Laufend Unwetter: Warum der Handyalarm stumm bleibt

Ein Handyalarm könnte bei Unwettern Leben retten. Doch das existierende Warnsystem bleibt stumm – und das neue dauert noch.
Der Himmel wird dunkel, Minuten später kommen die Wassermassen. Derzeit vergeht keine Woche, ohne dass heftige Gewitterzellen in Österreich Dörfer überfluten, Hänge ins Rutschen bringen und Menschenleben gefährden. Nie bleibt viel Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen. Helfen könnte ein Alarm aufs Handy. Seit mehr als zwei Jahren schreibt die EU so ein Warnsystem vor, Länder wie Holland arbeiten längst damit. Aber in Österreich hakt es. Noch dazu bleibt der existierende Warndienst „Katwarn“ bei Flutkatastrophen wie zuletzt in Deutschfeistritz stumm.
Zuerst zum neuen System: Der damalige Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky kündigte es immer wieder groß an. Es sieht vor, dass Menschen in einem Katastrophengebiet über Sendemasten eine Nachricht aufs Handy bekommen. Cell-Broadcast-Technologie nennt sich das. Die Rede war vom Start im Frühjahr, dann im Sommer, nun soll gerade einmal der Testbetrieb noch 2024 starten, heißt es vom Innenministerium. Aus Sicht von A1 und den Ländern Steiermark und Kärnten könnte man zumindest am 5. Oktober, zum nächsten Zivilschutzprobealarm, starten.
Verzögerungen und Komplikationen
Warum dauert alles so lange? Man habe Infrastruktur für die Technologie aufbauen und klären müssen, wer wann warnt, so das Ministerium. Generell sind die Länder für Katastrophenschutz zuständig, wobei der Informationsfluss zwischen Ländern und Bund bisher kompliziert gewesen sei, ist zu vernehmen. Die Länder handeln im Ernstfall verschieden.
Das zeigt sich bei „Katwarn“. Auf das existierende Warnsystem hat das Ministerium immer wieder verwiesen. Man muss sich dafür anmelden, beworben wurde es nur zum Start 2017. Heute hat Katwarn nur 114.000 Nutzer.
Ein vergessenes Warnsystem?
Es gibt Bundesländer, die noch nie über das System gewarnt haben, weiß Bernhard Niedermoser vom staatlichen Wetterdienst Geosphere Austria. „Katwarn ist in Vergessenheit geraten“, meint Harald Eitner vom steirischen Katastrophenschutz. Es eigne sich nicht für lokale und kurzfristige Warnungen, sagen der Kärntner Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner und Niedermoser.
Für Hannes Kern, der sich im Forschungsnetzwerk „Disaster Competence Network Austria“ mit Katastrophenschutz beschäftigt, ist klar: „Wir hinken in Österreich hinterher.“ Vom neuen System erhoffen sich alle zumindest Verbesserung: Alle Handynutzer könnte man dann vor Katastrophen warnen.