Wandertipp: Fürstlich in den Nenzinger Himmel

Hertha Glück und Gerhard Vylet erfreuen sich auf dieser Tour von Malbun in den Nenzinger Himmel an der Gebirgslandschaft des Rätikons und der Blumenpracht.
Nun, da nur noch wenige Schneefelder das Wandervergnügen im Hochgebirge trüben, stehen wieder Gipfeltouren auf dem Wanderprogramm. Bei dieser Wanderung von Liechtenstein nach Vorarlberg ist es der Augstenberg, der auf dem „Fürstin-Gina-Weg“ erklommen wird.
Ob man in Malbun bei „Jöraboden“ oder der Endhaltestelle „Zentrum“ startet, das erste Etappenziel ist das Sareiserjoch. Ab dem Sareiser Lift geht es auf der Kurstraße leicht ansteigend ins Tal. Sareiserjoch und Augstenberg sind am Wegweiser zu finden. Eine Tafel informiert über die Mutterkuh-Weide der Turna Alpe. Bei der Alphütte erreicht man links ab die Bergstraße und nach einer Kehre den „Fürstin-Gina-Weg“, der hinauf zum Joch und weiter bis zur Pfälzer Hütte führt.
Über den Bergrücken zum Gipfel
War der frühe Aufstieg noch im Schatten, wird man jetzt auf dem Grat von der Sonne gewärmt. Am Weg zum Gipfel verrät die violett-orange Alpenaster, dass sich auch das Edelweiß hier wohlfühlen würde. Links zeigt sich unten der Nenzinger Himmel, darüber der Höhenzug vom Fundelkopf bis zum Panüeler.

Kurzbeschreibung
Besonderes: Wildromantische Tour, die Freunde der Fauna und Flora und das Wanderherz höherschlagen lässt.
Anforderung und Gehzeit: Ca. fünf Stunden, etwa 762 Höhenmeter Auf- und rund 1000 Höhenmeter Abstieg, trittsicher, schwindelfrei sollte man sein.
Charakter der Wege: Forststraße, Schotterweg, Waldweg, Alpiner Steig
Kultur und Natur: Pflanzenschutzgebiet Gamperdonatal und Malbun, Pfälzer Hütte
Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung, Sonnenschutz, Wanderstöcke, Jause, Fotoapparat für Blumen, Fernglas für Tiere
Einkehrmöglichkeiten: Pfälzer Hütte, Alpengasthof Gamperdona
Start und Ende: Malbun, Haltestelle „Jöraboda“ oder „Zentrum“ LIEmobil Linie 21 ab Vaduz, Ziel Alpengasthof Gamperdona, Bus nach Nenzing muss telefonisch bestellt werden: 05525 62594
Rechts sind Alvier und Säntis zu sehen. Den Augstenberg im Blick kommt man ander kleinen Senke beim Spitz vorbei, in der vielleicht noch etwas Schnee liegt. Danach folgt ein kurzer Abstieg, bevor man über den Bergrücken den Gipfel erreicht. Für eine Pause wird man dort sicher ein Plätzchen finden. Nun ist die Pfälzer Hütte nicht mehr weit. Unterwegs wechseln sich schmale Abschnitte durch steile Grashänge mit breiteren im felsigen Gelände ab. Der letzte Teil ist mit einem Seil gesichert.
Am Bettlerjoch bei der Pfälzerhütte angekommen, ist eine weitere Gelegenheit Rast zu machen. Direkt an der Grenze von Österreich und Liechtenstein gelegen erinnert der Name an den sagenumwobenen Brauch des Bettelns um Butterschmalz. So soll es jenen die kein Vieh besaßen, einst erlaubt gewesen sein auf den Alpen um Butterschmalz zu betteln. In der Überlieferung kamen die Schmalzbettler vom Nenzinger Himmel zu den Alpen Gritsch, Gapfahl und bis nach Sücka.

Pfälzer Hütte am Bettlerjoch
Die Pfälzerhütte am Bettlerjoch wurde 1928 eröffnet. Die Vorarbeiten dafür begannen 1925 als der Pfälzischen Sektion (Ludwigshafen) des Deutsch- Österreichischen Alpenvereins die Genehmigung für den Bau einer Hütte erteilt wurde. Die Schaaner Alpgenossenschaft Gritsch trat eine Parzelle ab und Landesfürst Johann II. stiftete das Bauholz aus dem Sücka Wald. 1926 ging Ernst Sommerland als Sieger des Architekturwettbewerbs hervor. Die Hütte ist ein frühes Zeugnis moderner Architektur in Liechtenstein. Die Bruchsteine des 60 Zentimeter dicken Mauerwerks wurden vor Ort aus dem Felsen gesprengt. 1950 kaufte der Liechtensteiner Alpenverein die Hütte, seit 1964 können der Pfälzer und Liechtensteiner Alpenverein die Hütte gleichberechtigt nützen. Die etwas südlich platzierte Schutzhütte „Adler“ wurde 1935 als Stall und Abstellraum gebaut und wird heute als Winterraum genutzt. Die Hütte ist ungefähr ab Mitte Juni bis Mitte Oktober geöffnet.
Das Pflanzenschutzgebiet Gamperdonatal schließt direkt an jenes Liechtensteins an. In Liechtenstein ist das gesamte Alpengebiet als Pflanzenschutzgebiet ausgewiesen. In Vorarlberg gibt es drei solcher Schutzgebiete, eines davon ist das Gamperdonatal. Hier finden sich sehr selten und daher geschützte Pflanzen wie der Alpenmannstreu, die Feuerlilie, der Türkenbund oder die Alpenscharte. In Liechtenstein und Vorarlberg gilt bei dieser Tour das Wegegebot. Ausgraben, Pflücken oder Abschneiden von Pflanzen ist nicht erlaubt, damit wir alle uns noch lange an dieser Vielfalt erfreuen können.
Quellen: naturvielfalt.at; alpenverein.li; Alpenpflanzen und ihre Lebensräume, Peter Mertz, Haupt Verlag; Namenbuch des historischen Vereins Liechtenstein; Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein; Karte: Swisstopo 1136 Drei Schwestern und 1156 Schesaplana
Die wilde Meng
Ohne Butterschmalz, dafür mit Wanderlust wechselt man von der Terrasse der Hütte auf den Weg zum Nenzinger Himmel. Man beginnt beim Grenzstein und Wegweiser wieder an Höhe zu verlieren. An manchen Stellen hat das Geröll den Weg ins Tal gesucht und dabei den Wanderweg überrollt, der aber immer noch gut zu gehen ist. Wie zuvor auf dem Weg zur Hütte, können direkt am Wegesrand selten schöne Blumen fotografiert werden. Läusekraut, Alpen-Süßklee, verschiedene Enziane, Orchideen und viele andere sind die Farbtupfer in den grünen Bergwiesen.
Durch den Wald kommt man Im Zickzack schnell bergab zur Meng. Über einen Steg wird der Wildbach gequert. Auf der folgenden Forststraße schlendert man nun gemütlich dem Ziel der Wanderung, dem Alpengasthof Gamperdona zu. Nach kurzer Strecke bemerkt man, dass ein Abschnitt der Straße neu planiert wurde. Es zeigt, welche Kraft die fröhlich plätschernden Gebirgsbäche bei regnerischem Wetter entfalten können. Hat man den Talboden erreicht, kann man zurückblicken und sich an der Kraft des Wassers erfreuen, wenn es den Stüber Wasserfall herunterstürzt. Im Gasthof angekommen, können die betrachteten oder auch fotografierten Blumen mit jenen auf der Informationstafel über streng geschützte Pflanzen verglichen werden. Auf jeden Fall kann man hier den Wandertag wunderbar ausklingen lassen.

Feuerlillie
Die Feuerlilie (Lilium bulbiferum) ist streng geschützt und wird bis zu 90 Zentimeter hoch. Die schmalen Blätter sind wechselständig am Stiel angeordnet.
Die geruchlose Blüte besteht aus sechs aufrechten Blütenblättern und leuchtet in kräftigem Orangerot. Im weit geöffneten Blütentrichter sind Griffel und Staubblätter gut zu sehen. Die Bestäubung erfolgt durch Tagfalter, die mit ihrem Rüssel in die Nektarrinne der Blütenblätter gelangen können.