Ist der Fahrradboom nun vorbei?

Ende Juni öffnete die größte Fahrradmesse der Welt, die Eurobike erneut ihre Tore. Rund 1800 Aussteller boten den Besuchern Einblicke hinter die Kulissen der Bike-Branche und präsentieren Innovationen und Trends. Allerdings dürften schwerere Zeiten auf die Branche zukommen.
Von Christoph Flatz
neue-redaktion@neue.at
Europaweit stellte sich ein Umsatzrückgang um sechs Prozent auf 18,1 Milliarden Euro ein. Die Anzahl der verkauften E-Bikes schrumpfte dabei im selben Zeitraum um 2 Prozent auf 2 Millionen. Nach dem durch Corona ausgelösten Bike-Boom beschert nun die Konsumflaute den Händlern volle Lager, Rabattschlachten und Insolvenzen.
Der europäische Bike-Markt scheint gesättigt zu sein. Sowohl der Absatz mechanischer Fahrräder, ihr Umsatz ging 2024 um 5 Prozent auf 1,8 Millionen Stück zurück, als auch von E-Bikes war rückläufig. Einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft EY folgend, bleibt Deutschland die E-Bike-Hochburg. Hier machen die „Elektrischen“ 86 Prozent des Gesamtumsatzes von Fahrrädern aus. In Österreich, auf Platz 2 liegend, sind dies 77 Prozent. Schlusslicht bildet Spanien mit ca. 58 Prozent. Und auch sonst befindet sich die europäische Fahrradbranche im Umbruch. 2024 konnten 22 Fusionen und Unternehmensübernahmen gezählt werden. 2023 waren es 24. EY sieht darin eine notwendige Phase der Professionalisierung und Marktbereinigung. Zu erwarten seien hinkünftig auch mehr Engagements von Private-Equity-Unternehmen.
Auch Giant, der weltweit größte Fahrradhersteller, kämpft mit einem Umsatzrückgang von 7,4 Prozent gegenüber 2023. Der taiwanesische Konzern verfügt über Produktionsstandorte in Taiwan, China und Europa. Daneben spielt auch der US-amerikanische Hersteller Trek Bicycle eine große Rolle am Fahrradmarkt, das Unternehmen ist der größte Hersteller in den USA. Genaue Umsatzzahlen sind hier nicht bekannt. Dass allerdings das letzte Jahr eine umfassende Strategieänderung – verbunden mit einer 10-prozentigen Ausgabenverringerung und einer signifikanten Sortimentsreduktion – brachte, weist auch hier auf eine wirtschaftliche Problemlage hin. Indes peilt die indische Hero Cycles einen Marktanteil von 20 Prozent an und legte 2024 sogar zu. Probleme der ganz anderen Art hat die KTM-Fahrradsparte. Seit 1992 ist die KTM Fahrrad GmbH ein von der KTM AG (Pierer Mobility AG) komplett unabhängiges Unternehmen. Händeringend versucht das österreichische Familienunternehmen auf seiner Website zu erklären, dass seit 1992 jedes KTM-Fahrrad und E-Bike ausschließlich von ihnen stammt, KTM-Bikes weiter erhältlich sind und auch die gewohnten Gewährleistungsansprüche gelten.
