Wandertipp: Die Schönheit der Alpkultur im Gauertal

Auf den einfachen Wegen vom Berg ins Tal sorgen gastliche Hütten und überraschende Skulpturen bei Jung und Alt für ein freudiges Bergerlebnis.
Gerne schwelgt man beim Gedanken an eine Wanderung in romantischen Vorstellungen einer unberührten Berglandschaft. Bei touristisch erschlossenen Bergen wird dieses Wunschbild durch Infrastrukturbauten stellenweise getrübt. Besteigt man eine Gondel, um sich den schweißtreibenden Anstieg zu ersparen, werden Fantasie und Realität auf versöhnliche Art in Einklang gebracht. So verlässt man bei dieser Wanderung die Bergstation „Grüneck“ leichten Schrittes mit Freude auf den Tag im Gebirge.
Kurzbeschreibung
Besonderes: Einfacher, sonniger Abstiegsweg mit Informationen über die Alpwirtschaft und verschiedenen Einkehrmöglichkeiten.
Anforderung und Gehzeit: Circa dreieinhalb Stunden Gehzeit und nur etwa 120 Höhenmeter im Auf- und circa 1020 Meter im Abstieg.
Markierungen: Weiß–gelb, weiß-rot-weiß.
Charakter der Wege: Straße, Alpstraße, Waldweg, Wiesenweg.
Kultur und Natur: Themenweg „AlpkulTour Gauertal“, Biotop Porzalengawald.
Anziehen und Mitnehmen: Sonnen-, Regenschutz, Broschüre „Gauertaler AlpKulTour“.
Einkehrmöglichkeiten: Unterwegs Latschätzalpe, Sporaalpe, Lindauer Hütte, Gauertalhaus – Öffnungszeiten beachten! Verschiedene in Latschau.
Start und Ende: Bergstation Golmer Bahn „Grüneck“ – Latschau, Bus Linie 605, „Golmerbahn“.
Auf den ersten Metern hinauf zum Wanderweg hat man die große Baustelle des neuen Bergrestaurants und verschiedene Liftanlagen im Blick. Kurz nach der Abzweigung in Richtung Lindauer Hütte über den „Latschätzer Weg“ verlässt man diese Betriebsamkeit. Die gegenüber und vor einem liegende Bergkulisse beeindruckt und lässt einen wieder in die Bergromantik eintauchen.
Gauertaler „AlpkulTour“
Neben Kratzdisteln, Schafgarben und Wacholder sind auch Alpenrosen am Wegesrand zu sehen, bevor man das „Eingangstor“ des Gauertaler „AlpkulTour“-Wegs erreicht. Dieser Themenweg findet sich in verschiedenen Informationskarten mit unterschiedlichen Wegnummern. An jeder Station ist eine Skulptur aufgestellt, bei hölzernen Infosäulen wird über die Alpkultur informiert.

