Es werde Licht und WLAN, die Suche nach Strom

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.
Beim Kaffeetrinken sitze ich meist in meiner Küche, den Laptop vor meiner Nase, und gucke mir online das Weltgeschehen an. Fällt dann von einem Moment auf den anderen das WLAN aus, kann mich das schon missmutig stimmen. Kommt dann auch noch meine Tochter aufgelöst in die Küche und meint, dass kein Licht mehr in ihrem Zimmer geht und – noch viel schlimmer – sich ihr Telefon nicht mehr aufladen lässt, kann ich mitunter auch noch einen kleinen Fluchlaut ausstoßen. Aber man – also ich – meinte zumindest, dass dieses Problem schnell zu lösen sei, denn es hat wohl nur eine Sicherung geschossen. Ein Blick in den Sicherungskasten überzeugt. Der FI-Schalter hatte sich brav nach unten gekippt. Nun galt es, den Übeltäter zu finden. Ich schaltete vorbildlich sämtliche Sicherungen aus und den FI wieder ein und dann, nach und nach, wieder jeden einzelnen der Stromkreis-Überlastungswächter ein. Bei zweien schmiss es mir wieder den FI. How, how, how! Ich hatte die Problemstellen gefunden. Aber jetzt wusste ich nicht wirklich weiter. Ich konnte die Sicherungen nicht zuordnen. Also schickte ich meine Tochter los, alle Geräte einmal auszustecken. Ich musste in etwa fünf Minuten in die Arbeit, und die Zeit war knapp. Die Mädels den Abend im Dunkeln sitzen zu lassen, damit sie womöglich ein Buch mit Taschenlampe lesen, erschien mir wie eine surrealistische Idee aus einer anderen Welt. Tochter 2 „entsteckte“ in Windeseile alle Geräte. Jetzt sollte es gehen. Bei Sicherung 8 und 10 schmiss es mir wieder den FI. Jetzt machte sich pure Verzweiflung breit. Wieso? Wieso? Wieso? Der Anruf eines lieben Bekannten brachte mir den Hinweis, dass es oft ein Licht sei, das zickt. Aber ich hatte doch alle abgedreht? Noch einmal gingen wir alle Zimmer durch. Kein Licht war an. Aber durch diese Suche entdeckte ich, dass ein Dreierstecker-Verlängerungskabel noch an eine Steckdose in meinem Hauptverdächtigen-Zimmer angeschlossen war. „Hüfts nix, schods“ nix, dachte ich mir und entstöpselte das Ding vom Stromnetz. Und siehe da, alle Sicherungen blieben oben. Der Mädels-Netflix-Abend war gerettet, und ich hetzte verspätet in die Arbeit, mit dem Gedanken, dass ich mir wirklich Sorgen gemacht hätte, die Kids ohne Strom im Haus zu lassen. Wie abhängig wir schon sind von dieser Energie, die uns die Nacht zum Tag werden lässt und ebenso ein großer Teil der Verbindung zur Außenwelt geworden ist. Kann man mit bald 50 noch eine Elektrikerlehre machen? Nur zur Sicherheit?
Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalistin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.