„Königliche Würde“ im Dialog in Batschuns feiern

Seit 60 Jahren gibt es das Bildungshaus Batschuns und seit gut einem Jahr ist Christof Abbrederis Geschäftsführer des Hauses mit grandioser Aussicht. Die NEUE hat mit ihm über Herausforderungen und die Zukunft des Bildungshauses gesprochen.
Das Bildungshaus Batschuns hat bis zum letzten Jahr dem christlichen Laienorden der Frohbotinnen gehört, die es in eine Stiftung überführt hat. Was war denn die Gründungsidee?
Christof Abbrederis: Gegründet wurde unser Bildungshaus von den Frauen des Werks der Frohbotschaft, einem in Batschuns ansässigen Laienorden. Diese Frauen waren von Beginn an „draußen zuhause“, nahe bei den Menschen und offen für die Fragen der Zeit. Das Bildungshaus Batschuns war immer als Ort der Erwachsenenbildung gedacht – ein Platz mit Weitblick und Aussicht. Auf christlichen Werten fußend, verstand es sich früh als offenes Haus des Dialogs und Austauschs – interreligiös und interkulturell.
Und heute gibt es die Stiftung und die gemeinnützige GmbH.
Abbrederis: Das Haus gehört heute sich selbst, in einer kirchlichen Stiftung. Die operative gemeinnützige GmbH wird in einem neuen kooperativen Modell von Caritas, Connexia, der Diözese und dem Vorarlberger Kinderdorf getragen. Das gewachsene Fundament verpflichtet uns, und wir pflegen weiterhin unsere christliche Basis. Gleichzeitig müssen wir wirtschaftlich agieren und zeitgemäße Antworten auf aktuelle Themen entwickeln. Unser Team kuratiert ein eigenes Programm mit Schwerpunkten wie Elternbildung, Pädagogik, gesellschaftlicher Teilhabe, Spiritualität, sowie Pflege und Demenz. Seit 25 Jahren sind wir außerdem das Ausbildungszentrum für interprofessionelle Palliativarbeit im Land. Daneben sind wir ein Seminarhaus für Institutionen und Firmen – mit Räumen, Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeiten. Dieser Bereich hilft uns, die Eigenerwirtschaftungsquote hochzuhalten und Bildung für viele zugänglich zu machen.

Das klingt jetzt nach großer Herausforderung und auch Verantwortung.
Abbrederis: Das ist es ohne Zweifel. Die Verantwortung ist groß, und wir begegnen ihr mit entsprechender Demut. Knappere finanzielle Mittel betreffen heute nicht nur die öffentliche Hand, sondern ebenso gemeinnützige Einrichtungen und Unternehmen. Wir leben in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche und möchten dennoch unseren Beitrag zu einem solidarischen Miteinander leisten. Unser Ziel ist klar: eine gerechtere Gesellschaft mitzugestalten. Um das Bildungshaus in eine gute Zukunft zu führen, braucht es eine zeitgemäße Weiterentwicklung und ein neues Verständnis von dem, was ein Bildungshaus heute leisten kann.
Und was heißt das konkret, „Bildungshaus der Zukunft“?
Abbrederis: Als Geschäftsführer und Gesellschafter denken wir regelmäßig über unsere strategische Ausrichtung nach und können dabei auf ein starkes Team mit 27 Mitarbeitenden zählen. Zusätzlich unterstützt uns ein neu aufgestellter Förderverein, und rund 50 Ehrenamtliche bringen sich engagiert ein. Wir verstehen uns weiterhin als Ort der Bildung und wollen zur Transformation unserer Gesellschaft beitragen – hin zu mehr Solidarität und Gerechtigkeit. Wir möchten Menschen befähigen, in ihren jeweiligen Lebens- und Arbeitsbereichen wirksam zu werden. Durch unser Programm möchten wir im besten Sinne des Wortes „Bilder“ und Impulse für eine gute Zukunft vermitteln. In einer Zeit, in der vieles digital stattfindet, brauchen wir echte Begegnung mehr denn je. Nur durch ehrlichen Dialog und ein gemeinsames Miteinander können wir die Zukunft kraftvoll gestalten.

Wo seht ihr den Ausgangspunkt und das Ziel dieser Transformation der Gesellschaft?
Abbrederis: Die Herausforderungen sind vielfältig: Klimakrise, demografischer Wandel und politische Entwicklungen, die Ängste und Unsicherheiten verstärken. Die Geschwindigkeit dieser Veränderungen lässt sich nicht mit einfachen Antworten bewältigen – sie braucht Zeit, Reflexion und gemeinsame Anstrengung. Wir wollen Räume schaffen, in denen Menschen nachdenken, sich austauschen und zu tragfähigen Antworten finden können. Unser Ziel bleibt: ein gutes und gerechtes Leben für alle – besonders dort, wo wir unmittelbar wirken und am meisten bewegen können.
Es gibt also ein Jahresprogramm mit welchen Schwerpunkten?
Abbrederis: Drei Mal im Jahr erscheinen unsere Programmhefte – mit Themen von der Wiege bis zur Bahre. Elternbildung und Pädagogik sind zentrale Schwerpunkte, ebenso gesellschaftliche Teilhabe und spirituelle Angebote. Für eine älter werdende Gesellschaft bieten wir ein vielfältiges Programm. Der Palliativlehrgang ist ein zentraler Bestandteil des Hauses: Seelsorge, Ärzteschaft, Sozialarbeit und Pflege arbeiten dort umfassend und interprofessionell zusammen. Zudem pflegen wir den Austausch mit anderen religiösen Gruppen und sind offen gegenüber verschiedenen Kulturen. Und in diesem Jahr ist unser Jubiläumsfest am 7. Dezember einer unserer Höhepunkte.

Was ist am 7. Dezember zu erwarten?
Abbrederis: Der Tag beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in unserer Kapelle. Anschließend laden unsere Themenräume dazu ein, die Schwerpunkte des Bildungshauses kennenzulernen. Es wird viel Raum für Gespräche, Kulinarik und Musik geben. Um 14 Uhr folgt ein Impulsvortrag mit anschließendem Dialog zum Thema „Würde“. Um 16 Uhr schicken wir zehn Königsfiguren des deutschen Künstlers Ralf Knoblauch auf eine Bildungsreise. Diese Figuren kann man nicht kaufen – denn Würde ist nicht käuflich. Man kann ihr nur eine Heimat geben. Nach diesem Prinzip handeln wir: Jeder Mensch ist würdig – königlich, unantastbar, einzigartig. Es soll ein Fest für alle werden – für jene, die dem Haus schon lange nahestehen, und für Menschen, die es erst neu entdecken: Offen, bunt und lebendig.
Wer werden denn die Gesprächspartner beim Dialog sein?
Abbrederis: Wir freuen uns sehr, den Theologen und Publizisten Andreas Battlogg sowie die Journalistin Solmaz Khorsand begrüßen zu dürfen. Beide beschäftigen sich mit dem Thema Würde, bringen aber sehr unterschiedliche Perspektiven mit – Frau und Mann, jung und älter, städtisch und ländlich geprägt, theologisch und wirtschaftlich, christlich und muslimisch, analog und digital. Diese Vielfalt verspricht ein besonders spannendes Gespräch, auf das wir uns sehr freuen und hoffen auf viele Besucher, die mit uns mitfeiern.