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Die Krux der Technik – aber ich lebe noch

04.10.2025 • 15:00 Uhr
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Das Problem mit der Technik ist, dass man eine gewisse Erwartungshaltung ihr gegenüber an den Tag legt.

Von Heidi Salmhofer
neue-redaktion@neue.at

Ein Drucker sollte im besten Fall genau dann funktionieren, wenn man etwas drucken möchte, ein Computer simple, aber auch seiner vermeintlichen Intelligenz entsprechenden Programme ausführen und ein Telefon genau dann zum Telefonieren zur Verfügung stehen, wenn unsereins nach einem Gespräch ist.

Ich habe natürlich auch so ein tragbares Telefon für die Handtasche, weil ich mir vor zwei Jahrzehnten habe einreden lassen, dass eine angemessene Lebensführung ohne dieses Ding nicht mehr möglich ist. Ab und an benötige ich somit auch wieder ein neues mobiles Kommunikationsgerät. Jetzt heißt es, dass es unfassbar einfach sei, die innerhalb von vier Jahren gesammelten tausend Fotos inklusive ebenso vieler „extrem notwendiger“ Kontakte und Applikationen von einem Handy aufs andere zu spielen. Zumal man brav denselben Telefonerbauer gewählt hat. Einfach nur die zwei Geräte nebeneinanderlegen und schwuppdiwupp finden sie sich, die Lieben, und das alte gibt dem neuen Handy alle notwendigen Informationen und Inhalte. Ganz einfach. Total. Quasi kein zeitlicher Aufwand.

Ha, ha! Inzwischen sitze ich seit drei Stunden da, und das eine Telefon sucht mittels sich beharrlich drehendem Kreis auf dem Display das zweite, alte Gerät, welches direkt neben ihm liegt. Nix! Ich lasse meine beiden Telefone förmlich miteinander knutschen, aber es hilft nichts. Das neue behauptet, dass es das alte nicht gibt. Womöglich ist es extrem eifersüchtig. Ich weiß es nicht.

Also gut. Ich lasse mich von den Marotten nicht zur Weißglut treiben. Bevor ich das neue Teil an die Wand schmeiße – dieser Ausdruck meines Grants wäre mir zu teuer – lade ich alle meine Daten auf eine Cloud hoch. Man verlangt ein Passwort von mir. Face-ID reicht nicht. Na toll. Nach drei Versuchen und unglaublich viel Nachdenken habe ich es geschafft. Die Daten werden hochgeladen. Dauer: etwa eine Stunde. Gähn. Zwischenzeitlich wünsche ich mir einen Viertelanschluss und ein analoges Wahlscheibentelefon. Nach erfolgtem Hochladen dauert das Herunterladen ebenso lange. Ich bin inzwischen seit vier Stunden nicht erreichbar und befürchte, dass bald irgendjemand die Polizei anruft, um nach mir zu sehen. Man ist das ja nicht mehr gewohnt – diese Stille.

Ich gehe jetzt auf den Balkon und schreie: „Ich lebe noch!“ Bis zum nächsten Sonntag sollte ich das Wunder der Technik zum Laufen gebracht haben. Vielleicht.