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Spätsommer im Großen Walsertal

31.08.2024 • 14:05 Uhr
Wandertipp 546
Blick von der Schwarzen Furka auf Pitschiköpfe und Gamsfreiheit. Vylet (4)

Anfangs erfreut die raue Schönheit des Gebirges im Sonnenschein, am Schluss sorgt der verspielte Bach für eine willkommene Abkühlung.

Der Wanderhebst beginnt, während die Alpsaison ihrem Ende zu geht. In den nächsten Wochen können Wanderungen noch mit Wander-Bussen oder Bahnen gestartet werden, bevor diese endgültig ihren Sommerbetrieb einstellen. Mit einer solchen Busfahrt von Marul zur Alpe Laguz startet diese Wanderung im Großen Walsertal.

Kurzbeschreibung

Besonderes: Sonnige Wanderung durch die reizvolle und abgeschiedene Landschaft des Hochgebirges, bei der Wildtiere beobachtet werden können.
Anforderung und Gehzeit: circa fünfeinhalb Stunden Gehzeit und etwa 740 Höhenmeter im Auf- und circa 1370 Meter im Abstieg
Markierungen: weiß–gelb, weiß-rot-weiß
Charakter der Wege: Forststraße, Karrenweg, Waldweg, Wiesenweg
Kultur und Natur: das Naturschutzgebiet Faludriga-Nova, der Biospärenpark Großes Walsertal, Marulbach und die „Enge“ Schlucht
Anziehen und Mitnehmen: Sonnen-, Regenschutz, Jause, Fernglas zur Tierbeobachtung
Einkehrmöglichkeiten: Start Alpe Laguz „Laguz Stüble“, Ende Marul „Walserklause“, unterwegs keine
Start und Ende: Start Alpe Laguz, Ende in Marul Kirche, Wanderbus Linie 576 Marul Laguz

Sonniger Aufstieg

Mitten im Alpdorf Laguz, wo eine Tafel des Heimatpflegevereins über die Geschichte der Alpe informiert, steigt man aus dem Bus aus. Der erste Anstieg zur oberen Laguz Alpe kann über den Wiesenweg, der direkt am Laguz Stüble vorbeiführt, oder den rechts beginnenden Fahrweg begonnen werden. Vor einem ist das Formarin Rothorn zu sehen und ab der oberen Alpe zeigt sich auch die Rote Wand. Der Fahrweg wird schmaler, endet bei der sanierten „Scherme“, die an die einstige Bewirtschaftung der Oberalpe „In der Enge“ erinnert. Erholsam geht es nun auf dem schmalen Bergweg in leichtem Auf und Ab dem nächsten Steilstück zu. Das hügelige Gelände ist felsdurchsetzt, der Feld-Enzian bringt Farbtupfer in die schon herbstlichen Wiesen. Beim Aufstieg zum höchsten Punkt der Tour, der Schwarzen Furka auf 2199 Metern Höhe, wird noch die Geländestufe unter den Schutthängen des Hanflender überquert. Die Wegmarkierung auf den Felsbrocken und der Wegverlauf durch den Hang sind gut zu sehen. Schottrig und kräftezehrend ist der steile Weg hinauf zum Joch. Oben angekommen kann die Aussicht genossen und gemütlich und verdient gerastet werden.

Entlang des Jochgrats verläuft die Grenze des Naturschutzgebiets „Faludriga-Nova“, welches auch eine der Kernzonen des Biospärenparks Großes Walsertal ist. Unterm Joch informiert eine Tafel über die Besonderheiten dieser Landschaft. Die Weiden des gesömmerten Galtviehs sind etwas weiter unten abgezäunt. Hier hat auch der Schafberg seine Felsblöcke zu Tal geschickt. Den Rindern dienen sie als Schattenspender und manche Pflanzen haben sich darauf niedergelassen. Wieder wechseln sich flachere und steilere Passagen ab. Bevor man durchs Latschengebüsch zur Alpe kommt, sind noch die beeindruckenden Quellbäche des Faludrigabachs zu sehen.

Wandertipp 546
Der Feld-Enzian wird auch als Fransenenzian bezeichnet.

