Campingwille mit einigen Hindernissen

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.
Die Vorstellung, durch die Lande zu tuckern und überall, wo man möchte anzuhalten, um neue Luft einzuatmen, neugierig Fremdes zu erkunden und die große weite Welt besser verstehen zu lernen, gefällt mir sehr. Jetzt stand bei meinem Erstvater in Niederösterreich ein alter Wohnwagen. Fahrtauglich, innen noch zu pimpen, aber mit Zulassung und allem was dazugehört, um diesen zu mir nach Haus zu transportieren. Sonntags war es soweit. Die alte, aber hübsche Dame mit drei Schlafplätzen verkuppelte ich mit meiner Anhängevorrichtung.
Beim Anstecken des Hängers aber die bittere Erkenntnis. Frau Wohnwagen ist natürlich schon so alt, dass sie mit meinem Jungspund an Auto nicht mehr kompatibel ist. Ein Adapter für den Stecker muss her. Am Sonntag unmöglich. Also wird die Abreise verschoben auf Montag früh.
Im Autozubehörgeschäft war ich wieder einmal die einzige Frau als Kundin. Der Vorteil: Man wird immer extra freundlich behandelt als bunte Hündin in der Männerwelt. Ich bekam einen Adapter – und ab zum Wohnwagen. Anhängen, Adapter einst… Nein. Einstecken ging nicht. Meine Anhängekupplung war so knapp unter dem Auto montiert, dass ich die Klappe der Steckdose zu wenig weit öffnen konnte, um ein Eindrehen des „Verbindungsgliedes“ zu ermöglichen. Also wird zu Papas Autowerkstattfreund gefahren. Er richtet es souverän. Super! Hänger wird angesteckt, Licht getestet. Blinker geht nicht! Mein Vater, der Landjunge, meinte trocken: „Fahrst halt ohne!“, was ich ebenso trocken ablehnte. Spurwechsel mit Hänger ohne rechten Blinker – nicht mit mir! Also ab in die zweite Werkstatt. Die hatten inzwischen Mittagspause. Danach dauerte es noch etwas mehr als eine Stunde, bis – im wahrsten Sinne des Wortes – der Kontakt wieder hergestellt war. Die Dame blinkte. Inzwischen war es drei Uhr nachmittags und ich hatte, sozusagen, meinen Anhänger im Schlepptau.
Nach mehrmaliger Frage meiner Tochter, warum wir immer auf der gleichen Spur fahren und uns dauernd Lkw überholen, sind wir um 0.30 Uhr in Vorarlberg angekommen. Jetzt steht er bei mir, der Wagen. Und tataaa, wie könnte es anders sein: Bei einem Gespräch über Reisen, Camping und Sternenhimmel vergaß ich gedankenverloren den Hängerschlüssel samt Zulassung auf meinem Autodach. Den Rest kann man sich denken. Die Polizeistellen und Fundämter sind informiert. Jetzt steht der Wohnwagen noch immer da, aber ich komme nicht hinein. Was genau will mir das Universum sagen? Ich gehe mal davon aus, dass es meinen Campingwillen auf die Probe stellt. Na warte! Ich gebe nicht so schnell auf.
Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalistin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.