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Wandertipp: Alpwanderung von Damüls nach Au

13.07.2024 • 08:00 Uhr
Wandertipp Alpwanderung von Damüls nach Au
Der Felsweg hinunter zum Kraftwerk bei Leue, fast wie im Dschungel. Vylet

Hertha Glück und Gerhard Vylet kommen auf ihrer Wanderung durch das Argental an sechs Alpen vorbei und lassen sich von verschiedenen Biotopen überraschen.

Neue Wege zu beschreiten, bringt auch einen Wechsel der Perspektiven mit sich. Scheinbar bekannte Gegenden zeigen sich dadurch von einer bisher unbekannten Seite. So kann man sich bei dieser Wanderung an einer wunderbar vielfältigen Natur erfreuen, die man so vielleicht nicht kennt.

Ein Moor und drei Alpen

Direkt bei der Bushaltestelle in Damüls kann man sich beim Tourismus-Büro mit Informationen und im Dorfladen mit Proviant ausrüsten, bevor es auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit der Wanderung losgeht. Der erste Abstieg bringt einen in den Wald, wo es nach rechts zur Straßengalerie geht. Neben der Straße ist es ein breiter Weg, der ein Stück bergauf führt, um dann nach links, in Richtung Tiefenwald zu schwenken. Die Alpstraße ist bis zum Ziel in Au zugleich Rad- und Wanderweg.

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Die Vordere Kriegbodenalpe mit Blick auf die Nordwand des Zitterklapfen. Vylet

Teile des Biotops Hochmoor Tiefenwald sind in diesem ersten Teil der Wanderung zuerst unter dem Weg und dann direkt daneben zu sehen. Verschiedenste Blumen können dort direkt am Wegesrand fotografiert werden. Hat man das Waldstück hinter sich gelassen, öffnet sich der Blick talauswärts auf Hirschberg, Mittagsfluh und Diedamskopf. Gemütlich schlendert man an den Bödmen Alpen (Mutterkuhweiden) vorbei auf das Tal des Äfinbachs zu. Eine Sage berichtet vom Geist eines „Markenrücker“, also einem, der einen Grenzstein versetzt hatte. Auf welcher der drei Bödmen Alpen sich dies zugetragen hat, wird nicht berichtet. Jedoch ist bekannt, dass ein Senn ihn erlöst hat.
Bei der dritten Bödmen Alpe überspannen zwei Materialseilbahnen das Tal. Eine versorgt diese Alpe, die andere bedient die darüber liegende Sättelealpe.

Wilde Bäche und urige Alpen

Bis zur Untere Gumpenalpe ist wieder ein Anstieg zu bewältigen. Zahlreiche Blumen wie etwa das kleine Wintergrün sorgen dabei für Abwechslung. Kurz vor der Alpe bemerkt man, dass die EU hier die Erhaltung des Schutzwaldes gefördert hat und wird über eine Wildruhezone informiert. Nach der Gumpenalpe verliert man wieder an Höhe, überquert die Gebirgsbäche Gumpen- und Kriegbodenbach. Ebenfalls wildromantisch zeigt sich der Äfinbach, zu dem ein letzter Aufstieg zu bewältigen ist. Hinter der Vorderen Kriegbödenalpe ragt am Talschluss der Zitterklapfen mächtig empor. Die kleine Brücke wird vom Hl. Nepomuk beschützt.

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Die Alpe Schneeloch und die Spitze der Kanisfluh. Vylet


Wie sich der Wildbach durchs Tobel schlängelt, ist vom steil abfallenden Gelände aus gut zu sehen. Ab der Schneelochalpe zeigen sich Klippern und Kanisfluh immer wieder. Die Alphütte hat sich in den letzten 70 Jahren kaum verändert, nur der einst schmale Fußweg ist zur Forststraße angewachsen. Stets verliert man leicht an Höhe, durchschreitet ein Wald, den man bei einer eindrücklichen Wildfütterung wieder verlässt und passiert drei weitere Alpen bzw. Vorsäße. Dabei hat man das Argenvorsäß stets im Blick. Unter diesem endet das Weidegebiet, der Wald des Argentobels beginnt. Das Gelände fällt sehr steil ins Tobel ab, der Weg ist streckenweise in den Felsen geschlagen. Die Farbvarianten des verwitternden Gesteins und dessen Form sind ein Kontrast zum lieblichen Grün der Umgebung. In einer Nische ist eine Marienfigur auszumachen. Auf dem Weg zum Argenbach kann man vielleicht sehr seltene Libellen beobachten, die gestreiften Quelljungfern. Am alten Kraftwerksgebäude ist man beinahe schon am Ziel. Die Busstation ist nur wenige Meter, jedoch das Zentrum von Au 20 Minuten entfernt.

