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Viele Walnüsse im Rheintal

21.09.2024 • 08:00 Uhr
Wandertipp 549
Am Baumnussweg hat man herrliche Blicke übers Rheintal. Vylet (4)

Eine einfache Spazier-Wanderung für alle Wetterlagen, bei der weit übers Tal geblickt und Interessantes über die Walnuss entdeckt werden kann.

Dass es beim Obst verschiedene Sorten und damit Bäume gibt, ist weithin bekannt. Dass das bei der Walnuss auch der Fall ist, wird einem erst durch den Besuch spezialisierter Baumschulen bewusst – oder bei dieser Wanderung auf dem Baumnussweg in Frümsen.

Kurzbeschreibung

Besonderes: Einfache Wege entlang der Stationen des Baumnuss-Weges führen durch Wiesen, Wald und das Felssturzgelände im Schlosswald Salez.
Anforderung und Gehzeit: circa zweieinviertel Stunden Gehzeit und nur etwa 80 Höhenmeter im Auf- und Ab des Wegverlaufs, bei Schiessbetrieb, der dafür beschilderten Wegvariante folgen
Markierungen: gelb = weiß–gelb, weiß-rot-weiß (kurze Abschnitte auf Waldweg)
Charakter der Wege: Straße, Forstweg, Waldweg
Kultur und Natur: Baumnuss-Weg, Bergsturzgelände, Nuss-Haus bei der Talstation der Staubern Seilbahn
Anziehen und Mitnehmen: Wasser und Jause
Einkehrmöglichkeiten: Besenbeizli in Frümsen, unterwegs keine
Start und Ende: Sennwald St. Antonius Kirche, Bus Linie 411 Haltestelle „Dornen“

Kirche und Walnuss-Allee

Die kleine Ortschaft Frümsen liegt auf der Schweizer Seite des Rheintals bei Sennwald. Die Rundwanderung kann bei der Kirche des heiligen Antonius in Sennwald „Dornen“ beziehungsweise der gleichnamigen Bushaltestelle begonnen werden. Vor der Kirche erwartet einen bereits die achte von zwölf Stationen des Baumnuss-Weges, der in jede Richtung begangen werden kann. Bei jeder Station findet sich Wissenswertes und Unterhaltsames über die Walnuss. Auf einem Übersichtsplan ist der Verlauf des Wegs dargestellt.

Der beschilderten „lohnenden Wegalternative“ folgend, zweigt man nach wenigen Metern neben der Straße auf einen Forstweg ab. Dort steht eine Information zum Schießbetrieb, die zu beachten ist. Der Weg wird schmaler, steigt entlang des Chelenbachs an und durchs Gebüsch wieder hinab zur Wiese bei der Schießanlage Tratt. Der moosbewachsenen Natursteinmauer entlang erreicht man den Forstweg, der einen nach links oben, zur Allee der Nussbäume bringt. Diese tragen meist den Namen ihrer Herkunft und sind auf den Informationstafeln kurz beschrieben. An den Bäumen sind die Nüsse und deren unterschiedliche Formen und Größen gut zu erkennen. Vor einem ist hoch oben der Felszacken der Stauberenkanzel zu sehen.

Wandertipp 549
Bei der Allee auch auf die Stauberenkanzel.

Panoramaweg und Schlosswald

Die Allee endet beim Weidegatter, rechts beginnt der Wald, links stehen weitere Nussbäume und vor einem verläuft der Rheintaler Höhenweg in den man nach links einschwenkt. Nun bieten sich ungeahnt weite Blicke durchs Rheintal und damit auch auf die Berge Vorarlbergs. Dabei kann man an die Juppenherstellung in Riefensberg (Neue Wandertipp 548 vom 14.09.) denken. Zwar sieht man nicht bis in den Bregenzerwald, doch aus den Blättern und grünen Umhüllungen der Nüsse wurde in früherer Zeit ein dunkler Farbstoff gewonnen um Textilien, wie die Juppen, zu färben.

