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Finanzieller Druck auf Privathaushalte steigt

12.06.2024 • 15:54 Uhr
Finanzieller Druck auf Privathaushalte steigt
242 Schuldenregierungsverfahren hat es im ersten Halbjahr in Vorarlberg gegeben. Symbolbild/APA/Gindl

Die derzeit noch stabile Lage bei den Privatkonkursen könnte sich in der näheren Zukunft verschärfen.

Im Gegensatz zu den Unternehmenspleiten (siehe links) hat es bei den Privatinsolvenzen im ersten Halbjahr keine großen Steigerungen gegeben. Das berichtete Regina Nesensohn, Leiterin des KSV1870 Standorts in Feldkirch, am Mittwoch. Allerdings hat sich die Pro-Kopf-Verschuldung bei den Fällen erhöht.
242 Schuldenregulierungsverfahren sind in Vorarlberg in den ersten sechs Monaten des Jahres eröffnet worden. Das waren um 1,7 Prozent mehr als noch im ersten Halbjahr 2023. Die Höhe der dabei verzeichneten Passiva ist jedoch deutlich gestiegen. Die Gesamtschulden lagen bei 21 Millionen Euro und somit um 23,5 Prozent höher als noch im Vorjahr. Die durchschnittliche Verschuldung hat sich laut KSV1870 von 70.000 Euro auf 87.000 Euro erhöht.

Hohe Inflation als Belastung

Wie bei den Unternehmen steige auch auf die Privaten der finanzielle Druck, erläuterte Nesensohn. Einerseits belaste die hohe Inflation die Privathaushalte. Andererseits spiele das generell hohe Preisniveau eine wesentliche Rolle. Die derzeit noch stabile Entwicklung bei den Privatkonkursen ist aus Sicht der Expertin damit zu erklären, dass es bei den Privatkonkursen erfahrungsgemäß immer eine gewisse Verzögerung im Vergleich zu den Firmeninsolvenzen gibt. Die Betroffenen würden anfangs noch von ihren Ersparnissen leben und den Konsum möglichst weit reduzieren. Wenn dann allerdings die finanziellen Reserven aufgebraucht seien und die persönlichen Einschränkungen nicht mehr ausreichten, komme es zum Kollaps, sagte Nesensohn. Umso wichtiger sei es daher für die Betroffenen, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu suchen.

Bis zu 500 Fälle

Die KSV1870-Standortleiterin geht davon aus, dass die Zahl der Privatkonkurse mittelfristig steigen wird. Bis Jahresende rechnet sie mit bis zu 500 Fällen, was etwa 30 Verfahren mehr wären als noch 2023 und so viele wie vor der Pandemie (2019: 502 Fälle). Wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht ändern, könnte es in den kommenden Jahren auch eine noch deutlichere Steigerung geben, meinte Nesensohn.