In zehn Tagen von Bregenz auf die Bielerhöhe

Eine Abordnung des Bregenzer Alpenvereins wanderte quer durch das Land zum Madlenerhaus. Eine Wanderung als emotionales Erlebnis.
Der Apotheker in meiner Stammapotheke hat mich animiert, zum Alpenverein zu gehen. Wandern hat mir immer schon gefallen“, erzählt Gabi. „Sarotlahütte, Oberzalim, Zimba – das war für mich immer so weit weg. Durch den Verein durfte ich die Orte kennenlernen“, fügt sie an. Bei Manfred war es erst der Fußball, der ihn mehr interessierte. „Als ich vom Studium nach Vorarlberg zurückkam, hatte ich eine Freundin, deren Vater oft in die Berge ging. Mit ihm war ich viel unterwegs, bestieg sogar den Mont Blanc. Von da an hat es mich gepackt.“
Es sind die unterschiedlichsten Motive, die die Gruppe des Alpenvereins Bregenz zusammen gebracht haben. Die Lust, in geselliger Runde wandern zu gehen, eint sie und zum 150. Jubiläum des Bregenzer Alpenvereins haben sie eine besondere Idee in die Tat umgesetzt. Ilse Grabher, Melitta Schwendinger, Karin Gorbach, Andrea und Elmar König sowie Edith Maria Fuchs und Manfred Sutter als die Wanderführer. Zusammen mit Herbert Scheuch, Gabi Schapper und Anita Luise Mathis, die sie auf Teilstücken begleiteten, wanderten sie in zehn Tagen von Bregenz auf die Bielerhöhe, einmal quer durch Vorarlberg. Die NEUE am Sonntag traf einen großen Teil der Gruppe zwei Wochen später in Bregenz und ließ mit den Wanderern ein besonderes Erlebnis Revue passieren.

Idee zur Tour
„Der Mitbegründer vom Alpenverein Bregenz hat auch das Madlenerhaus auf der Bielerhöhe mitinitiiert. Zum Jubiläum des Vereins kam die Idee, die Wanderführer sollen eine Tour von Bregenz zum Madlenerhaus planen. Dadurch, dass ich der einzige Pensionist von denen bin, habe ich die Planung übernommen – schließlich habe ich die meiste Zeit“, berichtet Manfred schmunzelnd. „Eine weitere Prämisse der Tour war, wo es möglich ist, auf Hütten des österreichischen Alpenvereins zu übernachten“, führt er weiter aus. Schnell fand sich eine motivierte Truppe und am 15. August startete die siebenköpfige Gruppe vom Platz der Symphoniker in Bregenz. Unterwegs kamen einzelne Mitglieder hinzu und begleiteten sie ein Stück.

Über Bödele, Freschen, Großwalsertal, Fraßen-, Sarotla- und Totalphütte ging es in den Rätikon und über Gargellen und die Tübinger Hütte auf die Bielerhöhe. Die genaue Tourenführung steht links im grauen Kasten. Insgesamt rund 65 Stunden waren die Wanderer über zehn Tage verteilt unterwegs, der Weg war fast 150 Kilometer lang. Dabei machten sie 11.594 Höhenmeter bergauf und 9751 Höhenmeter bergab – eine beachtliche Leistung, die Manfred akribisch dokumentiert hat.
Eine Premiere
Für die gesamte Gruppe war es die erste so lange Wanderung im Gebirge. „Ich bin schon mehrmals ein paar Tage in den Bergen gewesen, aber noch nie zehn Tage“, erklärt Andrea. Melitta berichtet von einer zehntägigen Tour von Innsbruck nach Rankweil. „Aber da war es nicht so steil“, lacht sie. Bedenken, die Herausforderung nicht zu schaffen, gab es wenige. „Ilse war mit 72 die älteste und hatte zuvor noch nicht so viel Bergerfahrung“, erzählt Manfred. „Ich war unsicher, ob sie alle Kletterstellen schafft. Dann ging sie bei einer Vorbereitungstour mit auf die Braunarlspitze und ich sah, dass sie wie ein Gämslein in den Felsen kletterte – ein Naturtalent“, waren alle Zweifel beim Tourenführer ausgeräumt.

