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„Das verstaubte Image von Öko-Klamotten ablegen“

20.11.2024 • 12:58 Uhr
„Das verstaubte Image von Öko-Klamotten ablegen“
Vom Muster bis zum fertigen Produkt.hartinger (8)

Mode kann durchaus nachhaltig produziert sein und trotzdem gut aussehen. Das beweist das Vorarlberger Modelabel Matona. Benannt nach der „Hohen Matona“, ist die Marke eine waschechte Vorarlbergerin.

Doch schon lange ist Vorarl­berg nicht mehr nur der einzige Ort, an dem sich die Marke etabliert hat. „Wir sind mittlerweile weltweit vertreten. Sogar in Australien und Südkorea gibt es unsere Mode“, erzählt Katharina Frick, die Gründerin von Matona.

„Das verstaubte Image von Öko-Klamotten ablegen“
Die beiden Gründer: Katharina und David.

Angefangen hat alles vor neun Jahren, im Jahr 2016, als die gemeinsamen Kinder von Katharina Frick und (Geschäfts-)Partner David Beger zur Welt kamen. Im Wohnzimmer begann Frick ihre eigene Kindermode zu nähen und eigene Schnitte zu entwerfen. Gemeinsam kam die Idee, das Projekt „eigene Mode“ zu vergrößern. „Wir wollten uns Care-Arbeit und bezahlte Arbeit gerecht aufteilen können. Wir konnten uns gut vorstellen, zusammenzuarbeiten“, erzählt Frick.

Auf die Anfrage eines Feldkircher Geschäfts hin, nähte sie dann 100 Teile ihrer allerers­ten Kollektion. „Während der Kleine geschlafen hat, habe ich genäht“, lacht die Designerin. Nach diesem kleinen Start ins Modebusiness suchte sich die kleine Familie eine Produktion, um in größerem Stil produzieren zu können. Auf der ersten Händlermesse in Paris fanden sie dann die ersten Abnehmer für Pullover und Co. In den Anfängen führten sie ihr Business von zuhause aus, als Matona größere Dimensionen annahm, siedelten sie schlussendlich nach Röthis. Seit nunmehr zwei Jahren ist der Standort fixiert. „Unsere Räumlichkeiten sind mit uns gewachsen“, schmunzelt Frick. Zusätzlich zum Büro gibt es noch ein Lager mit allen neuen und alten Teilen der Kollektionen.

„Das verstaubte Image von Öko-Klamotten ablegen“
Das Team von Matona: Oriane, Fabienne, David und Katharina.

Kompromisslos nachhaltig

„Uns war von Anfang an klar, dass wir faire, nachhaltige Mode produzieren wollen. Das ist kompromisslos“, erklärt Katharina Frick. „Wir wollten weg von dem verstaubten Image von Öko-Klamotten. Wir wollen moderne Mode, die man gerne anzieht, weil sie praktisch und angenehm ist.“

Mittlerweile besteht das Team aus fünf Leuten, das sein Büro in Röthis hat. Hier entstehen Entwürfe, Designs und Ideen für neue Kollektionen. „Wir sind ein kleines Team mit wenig Ressourcen und keinem Fremdkapital. Wir machen alles in kleinen Schritten, das Wachstum ist ein organischer Prozess“, erklärt David Beger. „Sachen brauchen manchmal Zeit, das ist aber durchaus auch ein gesunder Weg.“ Für die beiden war es immer wichtig, sich nicht zu übernehmen und flexibel zu bleiben. „Wir würden es immer wieder so machen. Klar war es ein anstrengender Weg bis hierher, wir sind jung Eltern geworden und haben gemeinsam eine Firma gegründet. Aber es war die richtige Entscheidung“, sind sie sich einig. „Mode zu produzieren, die nicht auf Kosten von anderen gemacht wird, ist eine tolle Sache.“

Matona
Ein Fotoshooting der neuen Kollektionen darf nicht fehlen.Matona

Persönlich und eigenhändig

Katharina Frick und David Beger achten sehr auf ihre Materialien. „Bio-Baumwolle, recyceltes Leinen und Merinowolle sind unsere Norm“, erklärt Frick. „Außerdem achten wir darauf, dass unsere Produktionsbetriebe gewisse soziale Standards erfüllen. Eine faire Produktion, im Sinne von menschlich-nachhaltig quasi“, ergänzt Beger. Von Fast-Fashion halten die beiden nicht viel. „Den Preis für billige Mode zahlen immer die Arbeiter und Arbeiterinnen.“

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Im Gespräch mit der NEUE.