Zuerst flach, dann leicht abwärts spaziert man in erhöhter Lage über dem Tal der Staubern-Luftseilbahn zu. Dort wurde neben einer weiteren Station des Themenwegs eine mehrteilige Nuss-Skulptur aus Metall aufgestellt. Nicht zu übersehen, ist die größte Walnuss der Welt. Das Gebäude des Warteraums der Seilbahn hat die Form einer Walnuss. Kurz nach der Bahn geht‘s auf einem Waldweg bergab zum nächsten Forstweg. Wer einen Jausenplatz sucht, findet diesen und einen romantischen Aussichtspunkt nach kurzem Anstieg rechts. Links trifft man bald bei den Häusern in Frümsen ein, wo man am Besenbeizli vorbei die Spengelgass erreicht. Rechts, auf der Schulhausstrasse lässt man die wenigen Häuser rasch hinter sich. Durch die flachen Wiesen gelangt man zur nächsten Station und wird nach rechts zum Wald gewiesen.

Wandertipp 549
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Blumenkunde (Oder, in diesem Fall, Nusskunde)

Die Echte Walnuss (Juglans regia) wird bis zu 25 Meter, selten 30 Meter hoch und circa 160 Jahre alt. Sie blüht erstmals mit etwa 10 bis 15 Jahren. Den höchsten Ertrag liefert der Baum vom 60ten bis zum 80ten Lebensjahr. Die unpaarig gefiederten Blätter haben fünf bis neun Teilblätter und können bis 40 Zentimeter lang werden. Sie enthalten Jugol und sondern Zimtsäure ab. So versucht der Baum das Wachstum anderer Pflanzen in seiner Umgebung zu verhindern.

Der letzte Abschnitt dieser Rundwanderung führt durchs Bergsturzgebiet. Auf dem Weg durch den wildromantischen Wald hält man sich zweifach links. Rasch steht man wieder am Waldrand, nur einen Katzensprung vom Ausgangspunkt bei der Kirche entfernt.

Wie die Walnuss erhalten bleibt

In der Schweiz werden alte Obst- und Gemüsesorten zur Erhaltung der nachhaltigen Nutzung gesammelt. Teils in speziellen Gärten werden die vielen verschiedenen Sorten angebaut und dokumentiert. Der Verein Fructus schätzt die Zahl der einheimischen Schweizer Obstsorten auf etwa 1200 Äpfel, 600 Birnen und 120 bis 130 verschiedene Walnussarten. Letztere werden in der Schweiz Baumnüsse genannt.

Der Sortengarten für Baumnüsse in Frümsen ist eine von fünf Primärsammlungen der Schweiz, in denen die regionalen Nusssorten angepflanzt und damit erhalten werden. Bereits in den 1970er -ahren wurde mit der Anpflanzung von Nussbäumen begonnen. 75 verschiedene Nussbäume werden in Frümsen gepflegt, etwa 50 davon sind entlang des Weges auch beschrieben. Betreut wird dieser Sortengarten von dem 2009 gegründeten Verein „Nussdorf Frümsen“. Dieser pflanzt und pflegt Bäume, informiert und berät jene die Nussbäume pflanzen möchten und hat auch den ebenso unterhaltsamen wie informativen Baumnussweg errichtet. Daneben kümmert sich der Verein auch um die ökologische Aufwertung der Landschaft, wie etwa der Renovation der alten Trockensteinmauern.

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Der Sortengarten für Baumnüsse in Frümsen ist eine von fünf Primärsammlungen der Schweiz.

Wildformen der Walnuss gab es schon in der Kreidezeit. Funde bei den Pfahlbauten am Bodensee belegen deren Verwendung in der Jungsteinzeit vor circa 7000 Jahren. Die Römer brachten, neben anderen Pflanzen, auch veredelte Walnüsse nach Vorarlberg und in die Schweiz. Bei den Römern war die Walnuss ein Fruchtbarkeitssymbol und mit Juno, der Göttin der Ehe und Geburt verbunden. Damals wurden die Brautleute bei der Hochzeit mit Walnüssen beworfen.

Quellen: 100 Bäume, E.-M. Dreyer, Kosmos Verlag; Walnuss, M. Fischer, Mandelbaum Verlag 2023; nussdorf.ch; www.fructus.ch; Karten: Swisstopo 1115 Säntis und Karte des Baumnuss-Weges vor Ort.

Von Hertha Glück und Gerhard Vylet