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Schulanfang, ein Training für Nachhaltigkeit

10.09.2024 • 10:15 Uhr
Neue Kopfkino Salmhofer Kolumne
Sonntags-Tagebuch von Heidi Salmhofer. NEUE

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.

Am Montag startet sie wieder, die Schule. Das bedeutet auch: Schulsachen einkaufen. Ich bin wirklich erstaunt, wie viel sich seit der Nutzung der simplen Schiefertafel bis heute in Sachen „was benötige ich für einen ordentlichen Unterricht“ getan hat. Pro Schulfach braucht es mindestens zwei Hefte, dazu noch Ordner, Schnellhefter, Blöcke und farbig passend abgestimmte Schutzfolien. Aufgrund dessen bin ich natürlich sehr darauf bedacht, nicht jedes Mal das gesamte Schulequipment runderneuern zu müssen. Deshalb bitte ich meine Teen-Tochter, ihre Schulsachen zu ordnen, um festzustellen, was nun wirklich eines Neukaufes bedarf. Diese Aufgabe zu erledigen dauert etwas mehr als die Hälfte der Sommerferien und wird grundsätzlich in der Nacht vor dem geplanten Einkauf finalisiert. Vor der Fahrt zum einschlägigen Fachhandel beginnen die ersten Diskussionen.

In die Wasserfarben wurde etwa zwei Mal ein Pinsel getaucht, jetzt sind sie nicht mehr hübsch und man würde neue benötigen, weil alle, also gar alle und gar immer ein komplett neues Set Wasserfarben bekämen. Ich meinte nur nüchtern, dass wir exakt nur die Farben austauschen, die leer sind. Meine Erklärung, dass ich nicht unnötig Geld ausgeben möchte und es auch für die Umwelt besser ist, wenn wir nicht so viele Sachen, die eigentlich noch gut sind, wegschmeißen, verpuffte im Raum. Im Geschäft bat ich sie, doch bitte die jeweils notwendigen Hefte zu suchen und in den Einkaufswagen zu legen. Ein einziges Heft fand seinen Weg dorthin, dann stand meine Tochter vor den Schulrucksäcken. „Mama, alle haben jetzt graue, coole Rucksäcke. Darf ich auch?“ „Nein, du hast schon einen lässigen Rucksack!“ – „Aber der ist kindisch!“ – „Nein! Wenn du unbedingt einen neuen Rucksack willst, spar dein Taschengeld und gib es nicht immer für Gummibärchen aus!“

Es sei erwähnt, dass der Schulrucksack von meiner Tochter nicht rosarot mit regenbogenfarbenen Einhörnern ist, sondern schlichtweg schwarz, weil sie vor eineinhalb Jahren etwas Lässiges wollte. Während ich also inzwischen die Hefte im Einkaufswagen staple, ist mein meistgesprochenes Wort „Nein“. „Nein“ zu neuen Ordnern, weil etwa zehn Stück schon daheim herumlungern, „Nein“ zu neuen Filzstiften, weil alle, die vorhanden sind, noch einwandfrei funktionieren, „Nein“ zum 300sten Geodreieck. Beim Federpennal habe ich dann nachgegeben. Irgendwann kann man einfach nicht mehr, und wenn dort dann wenigstens die 300 Geodreiecke ordnungsgemäß verräumt sind, ist es auch gut. Happy Schulbeginn.

Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalis­tin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.