Schulabschluss und neues Ballkleid
Ein neuer Lebensabschnitt beginnt für mein Töchterchen Nummer zwei. Nächstes Jahr startet sie an einer neuen Schule, wird neue Menschen kennenlernen und sich langsam auf die Arbeits- und Erwachsenenwelt vorbereiten. Die Mittelschule ist Vergangenheit.
Von Heidi Salmhofer
neue-redaktion@neue.at
Übrig geblieben davon sind – neben Freundschaften und Erfahrungen – noch drei Säcke mit Schulheften in verschiedenfarbigen Einbänden. Sie liegen jetzt achtlos im Zimmer und warten auf die Aussortierung.
Ich bin wehmütig, meine Tochter freut sich auf die Sommerferien und den nächsten aufregenden Start. Wochenlang liefen die Vorbereitungen auf das eine große Event: die Abschlussfeier mit Tanzeinlage, Reden und Elternvereinbuffet. Auf den letzten Drücker organisierte sie sich noch ein Ballkleid, es wurden neue Fingernägel gepickt und von der Schwester die Haare gestylt. Alles ohne Angst vor dem Neuen, sondern nur mit Freude auf das, was noch alles Spannende auf sie zukommt.
Dann saßen wir Familienangehörige im Saal, voll mit stolzen Eltern, Tanten, Omis und Geschwistern, und versuchten, über die Köpfe hinweg der Tanzeinlage der Abschlussklassen zu folgen. „Da ist sie! Da ist sie!“ Zwischen den in die Höhe gehaltenen Handys für Filmaufnahmen, die nie wieder angesehen werden, konnte ich das konzentrierte Gesicht meiner Tochter sehen. Es war ihr wichtig, dass jeder Tanzschritt saß. Immerhin könnte sie die Moves auch noch für die nächsten TikTok-Videos verwenden.
Nach der Tanzeinlage zogen sich die Kids um und warfen sich in schickes Balloutfit. Und dann stand sie dort – meine Tochter – in ihrem dunkelgrünen Traumkleid. Irgendwo in dieser jungen, liebevollen, sturen, hilfsbereiten, chaotischen, schönen jungen Frau war zwar noch meine kleine Tochter versteckt, aber die Große hat nun die Zügel des Lebens in die Hand genommen. Noch wird sie ein wenig Führung benötigen, ein wenig Stütze am Sattel. Aber es wird immer weniger werden.
Fast hätte ich mir eine kleine Träne aus dem Auge gewischt. Aber bevor das passieren konnte, hat mir Tochter eins schon befohlen, gefälligst für ein Foto mit meinem Abschlussmädel bereitzustehen. Keine Zeit für Sentimentalitäten.
Schön war’s, dieses Kapitel – anstrengend, herausfordernd, lehrreich. Jetzt kommt das nächste. Ich bin stolz, wie mutig und voller Abenteuerlust sie sich in diesen neuen Abschnitt hineinschmeißt. Und was ich besonders vorteilhaft am Alterungsprozess meiner Töchter finde: Mir passen ihre Kleider. Somit – ich habe nun Zugriff auf ein wunderbares, dunkelgrünes Ballkleid.
Was will man mehr?