Eine faire Entlohnung und das Wohlbefinden der Produzenten sind Standard für die Inhaber von Matona. Die Produktionsstandards in Portugal und der Türkei werden auch regelmäßig besucht, es besteht enger Kontakt zwischen Hersteller und Modelabel. „Es ist wichtig, dass man sich kennt“, findet Katharina Frick. „Es ist außerdem auch für die Kinder interessant zu sehen, wie so ein Produktionsprozess abläuft. Wir machen das alles mit sehr viel Herzblut und Ideologie. Es wäre oft viel einfacher, es nicht so zu machen, aber wir haben ganz klare Grundsätze“, erklärt Frick. Zum Teil müssen sie auch darauf verzichten, Produkte zu produzieren, weil es sich nicht mit der Nachhaltigkeit und den Maßstäben des Unternehmens vereinbaren lässt. „Wir sind von der Idee bis zum Katalog-Fotoshooting dabei. Wir machen alles selbst. Die Mode trägt unsere Handschrift.“

Das Modelabel führt ausschließlich Kleidung für Kinder und Damen. Ab Frühling nächsten Jahres soll es allerdings auch Herrenmode geben. Von der Idee bis zur fertigen Kollektion vergehen gut und gerne einmal eineinhalb Jahre. Die Kollektion für nächsten Winter ist damit bereits jetzt fertig.

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Social Media ist ein wichtiger Bestandteil für MATONA.

Eine kleine Party

Außer im Onlineshop kann die Kleidung noch in Feldkirch im „Propella“ und im „Mooi“ erworben werden. Die beiden Geschäfte befinden sich gegenüber und verkaufen sowohl die Kinder- als auch die Damenmode. Kommenden Freitag haben Interessierte allerdings die Möglichkeit, beim sogenannten „Sample Sale“ im Lager in Weiler Muster und Einzelteile zu erwerben. „Das ganze ist mehr oder weniger ein kleines Event. Es gibt einen DJ und Verpflegung“, erklärt David Beger. Es sei ein Treffpunkt, kaufen müsse man nicht unbedingt etwas.

Seit dem Start 2016 hat sich die Größe des Unternehmens rasant verändert. Doch Matona will nicht hoch hinaus. „Unser Ziel ist es nicht, ein riesiges Unternehmen zu werden. Wir wollen auf gesunden Füßen langsam weiterwachsen“, erklären die beiden. Sie wollen die Verantwortung und auch die Eingebundenheit in den Produktionsprozess nicht aus der Hand geben. „Wenn wir jedes Jahr enorm wachsen, sitzen wir irgendwann nur noch in der Administration, das wollen wir nicht. Wir wollen dabei sein“, ist Beger überzeugt. „Das Selber-Tun wird sowieso immer weniger. Das, was noch bleibt, wollen wir beibehalten.“ Sogar die Maßtabellen werden nach wie vor selbst gemacht.

“Den Preis für billige Mode zahlen immer die Arbeiter und Arbeiterinnen.”

Katharina, über Fast-Fashion

Echte Fans

Die eigene Mode in Geschäften und an anderen Leuten getragen zu sehen, bleibt für Beger und Frick etwas Besonderes.

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„Wir waren vor Kurzem in England und haben in zwei Läden unsere Kleidung gesehen. Es ist total schön, in anderen Ländern seine eigenen Sachen zu entdecken“, grinst Katharina Frick. „Ich habe auch einmal in einem Schwimmbad ein Kind in unserer Bademode gesehen. Das ist schon toll. Es freut uns sehr.“

Das positive Feedback der Kundinnen ist essenziell für die beiden. Sie sind dankbar für Rückmeldungen. „Es gibt Leute, die haben mittlerweile ein Rockmodell in sechs verschiedenen Farben und sind echte Fans“, lachen sie. Je nach Rückmeldung der Käuferinnen ändern sie oftmals Schnitte, Längen und Größen je nach besserer Passform ab. Auch wenn die Produkte längst schon im Umlauf sind, wird im Hintergrund ständig gearbeitet, um die Kleidungsstücke für maximalen Tragekomfort zu optimieren. „Ich habe immer schon lange vor dem Launch der Kollektionen verschiedene Outfit-Ideen im Kopf. Ich bin dann jedes Mal gespannt, wie die Stücke getragen aussehen“, freut sich Katharina.

„Das verstaubte Image von Öko-Klamotten ablegen“

Durch Kooperationen mit Influencern ist auch die SocialMedia Präsenz von Matona recht gut. Die Mode erobert Instagram und Co. in rasanter Geschwindigkeit.

Seit den Anfängen auf der Wohnzimmercouch hat sich einiges geändert für die junge Familie. „Mittlerweile ist meine Nähmaschine kaputt, ich lasse sie auch nicht mehr reparieren“, lacht Frick. „Ich brauche sie nicht mehr. Wir gehen mit unseren Kindern ins Lager einkaufen. Sie sind Hardcore-Fans.“

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