Allgemein

Spaziergang mit Träumereien

02.03.2025 • 14:00 Uhr
Neue Kopfkino Salmhofer Kolumne
Sonntags-Tagebuch von Heidi Salmhofer. NEUE

Für einen kurzen Moment hat der Frühling verlauten lassen, dass es nicht mehr allzu lange hin ist, bis er uns mit seinen mildwarmen Sonnenstrahlen die Herzen wärmt … und die Nasenspitzen. Diese Tage, dieser krokussbunte Vorankünder, animieren natürlich zum Spaziergang.

Für einen kurzen Moment hat der Frühling verlauten lassen, dass es nicht mehr allzu lange hin ist, bis er uns mit seinen mildwarmen Sonnenstrahlen die Herzen wärmt … und die Nasenspitzen. Diese Tage, dieser krokussbunte Vorankünder, animieren natürlich zum Spaziergang.

Überall wuselt es, sobald die Sonne ein wenig mehr Kraft zeigt. Kinder auf Fahrrädern, Papis und Mamis mit Kinderwagen, ältere Pärchen, viel Lachen, viele Gesprächsfetzen und die ersten Hobbygärtner, die beginnen, ihre Rasen, Obstbäume und Hochbeete Lenz-fit zu machen. Ich mag das.

Während mir die Sonne meine Backen wärmt, bewundere ich die schönen, heimeligen Häuser, welche die Straße säumen. Auch das mag ich. Ein wenig in der Träumerei zu schwelgen und mir vorzustellen, wie das wäre, wenn ich auch so ein Haus hätte. Ein kleines, rotes Haus mit weißem Dach und einer Veranda mit Schaukelstuhl, gesäumt von einem Garten mit Obstbäumen – Marille, Apfel, Pfirsich, Birne, Zwetschken (ganz wichtig!). Natürlich darf das gesunde Gemüsebeet auch nicht fehlen. Als Ausgleich zum Gesunden sitze ich dann auf der Terrasse und rauche Pfeife (ein wenig Laster darf sein). Das klingt schön.

Und schwups, ist mein Universumswunsch auch schon abgesendet. Haus, rot, Terrasse, Obstbäume! Doch sobald diese Sehnsucht in die Unendlichkeit geschickt wurde, fällt mir ein: Huch! Wer mäht dann den Rasen? Wer schneidet die Bäume? Wer repariert das Dach? Wer baut die Wärmepumpe ein? Brauche ich dann eine PV-Anlage? Wie viel Zimmer sind überhaupt notwendig, wenn die Kids bald außer Haus sind?

Wenn die Realität wie eine Fliegenklatsche auf einen Traum her niedersaust, kann das frustrierend sein. Aber nur kurz. Ich denke mir dann: Egal! Ich habe doch ohnehin alles, was ich für mein Wohlsein benötige. Und im Umkehrschluss ist Glück auch immer mit Arbeit verbunden. Arbeit an sich selbst, Arbeit an einer Beziehung, Arbeit am schönen Garten oder an der roten Farbe der Hausveranda. Man muss selbst entscheiden, wie viel Arbeit man in sein eigenes Glück – das Glück, das man benötigt – investiert.

Vielleicht ist also ein Haus mit Garten nicht das Glück, das ich wirklich benötige, weil ich meine Arbeit und Energie anderweitig einsetzen will? Himmel, und der Wunsch ist schon verschickt. Ich sende noch schnell hinterher: Zum Haus bitte noch einen Gärtner und jemanden, der unglaublich Lust auf Hausarbeit in jeder Form hat – sei es Staubsaugen oder Wände malen. Ich würde nämlich derweilen an meinem Glück arbeiten, auf der Veranda sitzen und meinen ersten Bestseller schreiben.

Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalis­tin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.