Pflanzenkunde

Der Feld-Enzian (Gentianella campestris) wird auch als Fransenenzian bezeichnet. Er ist meist zweijährig und kommt je nach Standort in verschiedenen Wuchsformen vor. Die lila bis violetten Blüten sind vierblättrig und zeigen sich vom Sommer bis in den Herbst. Die Blüte hat einen bärtigen, fransenartigen Schlund, auf den sich der Name Fransenenzian bezieht. Er wird von Bienen und Hummeln bestäubt, den Raupen des Enzian-Bläuling Schmetterlings dient er als Nahrung.

Schattiger Rückweg

Auf dem steinigen, schmalen Karrenweg beginnt der Rückweg nach Marul. Dieser windet sich zuerst in Serpentinen dem Talboden zu und bietet im weiteren Verlauf Tal auswärts eine gute Sicht auf den Bach und die gegenüberliegenden Hänge. Nachdem man das Naturschutzgebiet verlassen hat, zweigt links der Waldweg ab, geradeaus könnte man zur Bushaltestelle Fuchswald gelangen.

Wandertipp 546
Die Kühe genießen den Schatten des Gesteins.

Der schmale Waldweg bringt einen hinunter zum Laguzbach, dem man durch Ufergebüsch und Wald zur Unteren Nova Alpe folgt. Dort hat sich der wilde Gebirgsbach eine tiefe Schlucht „die Enge“ gegraben. Von zwei Brücken aus kann man zum tosenden Wasser hinunterblicken. Jetzt befindet man sich auch auf dem Walderlebnispfad Marul, der den Wanderweg mit Informationen ergänzt. Schließlich erreicht man den Spielplatz, wo man kurz vor dem Ziel vielleicht selbst eine Pause macht, bevor der Bach gequert wird. Voll mit den wunderbaren Naturerlebnissen des Tages ist der letzte kleine Aufstieg ins Dorf rasch gemeistert.

Ein besonderes Naturschutzgebiet

Das Naturschutzgebiet Faludriga-Nova besteht nunmehr schon seit 25 Jahren. Gegründet wurde es zur langfristigen Erhaltung von Wildtieren und Pflanzen in der Kernzone des Biospärenparks Großes Walsertal. Die unerschlossenen und dadurch noch ursprünglichen Landschaftskammern Nova und Faludriga sind Lebens- und Rückzugsraum für verschiedene Alpentiere. So zum Beispiel etwa Reh-, Rot- und Gamswild, Murmeltiere, Schneehasen, Steinadler, Bartgeier oder auch Schnee- und Birkhühner. Eine doch große Vielfalt.

Das Gebiet beginnt oberhalb des Marul- bzw. Laguzbachs und reicht hinauf bis zum Kamm vom Schafberg bis zur Gamsfreiheit. An den Wanderwegen sind Informationstafeln aufgestellt, die beim Betreten des Naturschutzgebietes darüber informieren und an die darin geltenden Verhaltensregeln erinnern. So kommt man nicht nur in den Genuss diese schöne Landschaft zu durchwandern, sondern kann mit etwas Glück auch vom Wanderweg aus verschiedene Tiere beobachten.

Wandertipp 546
Das Naturschutzgebiet Faludriga-Nova besteht nunmehr schon seit 25 Jahren.

Besonderes Konzept

Diese Beobachtungen sind auch wegen des hier umgesetzten Jagdkonzepts möglich. Die Eigentümer der Jagd, die Familie Baron von Gemmingen-Hornberg, haben die Jagd mit einem drei Zonen Konzept geregelt, um den Jagddruck stark zu verringern. In den Ruhezonen wird ganzjährig nicht gejagt, in den Intervallzonen auch nur dreimal im Jahr für eine Woche.

Positive Veränderung

Die Wildstandregulierung zur Erfüllung der Mindestabschüsse wird in der Regulierungszone vorgenommen. So wird auf circa 90 Prozent der Revierfläche das ganze Jahr über nicht gejagt. Das Verhalten der Tiere hat sich bereits nach wenigen Jahren positiv verändert. So sind Gams- und Rotwild wieder überwiegend tagaktiv und können dadurch gut beobachtet werden.

Quellen: naturvielfalt.at; Wiesen- und Alpenpflanzen, Dietl und Jorquera, avBuch/Agroscope; Nachtvolk und Laguzerbutz, Franz Elsensohn, Hämmerle Verlag 2004; Karte: Bev 1230 Ost Schruns