Wie sich herausstellen sollte, ging – abgesehen von einem verregneten Tag – der Plan einer schönen, verletzungsfreien Wandertour vollkommen auf. „Ich konnte nur zwei Tage mitgehen, aber was mir aufgefallen ist, ist die gute Gruppendynamik. Jeder hat sich gegenseitig motiviert, vorangetrieben und gut aufeinander geschaut. Es war so ein positiver Zusammenhalt“, schwärmt Gabi. Dazu habe sie selbst maßgeblich beigetragen, wie Manfred berichtet: „Als Gabi uns auf der Totalphütte empfangen hat, schenkte sie jedem Ankommenden der Gruppe einen Stein in Herzform, die sie auf dem Weg gefunden hat.“
Für Andrea war besonders schön, dass sie trotz ihrer Höhenangst jede Etappe der Tour meisterte. „Ich habe einen Kurs gemacht, um damit umzugehen“, berichtet sie. „Wenn dann ein Wanderführer dabei ist, traue ich mich auch über schwierige Stellen.

Jeder Tag ein Highlight Auf die Frage, welche Etappe oder welches Erlebnis das Highlight war, teilen sich die Meinungen der Gruppe. „Für mich war es der Abschnitt von der Sarotlahütte über das Zimbajoch zur Totalphütte“, erzählt Elmar. Edith Marias Höhepunkt war ein Bad in einem Bergsee bei Gargellen, Manfred erfreute sich an der Tierwelt im hochalpinen Gebirge. „Im Nachhinein weiß ich nicht, welcher Tag der schönste war“, sagt Anita Luise. „Wenn die ganze Anstrengung vom Wandern abgefallen ist, kann man sagen, jeder Tag war schön.“
Piz Buin als Schlüsselerlebnis
Herbert benennt dagegen eindeutig den Piz Buin als Highlight. Der wäre eigentlich auf dem Programm gestanden, doch wegen der schlechten Wetterprognose musste der Abstecher verschoben werden. Als sich die Witterung einige Tage später besserte, bestieg eine kleine Abordnung der Gruppe den höchsten Berg Vorarlbergs doch noch. „Seit 20 Jahren wollte ich auf den Piz Buin. Doch wenn man meine Vorgeschichte kennt, dürfte ich eigentlich nur noch Gassi gehen“, lacht der 71-Jährige.

Nach einer Diagnose verbot ein Arzt ihm langen Wanderungen. Schritt für Schritt tastete Herbert sich an die Grenzen seiner Kondition heran und stellte fest: „Ich bin doch noch fit.“ Ein Stück ging er mit der Gruppe vom Alpenverein mit, und erfüllte sich schließlich den Traum vom Piz Buin: „Es war ein Schlüsselerlebnis in meinem Leben.“
„bregenzer weg“
- Etappe
Vom Bregenzer Festspielhaus über Kennelbach auf den Schneiderkopf und via Bödele zur Bregenzer Hütte. - Etappe
Über die Mörzelspitze, die Salzböden und den Binnelgrat zum Freschen. Übernachtung im Freschenhaus. - Etappe
Via Gävisalpe, Agtenwaldalpe und Sackalpe auf die Gerenspitze und Kreuzspitze, hinab nach St. Gerold. - Etappe
Geplant: Via Raggal auf den Hohen Frassen zur Fraßenhütte. Wegen Regen mit Öffis und Muttersbergbahn auf die Fraßenhütte. - Etappe
Über Bludenz und die Bürserschlucht zur Sarotlahütte. - Etappe
Aufstieg zum Zimbajoch, Abstieg bis Heinrich-Hueter-Hütte, rauf zum Saulajoch und via Saulasteig zum Lünersee und zur Totalphütte. - Etappe
Zur Gamsluggen und auf der Südseite der Kirchlispitzen bis zum Schweizer Tor. Weiter zur Tilisunahütte. - Etappe
Teils über Schweizer Staatsgebiet nach Gargellen. - Etappe
Über das Vergaldatal zur Vergaldaalpe und Matschunerjoch. Weiter bis zur Kuchenspitze, Vorderberg zum Vergaldnerjoch. Übernachtung in der Tübinger Hütte. - Etappe
Via Plattenjoch und Seelücke zur Saarbrückner Hütte. Weiter über Tschifernella zum Madlenerhaus und der Bielerhöhe.