Kurzbeschreibung

Besonderes: Diese abenteuerliche Tour führt entlang geisterhaften Alpen, seltenen Quelljungfern, sprudelnden Wildbächen und überraschenden Perspektiven.
Anforderung und Gehzeit: circa vier Stunden Gehzeit, etwa 230 Höhenmeter Auf- und circa 815 Höhenmeter Abstieg auf dem fast 13 km langen Wegverlauf
Markierungen: weiß–gelb, kurz weiß-rot-weiß
Charakter der Wege: Straße, Forststraße, Schotterweg
Kultur und Natur: Moor-, Wald- und Bach-Biotope; sechs Alpen, ursprüngliche Gebirgsbäche
Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung, Jause
Einkehrmöglichkeiten: unterwegs keine, verschiedene in Damüls und Au
Start und Ende: Start Damüls Bushaltestelle „Kirchdorf“ der Linien 851 und 570, Ende in Au bei der Bushaltestelle „Leue“ Linie 851

Rund um die Tour: Eine geflügelte Begegnung

Die Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster Bidentata) kommt nur in Europa vor und gehört mit ihren bis zu 10 Zentimetern Flügelspannweite zu den Großlibellen. Sie ist die einzige Libellenart, die im Wald anzutreffen ist. Sie lebt als „Lebensraum-Spezialistin“ an kleinen Quellaustritten, Bächen oder Quellsümpfen im Wald. Die Art ist in ganz Europa aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraums stark gefährdet. In Vorarlberg zählt diese Libelle zu den geschützten Tierarten. Erkennen kann man sie an den mit nur einem gelben Streifen versehenen schwarzen Hinterleibssegmenten. Zur Zweigstreiften Quelljungfer unterscheidet sie sich durch das schwarze Hinterhauptdreieck und dem namensgebenden Streifen am Hinterleib. Beim Weibchen überragt der Legstachel den Hinterleib.

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Die schillernde Schönheit: Die Gestreifte Quelljungfer. Vlet

In der Paarungszeit fliegen die männlichen Libellen auf der Suche nach einer Partnerin sehr nahe über dem Wasser. Nach dem radförmigen Paarungsflug werden die Eier von den Weibchen mit dem Legstachel in den Boden des Gewässers gelegt. Diese entwickeln sich zu Larven. Die längste Zeit ihres Lebens verbringen die Libellen im Larvenstadium im Wasser. Dabei ernähren sie sich von anderen Insekten. Fünf bis sechs Jahren dauert die Entwicklung der Larve, bevor sie sich in eine flugfähige Libelle verwandelt. Dies geschieht etwa im Mai oder Juni. Nach der Metamorphose ist die Libelle bis August auf Waldwegen oder Lichtungen im Flug zu sehen. Dabei macht sie Jagd auf Insekten. Nach kurzen Flügen legt sie immer wieder Pausen auf Zweigen oder Pflanzenstielen ein. Als fliegende Libelle lebt sie nur wenige Wochen, in denen wir uns freuen, sie im Flug beobachten zu können.

Pflanzenkunde

Das Kleine Wintergrün (Pyrola minor) wächst auf lockerem Boden in Fichten oder Kiefernwälder. Die seltene Pflanze ist ausdauernd und verbreitet sich durch Flugsamen oder Wurzelausläufer. Die duftlosen Blüten sitzen traubig am bis zu 20 Zentimeter hohen Stiel. Die Bestäubung erfolgt durch Fliegen und Käfer. Es lebt in einer Symbiose mit einem Wurzelpilz. Dieser bringt ihm zusätzliche Mineralien und Eiweiß, im Gegenzug bekommt der Pilz dafür Kohlenhydrate.

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Das Kleine Wintergrün lebt in einer Symbiose mit einem Pilz. Vylet

Quellen: vmobil.at; naturvielfalt.at; libellenwissen.ch; Lexikon der Pflanzen, Jüngling – Seibold – Paysan, 1980; Vorarlberger Landesbibliothek – Landesrepositorium; Karte: BEV 1224 Ost Bezau