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Himmelsphänomen im Dezember: Der „Teufelsstern“ Algol verändert seine Leuchtkraft

14.12.2025 • 15:00 Uhr
Himmelsphänomen im Dezember: Der „Teufelsstern“ Algol verändert seine Leuchtkraft
Künstlerische Darstellung eines Bedeckungsveränderlichen: Zwei Sterne umkreisen einander so eng, dass sie sich regelmäßig gegenseitig verdecken – wie beim Algol-System im Sternbild Perseus. ESO/L. Calçada

Der erste Eindruck von Konstanz am Sternenhimmel täuscht. Aus unterschiedlichen Gründen verändert sich die Helligkeit von Sternen. Bei Beta Persei können wir das kommende Woche selbst nachverfolgen.

Von Robert Seeberger
neue-redaktion@neue.at

Der Sternenhimmel vermittelt den Eindruck von Erhabenheit und Konstanz. Bis auf ein langsames Wandern der Sterne über das Firmament, das durch die Erddrehung entsteht, können wir in mondlosen Nächten keine Änderungen wahrnehmen. Abhängig von der Luftschichtung funkeln die Sterne zwar ein bisschen, aber ihre Grundhelligkeit bleibt unverändert. Aufmerksame Himmelsbeobachter wird es wohl schon immer gegeben haben. Zudem gab es vor dem 19. Jahrhundert, als Gas- und Glühlampen Einzug hielten, meist einen perfekt dunklen Nachthimmel. Trotzdem sind kaum Aufzeichnungen über Helligkeitsschwankungen von Sternen überliefert. Hin und wieder wurden neue Sterne beobachtet. In Unkenntnis ihrer Natur nannte man sie Supernovae. Tatsächlich sind sie das explosive Endstadium massereicher Sterne. Erst 1639 wurde im Sternbild Walfisch ein Stern beobachtet, der innerhalb von elf Monaten seine Helligkeit um acht Größenklassen änderte. Im Minimum ist er von freiem Auge unsichtbar, im Maximum entwickelt er sich zu einem helleren Stern zweiter Magnitude. Die Entdeckung war so unvorstellbar, dass man dem Stern den Namen Mira – der Wunderbare – gab. Mira galt bis zum Jahr 1669 als einmalige Ausnahme. Dann wurde die Veränderlichkeit von Beta Persei, auch Algol genannt, im Sternbild Perseus entdeckt. Seine Helligkeitsschwankungen können wir in den nächsten Nächten gut beobachten.

Das Sternbild Perseus steht um 20 Uhr hoch im Osten und gegen 22 Uhr direkt im Zenit. Es liegt zwischen dem sehr hellen Stern Capella im Fuhrmann und dem auffälligen Himmels-W der Cassiopeia. Der zweithellste Stern im Perseus ist Algol. Um sicherzugehen, kann man die Form des Sternbildes auf einer Karte anschauen und mit dem Gebilde im Zenit vergleichen. Algol heißt Teufelsstern oder Dämon, weil er in der griechischen Mythologie das vom Helden Perseus abgeschlagene Haupt der Medusa darstellt. Es mag gut sein, dass später der regelmäßige Helligkeitswechsel von Algol auch für ein Dämonenwerk gehalten wurde. Der englische Astronom John Goodricke bestimmte erst 1783 die Helligkeitsperiode und vermutete richtigerweise, dass ein großer Körper den Stern regelmäßig verdeckte. Algol ist ein Dreifachstern in 90 Lichtjahren Entfernung, von denen sich zwei gegenseitig verdecken. Die Sterne sind nur gut neun Millionen Kilometer voneinander entfernt, daraus resultiert eine kurze Periode von 2,87 Tagen. Die Helligkeit schwankt zwischen 2,1 und 3,4 Magnitude. Das ist von freiem Auge gut beobachtbar. Algol A ist ein sehr heißer Stern mit 100-facher Sonnenleuchtkraft, Algol B hat eine Oberflächentemperatur von nur 4500 Grad und ist um 20 Prozent leuchtschwächer als die Sonne. Immer wenn sich der kühle Algol B vor den heißen Algol A schiebt, fällt die Helligkeit ab. Kommenden Mittwoch ab zirka 23 Uhr beginnt die Algol-Helligkeit zu sinken. Fünf Stunden später ist das Minimum erreicht. Am 21. 12. ist das Minimum um 0 Uhr 55. Fünf Stunden davor und danach kann man die Änderung der Helligkeit verfolgen.

Mittlerweile sind unzählige veränderliche Sterne mit so geringen Helligkeiten bekannt, dass man Teleskope zur Beobachtung und Vermessung benötigt. Es gibt, grob gesagt, drei Ursachen für die Variabilität von Sternen: Mehrfachsterne bedecken sich gegenseitig wie bei Algol. Dann gibt es verschiedenste Ursachen für Sternpulsationen, also Schwingungen in der Gesamtgröße und damit in der Helligkeit. Ein Beispiel dafür ist Mira. Die dritte Klasse sind eruptive Veränderliche. Das heißt, spezielle Vorgänge führen zu Helligkeitsausbrüchen. Typische Beispiele dafür sind Novae und Supernovae.