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Bürokratie und Nachbar-Veto verzögern Baustart von IV-Projekt in Bregenz

21.11.2024 • 16:26 Uhr
Bürokratie und Nachbar-Veto verzögern Baustart von IV-Projekt in Bregenz
Visualisierung des geplanten Hauses der Zukunft der IV Vorarlberg in Bregenz. Baumschlager Eberle Architekten

Der Einzug der Industriellenvereinigung ins “Haus der Zukunft” in Bregenz zieht sich, nachdem ein Nachbar kurz vor der Baurechtskraft Einspruch gegen die geplante Luftwärmepumpe erhob.

Mitte Dezember 2023 beim Weihnachtsempfang “Punsch & Pommes” in der Bregenzer Innenstadt war die Industriellenvereinigung Vorarlberg noch guter Dinge, was den Bezug des ein paar Monate zuvor erworbenen Stadthauses am Bregenzer Leutbühel betrifft. So sollte der nächste Weihnachtsempfang der Interessenvertretung im Dezember 2024 schon im neuen “Haus der Zukunft” in der Deuringstraße 1 über die Bühne gehen. Ein Jahr sollte reichen, um ein bestehendes und nicht denkmalgeschütztes Gebäude mit vier Stockwerken und einer Nutzfläche von gut 250 Quadratmeter im Innenbereich grundlegend zu sanieren, dachte man bei der IV Vorarlberg.

“….die liebe Bürokratie”

Doch jetzt hat auch die Industriellenvereinigung Vorarlberg direkt genau jene Bürokratie aus erster Hand kennengelernt, über die ihre Mitgliedsbetriebe seit Jahren immer lauter klagen und die sich immer mehr zu einem Hemmschuh für die wirtschaftliche Entwicklung der Region entwickelt. Als Folge davon geht die Industriellenvereinigung davon aus, dass das “Haus der Zukunft” erst in rund einem Jahr im Spätherbst 2025 eröffnet werden wird. Das Thema hat in der IV offenbar für derartigen Ärger gesorgt, dass die Interessenvertretung die Verzögerungen jüngst sogar in ihrem Newsletter veröffentlichte. “Dass der Zeitplan leider nicht eingehalten werden konnte, hat mitunter auch einen bekannten Grund – die liebe Bürokratie”, heißt es in dem Rundschreiben.

Grundbuch nicht ganz korrekt

Geschäftsführer Simon Kampl klärte auf wpa-Nachfrage über die Details hinter den Verzögerungen auf. Für das im Sommer 2023 erworbene Gebäude habe man nach Abschluss der Planungen am 19. Februar 2024 die erste Baueinreichung durchgeführt. Dabei habe sich im Zuge des anlaufenden Behördenverfahrens herausgestellt, dass gemäß Grundbuch die Grundstücksgrenzen im Quadratzentimeter-Bereich nicht stimmen. “Dieser Fehler bestand angeblich schon seit Jahrzehnten, wurde aber erst jetzt bei den Planungen bemerkt”, so Kampl. So erfolgte nach der Korrektur der nächste Bauantrag am 21. März 2024.

Sechs Monate bis zum Baubescheid

In der Folge wartete die IV Vorarlberg rund sechs Monate bis zum 9. September 2024, bis sie ihren noch nicht rechtskräftigen Baubescheid in Händen hielt. “Die Behörden sind zwar bemüht, allerdings wird über Personalmangel geklagt, dann gibt es Krankenstände und keine oder eine nicht eingebundene Vertretung und so weiter. In der Summe zog es sich dann halt hin”, sagt der IV-Geschäftsführer.

Simon Kampl
Simon Kampl industriellenvereinigung vorarlberg

Einen Monat warten auf die Rechtskraft – dann Einspruch eines Nachbarn

Im Anschluss daran musste die IV noch die gesetzlich vorgegebenen vier Wochen ab Ausstellung des Baubescheides abwarten, bis dieser rechtskräftig wird. Das macht aus den sechs Monaten de facto sieben Monate Wartezeit, bevor die Handwerker beginnen können. “Einen Tag vor der Rechtskraft kam ein Einspruch aus der Nachbarschaft wegen der behördlich bewilligten Luftwärmepumpe auf dem Dach, die alle rechtlichen Vorgaben erfüllt”, so Kampl. Denn ein Anrainer fürchtete eine mögliche Lärmbelästigung. Also sei es an das Umplanen im Dachbereich gegangen, ohne dass man jetzt schon eine finale Lösung habe.

Keine Anrainer-Probleme mit einer Gasheizung

“Der Witz an der Sache ist: Hätten wir eine Gasheizung im Keller geplant, dann hätten wir jetzt vermutlich unseren Baubescheid. Hier ist die Politik gefordert, den Widerspruch zwischen ihren eigenen Vorgaben hinsichtlich des Umstiegs auf erneuerbare Energien und den Einschränkungen in der Praxis aufzulösen”, so Kampl.

Sollte der Baubescheid demnächst doch rechtskräftig werden, dann lauern schon die nächsten Verzögerungen. “Aufgrund des Weihnachtsmarktes in der Innenstadt können wir bestenfalls im Jänner 2025 mit dem Umbau anfangen. Und dann muss auch noch eine Pause in der Sommerzeit aufgrund der Festspiele eingeplant werden.” Jetzt gehe man einmal davon aus, dass der Einzug im Herbst 2025 über die Bühne gehen dürfte.

WPA/RED