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Immer wieder etwas Neues – die Plot Points des Lebens

27.09.2025 • 15:30 Uhr
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Meinem Leben gegenüber würde ich – auf gut wienerisch – gerne Folgendes formulieren: „Heast, Oida! Geht’s ned amoi a bissal fad!“ (Suddern und Schimpfen geht auf Wienerisch einfach besser, das ist ein linguistischer Fakt.)

Von Heidi Salmhofer
neue-redaktion@neue.at

Manchmal denke ich mir nämlich, es könnte jetzt, auf meine unwesentlich älteren Tage, langsam ein wenig Ruhe in das System Alltagsleben einkehren. Aber nein, Heidis Leben formuliert immer wieder Spannungsbögen und neue Plot Points.

Wie in der Vorabendserie „Lindenstraße“ endet eine Folge stets mit einem Cliffhanger, damit man jedenfalls am nächsten Sonntag wieder mit dabei ist – vor der Glotze. Mein Leben serviert mir auf dem Silbertablett Herausforderungen und lächelt mich dabei schelmisch an: „Und? Greifen wir zu?“ Und ich – nach einer als marginal einzustufenden Gedankenpause – greife natürlich zu. In nahezu demselben Moment ertönt dramatische Musik: „didadidadidadida Daaa“ und im Abspann der Lebensfolge fragt eine tiefe Männerstimme aus dem Off: „Wird sich Frau Salmhofer diesen neuen Herausforderungen tatsächlich stellen können, oder wird sie kläglich an ihrer Lust auf Spannung scheitern? Sehen Sie mehr nächste Woche um 119.30 Uhr auf HeidiTV.“

Zwischenzeitlich sitze ich auf meiner Couch und frage mich, ob ich wirklich kluge Entscheidungen getroffen habe. Ob das Zugreifen auf neue Herausforderungen nicht zu überhastet war, meine Gier nach Aufregung zu groß, meine Neugier auf Neues zu stark? Im Endeffekt stelle ich aber fest: Ein Stillstehen im Leben will ich nicht. Will wahrscheinlich keiner. Jeder von uns hat seine eigene Vorabendserie. Von „Bauer sucht Frau“ über „Eine schrecklich nette Familie“ bis zu „The Walking Dead“ sind alle Lebenskonzepte vorhanden – und jedes hat seine ganz eigene, gewünschte (und manchmal auch nicht ganz so gewünschte) Spannung. Das ist wunderbar.

Denn „samma ehrlich“: Genau diese ständigen Wendungen machen das Leben zu dem, was es ist. Ich könnte jammern, dass ich immer wieder vor neuen Aufgaben und Wendepunkten stehe, neue Entscheidungen treffen muss, aber am Ende bin ich dankbar. Denn jede Episode bringt mich weiter, jede Herausforderung lehrt mich etwas, das ich ohne sie nie gelernt hätte.

„Na gut!“, seufze ich ob dieser Erkenntnis, „dann spiel’ ma halt Staffel 10, Folge 1.“ Aber irgendwann, irgendwann will ich nur noch schöne Landschaften und Rosamunde-Pilcher-Feeling als Aufregermomente in meiner Lebensserie! Ich muss mir beim nächsten „Zugreifen“ eventuell selber auf die Finger klopfen.

Ich gehe jetzt und mache mir Popcorn.