Als der Terror um die Welt ging
Tim Fehlbaum nähert sich in seinem Spielfilm „September 5“ den traumatischen Stunden aus einer medienethischen Perspektive.
Es galt als kleine Sensation: ABC war dank modernster Satellitentechnik Anfang der 1970er-Jahre einer der ersten Sender, der von einem Sportgroßereignis in Echtzeit berichten konnte. Die Leistungen der Athletinnen und Athleten in München, erste Interviews direkt nach den Bewerben sowie Eindrücke und Bilder aus dem Olympischen Dorf – all das gab es ohne langwierige Verzögerungen. Eine durchaus stressige Situation für das Produktionsteam, das wird bereits in den ersten Minuten im Drama klar.
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Gewissheit
Doch keiner der Beteiligten war darauf vorbereitet, was sich am 5. September 1972 ereignen sollte: Während im Produktionsstudio gerade Schichtwechsel angesagt war, macht ein Gerücht die Runde. Im israelischen Quartier soll es zu einer Geiselnahme gekommen sein. Der junge Produzent Geoffrey Mason wird davon ebenso überrumpelt wie sein Vorgesetzter oder die Übersetzerin. Schnell überschlagen sich die Ereignisse, was für die Journalisten bedeutet, harte Entscheidungen zu treffen. Der Regisseur Fehlbaum, der mit Moritz Binder auch das Drehbuch verantwortet, bleibt ganz nah an seinen Figuren und wagt selten den Blick aus den engen Studioräumlichkeiten raus. Unzählige Bildschirme, heute antiquiert wirkende Festnetztelefone und das gute alte Radio sind das Equipment, auf das man sich hier verlassen muss. Was aber deutlich schwerer wiegt, sind die Fragen, denen das Team zwangsläufig begegnet. Am Ende steht die traurige Gewissheit, dass beim Münchner Olympia-Attentat elf Israelis ermordet wurden. Auch ein Polizist sowie fünf Geiselnehmer verloren beim missglückten Befreiungsversuch am Ende einer langen Nacht ihr Leben. Das Ringen um diese Bilder, egal von welcher Perspektive betrachtet, ist immer noch erschütternd und jedenfalls erzählenswert.