Der Themenweg “Gauertaler Alpkultour”
Vor nunmehr zwölf Jahren wurde der Themenweg „AlpkulTour Gauertal“ eröffnet. Bei insgesamt 13 Stationen werden verschiedene Themen der Alp- und Maisäßkultur kurz erläutert. An elf davon sind Skulpturen des Montafoner Künstlers Roland Haas aufgestellt. Bei der Oberen Latschätzalpe und der Lindauer Hütte sind keine Skulpturen aufgestellt, da die Gebäude für sich sprechen.
Anfangs lieferten einfache Plaketten mit QR-Code die Übersetzung eines Satzes in Montafoner Mundart. Wie im ganzen Montafon sind es heute die hölzernen Infosäulen, bei denen eine ausklappbare Tafel über den Wegverlauf und das jeweilige Thema vor Ort informiert. Mehr Informationen über Alpwirtschaft, Jagd und Geschichte enthält die handliche Broschüre des „AlpkulTour“-Wegs. Diese passt sicher in den Rucksack.
Die traditionelle Alpkultur den Wanderern näher zu bringen, war einer der Beweggründe, den Weg zu installieren. So soll auch das Verständnis für die damit zusammenhängenden Arbeiten und Gefahren am Berg geweckt werden. Ein anderer Grund ist die Besucherlenkung. Denn die Wege im Gauertal gehören zu jenen in Vorarlberg, die am meisten begangen werden. Den vielen Besuchern am Berg werden mit dem gut instandgehaltenen Themenweg ansprechende Wandervarianten angeboten. Dadurch soll das Verlassen der offiziellen Wanderwege, welches zu verschiedensten Problemen führt, unattraktiv gemacht werden.
Die erste Station, das „Eingangstor“, befindet sich in der Nähe der Golmerbahn Bergstation in Grüneck. Starten kann man aber auch in Matschwitz bei Nummer acht oder mit einem Marsch bergauf in Latschau.
Quellen: Eidgenössische Forschungsanstalt WSL; golm.at; Broschüre Gauertaler Alpkultur; rolandhaas.org; Karte: Bev 1230 Ost Schruns oder Aktivkarte Wandern Montafon Tourismus
Die erste Station scheint gerade renoviert zu werden. Unterwegs zur Latschätzalpe fallen einem vielleicht die ungewöhnlich gelb verfärbten Nadeln verschiedener Fichten auf. Diese sind von einem Pilz, dem Fichtennadelblasenrost befallen und werden im Herbst abfallen

Famoser Blick
An Blumen wie dem Blauen Eisenhut und dem Weideröschen erfreut und von den Skulpturen überrascht, steht man bald bei der Oberen Latschätzalpe. Hier könnte eingekehrt werden, doch zur Lindauer Hütte ist es nicht mehr weit. Der beginnende Karrenweg geht bald in einen schmalen Bergweg über, der eine steile Wiese quert und kurz vor der Oberen Sporaalpe auf den neu renovierten Alpweg trifft. Mit einem famosen Blick auf die Alpe, hinter der die Drei Türme und die Drusenfluh mächtig aufragen, langt man bei den Hütten ein, wo der Rückweg beginnt.
Eine weitere Einkehrmöglichkeit auf dem Rückweg durchs Tal ist die schon vorab gesichtete Lindauer Hütte. Bei der stattlichen, modernen Alpenvereinshütte wartet auch die Station elf des Themenwegs. Rund um die Hütte liegt der als Biotop dokumentierte „Porzalangawald“. Der Name ist rätoromanisch und bedeutet „langer Teich“. Zuerst auf der Schotterstraße, dann auf dem Waldwurzelweg wird dieser zur Unteren Sporaalpe durchschritten. Gleich unter den malerisch gelegenen Hütten folgt der Weg dem kleinen Sporabach durch den Wald nach unten.
Geweihskulptur
Entlang einer alten Steinschlichtung führt der Weg durch die Wiese oberhalb der Unteren Latschätzalpe, wo die Schotterstraße wieder übernimmt. Eine Geweihskulptur zeigt die letzte Station auf dieser Wanderung an. Der weitere Weg zurück nach Latschau ist nicht zu verfehlen.
Auch das neu renovierte Gauertalhaus, eine „Bio-Schutzhütte“, liegt noch am Weg und lädt zum Verweilen ein, bevor man entlang des Rasafeibachs zu Parkplatz oder Bushaltestelle zurückkommt.

Pflanzenkunde
Der Fichtennadelblasenrost (Chrysomyxa rhododendri) kommt auf 1000 bis 2000 Metern Höhe vor und wechselt zwischen den Wirtspflanzen Alpenrose und Fichte. Der Pilz überwintert an den Blättern der Alpenrose, wo im Frühling Sporen gebildet und durch den Wind auf junge Nadeln der Fichte verbreitet werden. Die befallenen Nadeln verfärben sich auffallend gelb. Im Herbst werden die Sporen vom Wind zu den Alpenrosen übertragen und der Kreislauf beginnt erneut.
Von Hertha Glück und Gerhard Vylet