“Kleiner Löwe” in Bregenz zeigt sich ganz groß

Das Stadthotel „kleiner Löwe“ in Bregenz hat die Pforten geöffnet. Die NEUE besuchte Geschäftsführerin Lisa Rümmele im charaktervollen Gebäude.
Seit über 200 Jahren prägt die Fassade des Hauses am Kornmarktplatz 5 das Bregenzer Stadtbild. Ursprünglich als Brauerei genutzt, diente das Gebäude später unter anderem als Kino, Möbelhaus, Bank und Nachtclub.
Über viele Stationen zurück zum Ursprung
Die Geschichte des Stadthotels „kleiner Löwe“ beginnt vor rund 200 Jahren. Das Gebäude wurde gegen 1820 als Brauerei errichtet, dem Gasthaus „Zum goldenen Löwen“ zugehörig. Das Gasthaus wurde in den frühen 1970er-Jahren abgerissen, die Brauerei blieb erhalten. Bier gebraut wurde dort aber nur bis ins frühe 20. Jahrhundert, bevor der Betrieb zum ersten Kino der Stadt Bregenz, dem „Löwen Kinematograf“, umgemünzt wurde. Danach hat das Haus am Kornmarktplatz 5 weitere Wandlungen durchlebt: von einer Bank über einen Möbelhandel und Feinkostladen, sowie in jüngerer Vergangenheit als Bar und Nachtclub.
Nach einem Brand 2013 stand das Haus einige Zeit leer und mit dem Stadthotel„kleiner Löwen“ kehrt es nun wieder in seine ursprüngliche Funktion, dem Gastgeben, zurück.
Nach einem Brand im Jahr 2013 stand es leer. Doch nun haben Johannes Glatz und Lisa Rümmele der Immobilie in der Bregenzer Innenstadt neues Leben eingehaucht: Mit einer Wohnung, dem Stadthotel „kleiner Löwe“ und einem öffentlich zugänglichen Salon im Erdgeschoss.

Der Startschuss
Alles begann im Jahr 2015. „Johannes saß mit einem Freund im Museumscafé am Kornmarktplatz und blickte auf die Brandruine gegenüber“, erzählt Lisa Rümmele. „Er fragte sich, warum dieses Gebäude an einem so zentralen Ort leer steht und wem es gehört. Er ging der Sache nach und nach Gesprächen mit den Eigentümern kaufte er das Grundstück“, berichtet die 41-Jährige. „Wir waren damals frisch verliebt, und er fragte mich vor dem Kauf, ob ich mir vorstellen könnte, in der Stadt zu leben. Ich sagte ja, und das war der Startschuss für unser Projekt. Zuerst stand die Wohnung im Fokus.“

Die Idee mit dem Hotel kam später. „Wir überlegten, wie wir die weitere Nutzung gestalten sollten. Ein öffentlicher Raum war uns dabei wichtig. Bezüglich Hotel waren wir Quereinsteiger, haben uns aber gut vorbereitet“, so Rümmele.
„Ich habe eine Hotelmanagement-Ausbildung gemacht und wir haben viel recherchiert, mehrere Hotels im deutschsprachigen Raum besucht und uns mit den Eigentümern und Angestellten unterhalten. Schließlich entschieden wir uns für das Stadthotel „kleiner Löwe“. Johannes bringt viel unternehmerisches Know-how mit, ich sehe mich in erster Linie als Gastgeberin. Die Geschäftsführung teilen wir uns.“

Prominentes Architekturbüro
Die Neugestaltung darf man als kleine Sensation bezeichnen. Der „kleine Löwe“, die Wohnung und der Salon wurden vom renommierten Architekturbüro Herzog & de Meuron entworfen. Das Schweizer Büro ist bekannt für Bauten wie die Tate Gallery of Modern Art in London, die Elbphilharmonie in Hamburg und das Olympiastadion in Peking. Nun reiht sich auch das Bregenzer Stadthotel „Kleiner Löwe“ in diese Liste ein. „Zu Beginn war es eine Träumerei. Johannes ist ein Architekturfan und Herzog & de Meuron sind seine Lieblingsarchitekten. Der Kontakt kam über einen gemeinsamen Freund zustande“, berichtet Rümmele. „Nach einem ersten Treffen in Basel wussten wir lange nicht, ob sie den Auftrag übernehmen würden. Kurz nach der Geburt unseres ersten Kindes sagten sie zu. Das war eine doppelte Freude.“

