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„Es hat sich nichts getan“

30.08.2024 • 07:00 Uhr
Windhauch, Remise
Ein Blick in die Ausstellung in der Remise Bludenz. Heinzle (6)

Lothar Ämilian Heinzle dokumentiert in einer Ausstellung in Bludenz sein großes Landart-Projekt.

Vor zwei Jahren hat der 1951 in Bludenz geborene, in Wien lebende Vorarlberger Künstler und Designer Lothar Ämilian Heinzle im Bludenzer Rungeliner Wald ein Landart-Projekt realisiert. Er hat dort einen rund 40 Tonnen schweren Stein etwa einen halben Meter von einer Kante entfernt platziert und ihn mit der Aufschrift „Windhauch“ versehen. Dazu hat er ausgehend von einem Zitat 30 Steine in einem Bachbett im Grubser Tobel verlegt.

Lothar Aemilian Heinzle
Lothar Aemilian Heinzle, der geborene Bludenzer, ist Künstler und Designer.

„Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ lauten die 2000 bis 3000 Jahre alten Zeilen aus dem Nahen Osten, die Heinzle fasziniert haben. Sie stammen aus dem Buch Kohelet, das im Alten Testament zu den Büchern der Weisheit gezählt wird. Den letzten Satz davon hat der Künstler mit jeweils einem Buchstaben auf den Steinen im Flussbett angebracht. Und auch das finale „Windhauch“ hat seinen Ursprung in derselben Quelle: „Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch.“

„Cooles“ Zitat

„Als ich vor einiger Zeit auf das Zitat gestoßen bin, war ich begeistert“, erzählt er. „Über 2000 Jahre sind vergangen und es hat sich nichts getan“, stellt er in Hinblick auf die Aktualität der Sätze fest. „‚Es gibt nichts Neues unter der Sonne‘ fand ich einfach cool“, so Heinzle.

Windhauch, Remise
Ein Still aus der Dokumentation des Arbeit.

Sein Kunstprojekt unterliegt ganz bewusst einem Transformationsprozess bzw. sind die Veränderung, der Wandel Teil davon. „Mittlerweile sind einige der fünf bis zehn Tonnen schweren Steine schon 50 Meter weiter verfrachtet worden und auch über den Wasserfall gefallen“, erzählt der Künstler. Ihm geht es nämlich auch darum, Transformationsprozesse in der Natur sichtbar zu machen. Derartige Veränderungen nehme man häufig nicht wahr. „Ich habe aber 30 Punkte fixiert und da sieht man, mit welcher Gewalt die Natur dort arbeitet.“

Dokumentation

Bis 8. September ist nun in der Remise in Bludenz eine Ausstellung zu sehen, mit der Heinzle sein „Windhauch“-Projekt dokumentiert. An einer Wand des Ausstellungsraums läuft ein Video, in dem der Arbeitsprozess bei der Errichtung dargestellt wird. Dazu kommen Zeichnungen und Frottagen. Bei Letzteren hat er die „Gesichter“ der Steine abgerieben und eingefangen. Auch Fotos und Installationen sind zu sehen – Werke, die sich auf vielfältige Weise dem Projekt „Windhauch“ nähern und es darstellen und festhalten.

Windhauch, Remise
Stills aus dem Video über die Errichtung des Landart-Projekts (3).
Windhauch, Remise
Windhauch, Remise

Für Heinzle ist das Thema mit dieser Ausstellung, zu der auch ein Katalog erscheint, aber noch nicht abgeschlossen. „Das ist sicher nicht die letzte Arbeit, die ich dazu mache“, betont er.

„Windhauch“ von Lothar Ämilian Heinzle. Bis 8. September, Remise Bludenz, jeweils von Mittwoch bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr.