist in dieser Dimension einzigartig.“

So funktioniert die nassaufbereitungsanlage

Das angelieferte Aushubmaterial – in diesem Jahr waren es bereits 60.000 Tonnen – wird zunächst gerüttelt und gewaschen, der Sand durch Zentrifugalkraft ausgeschleudert. Alle Steine, die größer als 63 Millimeter sind, werden ausgesiebt. Die restlichen Steine werden nochmals von Störstoffen (Ziegel, Asphalt, Plastik und so weiter) befreit und in verschiedene Korngrößen sortiert. Am Ende wird der Schlamm wie in einer Kelter ausgepresst. Der lehmige Rückstand, der sogenannte Filterkuchen, kann je nach Qualität für die Ziegelproduktion verwendet werden.