Angenehme Zusammenarbeit
Nach längerer Planungsphase, in der Herzog & de Meuron alles übernahmen – von der Restaurierung der originalen Fassade bis zur Innenarchitektur und den Möbeln – begannen Anfang 2022 die Arbeiten. „Die Fassade hat sich über die Jahre immer der Nutzung des Gebäudes angepasst, so auch diesmal mit der neuen schlitzartigen Öffnung im zweiten Stock“, erklärt Rümmele, die zuvor jahrelang als Journalistin tätig war. Wie war die Zusammenarbeit mit dem weltbekannten Architekturbüro? „Sehr angenehm und wir konnten uns viel einbringen. Es war eine Art Ping-Pong zwischen uns und den Architekten. Mittlerweile hat sich auch eine Freundschaft entwickelt.“


Nun ziert ein Schmuckstück den Kornmarktplatz in Bregenz. Besonders hervorzuheben ist das imposante Tonnendach mit 30 Holzbögen. Die beiden oberen Stockwerke des fünfstöckigen Neubaus sind privater Wohnraum. Darunter befinden sich zwei Hoteletagen mit je vier Zimmern, die zwischen 22 und 29 Quadratmeter groß sind und entweder den Blick auf den Pfänder oder den Kornmarktplatz in Richtung Bodensee freigeben. Die Gestaltung der Zimmer folgt einem klaren Konzept, doch jeder Raum besticht im Detail und trägt seinen eigenen Charakter. Im Erdgeschoss öffnet sich ein Raum zur Vorder- und Rückseite: Rückseitig der grüne Garten, vorn der Blick auf den Kornmarktplatz. Der Salon steht allen Besuchern offen.


Externe Gäste willkommen
Angeboten wird den Hotelgästen ein Frühstück im Salon, das von Milena Broger und ihrem dänischen Ehemann Erik Pedersen, die beide seit 2020 im Restaurant Weiss in Bregenz kochen, bestückt wird. Die als Jurorin aus der ZDF-Küchenschlacht bekannte Broger „hat sich dafür sogar eine neue Croissant-Maschine angeschafft“, weiß Lisa Rümmele, die mit Lebenspartner Johannes Glatz und ihren beiden Söhnen (vier und sieben Jahre) Ende Mai in ihre neue Wohnung eingezogen ist. Externe Gäste sind von Dienstag bis Samstag ab elf Uhr herzlich willkommen. Es gibt Kaffee, eine kleine Getränkekarte und frische Croissants, solange der Vorrat reicht. Seit dem 5. April hat das Stadthotel „kleiner Löwe“ seine Pforten geöffnet. „Es ist sehr gut angelaufen, mit vielen unterschiedlichen Gästen aus aller Welt: Deutschland, die Schweiz, den USA, England, Monaco, Argentinien, Kanada, Japan, Südkorea, Skandinavien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Besonders gefreut haben mich auch die vielen Vorarlberger Gäste“, sagt die Geschäftsführerin des kleinen, schmucken Stadthotels.

„Das positive Feedback der Gäste bestärkt uns in unserem Konzept und auch als Team.“ Die letzte Zeit brachte große Veränderungen mit sich. „Wir sind mit der Familie umgezogen und ich bin jetzt Hotelchefin. Aber es läuft bestens. Die Familie fühlt sich wohl, unser älterer Sohn hat auch schon Kaffee serviert, und ich habe tolle Mitarbeiterinnen, auf die ich mich verlassen kann. Ich bin gerne Gastgeberin und liebe den Austausch mit Menschen. Mit dem Hotel holen wir uns die Welt ins Haus.“