Das Bädle in Laterns: Eine Einöd soll leben

Vor gut einem Jahr erwarb die Agrargemeinschaft Rankweil-Meiningen das traditionsreiche Gasthaus Bad Laterns, genannt das „Bädle“. Wie geht es weiter?
Eine Agrargemeinschaft ist Grundeigentümerin von Waldflächen, Alpflächen, aber auch von bebauten Flächen, wie beispielsweise dem Rankweiler Heizwerk, das mit eigenem Holz mittlerweile schon über hundert Gebäude in Rankweil mit Heiz- und Warmwasser versorgt. Darunter das Landeskrankenhaus, das Seniorenheim und auch die Mittelschulen. Die Aufgaben der Agrargemeinschaft sind dann auch vielfältig: von der nachhaltigen Bewirtschaftung der Waldungen inklusive Heizwerk und Leitungsnetzbetrieb, über die Bewirtschaftung der Alpen und den Forstwegebau plus deren Erhaltung. Und – auch der Erhalt von Kulturgütern ist in der Satzung genannt.
Bisher waren davon eher Alpgebäude betroffen, bis im letzten Jahr sich die Agrargemeinschaften in einer außerordentlichen Generalversammlung entschlossen hatten, in Laterns das „Bädle“ zu erwerben und zu neuem Leben zu erwecken. Dass das nicht einfach wird, war klar. So gab es schon nach einem Jahr den ersten Pächterwechsel. Bad Laterns liegt auf 1147 Meter Seehöhe und befindet sich mit dem künstlichen See in der Parzelle „Bädle“, der Gemeinde Laterns im Laternsertal. Das Gasthaus und das darunter liegende alte Badhaus sind denkmalgeschützte Objekte.
Die Gegenwart – das Gasthaus
Bei einem Lokalaugenschein mit dem Geschäftsführer der Agrargemeinschaft Rankweil, Bernhard Nöckl, zeigt sich das Gasthaus an der Landesstraße in Richtung Furka Joch verschlafen wie eh und je. Aber innen wird gewerkelt, geputzt und vorbereitet, nachdem Oliver Neuwirt am 1. August das Gasthaus übernahm.

Das Gasthaus zeigt sich nach wie vor 50 Jahren und war damals schon alt. Man fühlt sich tatsächlich zurückversetzt in eine Zeit, die längst vergangen ist. Sowohl Böden, Täferungen aber auch das Gestühl haben wohl ihre 100 Jahre schon überschritten. Das Ambiente ist wirklich einzigartig und findet sich fast nirgends mehr so unverfälscht wie hier. Das gilt auch für die Gästezimmer in den beiden oberen Etagen, die Luxus zwar vermissen lassen – nicht einmal fließendes Wasser gibt es in den Zimmern – Geräuschdämmung gleich null, aber urig ohne Ende.
Damit wenigstens die Kälte der Vergangenheit angehört, wurden schon teilweise Heizkörper bauschonend montiert und diese sollen schon diesen Winter vom eigenen Pelletofen aus dem Stallgebäude beim oberen Parkplatz beheizt werden. Damit soll eine zukunftsträchtige Revitalisierung eines historischen Ortes den Anfang nehmen und gleichzeitig dem Tal einen touristischen Schub verleihen. Das Gasthaus bleibt ganzjährig geöffnet, die Straße wird den ganzen Winter über geräumt und direkt nach dem Gasthaus zum Furka Joch hinauf mittels Schranke gesperrt. Der Parkplatz beim Gasthaus wird schon seit letztem Jahr bewirtschaftet, wobei die Gebühr bei Konsumation im Gasthaus rückerstattet wird.

Badehaus und Denkmalamt
Das Badhaus ist eine Herausforderung, bemerkt der Geschäftsführer, und das lässt sich auch nicht schönreden. Das Dach ist teilweise undicht, das Gebäude hat sich an einer Seite stark gesenkt, die Fassade auf der Wetterseite ist teilweise nicht mehr vorhanden und innen stehen in den Räumen noch Badewannen, wie sie vor 60 Jahren zum letzten Mal befüllt wurden. Im offenen Keller befindet sich der Kupferkessel, in dem das Wasser erhitzt wurde. Für den Laien scheint das nicht mehr zu retten zu sein, aber auch das Badhaus steht unter Denkmalschutz und muss erhalten werden. Wie? Einfach substanzerhaltend, als (teilweises) Museumsobjekt oder gar als vollständig revitalisiertes Gebäude – allerdings nur mit zwei Schaubadewannen und deren Räumen, dafür mit neuen Seminar- oder Schulungsräumen. Eine ursprüngliche Kostenschätzung von 750.000 Euro für das Badhaus und eine zugesagte EU-Leaderförderung gelten auf alle Fälle als unrealistisch. Hier muss der neue Eigentümer nochmals kreativ werden, neue Ideen generieren, planen, finanzieren und dann vielleicht mittels EU- und anderer Förderungen investieren. Barbara Keiler, vom Bundesdenkmalamt in Bregenz, zeigt sich jedenfalls sehr erfreut, dass dieser schützenswerte Ort nun in verantwortungsvoller Hand ist und endlich eine Sanierung und damit auch den notwendigen und verdienten Schutz erhält.

Für alle Interessierten: Das Gasthaus hat geöffnet, die urigen Zimmer sind buchbar und der neue Wirt, namens Neuwirt, freut sich auf seinen ersten Winter an diesem besonderen, historischen Ort und seine Gäste. Dass das Bädle sich hervorragend für kleine Feiern in der Familie oder für Firmen und Vereine eignet, ist schon fast kein Geheimtipp mehr. Aber überrennen will er sich nicht lassen, das würde auch gar nicht zu diesem Ort passen, sagt der Neuwirt Oliver. Und recht hat er.
Von Kurt Bereuter