Der Mond und seine Zyklen: Faszinierende Fakten und Irrtümer

Der letzte Vollmond wurde Supermond genannt. Er war größer und heller als gewöhnlich. Der Mond zieht andere Bahnen am Himmel als die Sterne. Das Verständnis seiner Zyklen ist bei der Beobachtung hilfreich.
Von Robert Seeberger
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Um den Mond ranken viele Mythen. Seltsame Bezeichnungen für den Vollmond kursieren. Nur ein Teil davon hat eine wissenschaftliche Relevanz. Ein Blutmond hat nichts Martialisches an sich und auch keinerlei Auswirkungen auf unser Leben. Er ist eine volkstümliche Bezeichnung für eine totale Mondfinsternis. Dabei fällt der Erdschatten auf den Vollmond, schwächt sein Licht deutlich ab und färbt es je nach Staubgehalt in der Erdatmosphäre grau bis rötlich. Ein „Blue Moon“ hat keine Blautöne zu bieten. So nennt man den zweiten Vollmond innerhalb eines Monats. Nachdem eine Lunation, der Zeitraum von einem zum nächsten Vollmond, durchschnittlich weniger als 30 Tage dauert, gibt es manchmal zwei Vollmonde in einem Monat. Mit „Once in a blue moon“ bezeichnet man im Englischen ein sporadisch und selten auftretendes Ereignis. Andere Benennungen von Vollmonden wie Fruchtmond im September oder Erdbeermond im Juni haben keinerlei Bedeutung in der Astronomie.
Supermond
Umlaufen sich zwei Himmelskörper, erfolgt das praktisch immer in Ellipsenbahnen. Anders als bei einer Kreisbahn ändert sich der gegenseitige der Abstand während des Umlaufs. Der Mond und die Erde sind im Durchschnitt 384.000 Kilometer voneinander entfernt. Tatsächlich schwanken die Abstände zwischen 356.400 und 406.700 Kilometern. Die Ellipsenbahn des Mondes um die Erde ist nicht mathematisch perfekt. Sie wird durch die Schwerkraft-Einflüsse anderer Himmelskörper, wie der Sonne, gestört. Das Perigäum, so heißt der nächste Punkt der Umlaufbahn, führt selbst eine Drehung im Raum durch. Zudem wird die Ellipse gestaucht und gestreckt, sodass der nächste Bahnpunkt um 14.000 Kilometer und der fernste Bahnpunkt um fast 3000 Kilometer variieren können. Das sind nur einige Besonderheiten, an denen die Mondbahn reich ist. Beim Vollmond am 5. November war das Perigäum und nur 257.000 Kilometer entfernt. Mit 34 Bogenminuten war er daher besonders groß und um etwa 15 Prozent heller als ein durchschnittlicher Vollmond. Der Volksmund spricht von Supermond, der nüchterne Astrophysiker von Perigäums-Vollmond. Tatsächlich war die ungewöhnliche Helligkeit des „Supermondes“ sichtbar und mit einem Photometer messbar. Der Eindruck der Größe des Mondes wird von einem psychologischen Effekt überlagert. In Horizontnähe scheint der Mond größer zu sein, da das Gehirn Vergleiche mit Bergen und Häusern anstellt.
Was ist eine Lunation?
Ähnlichkeiten der Begriffe Mond und Monat sind kein Zufall. So beträgt die durchschnittliche Zeitdauer zwischen zwei Mondphasen 29,52 Tage und heißt synodischer Monat. Es gibt noch eine Reihe anderer Mondperioden, die sich beispielsweise auf den Sternenhintergrund oder auf die Schnittpunkte von Mond- und Erdbahn beziehen. Die Mondphasen ändern sich von Tag zu Tag. Das bedeutet für die Beobachtungspraxis, dass die Licht-Schatten-Grenze in einem halben Monat über den gesamten Mond wandert. Bei dieser Linie geht am Mond gerade die Sonne auf. Wegen des flachen Sonneneinfalls werden hier kleinste Erhebungen oder Krater plastisch sichtbar. Pro Tag geht der Mond im Durchschnitt um 51 Minuten später auf, während die Sterne ihre Aufgangszeiten von Tag zu Tag kaum ändern. In zirka 28 Tagen umrundet der Mond die Erde. Der Vollkreis von 360 dividiert durch 28 Tage bedeutet, dass der Mond täglich um zirka 13 Grad in Richtung Osten wandert und daher jeden Tag später aufgeht. 51 Minuten Zeitverzögerung wären bei einer kreisförmigen Mondbahn korrekt. Wegen der Ellipsenbahn weichen die tatsächlichen Verzögerungen des Mondaufgangs vom Mittelwert deutlich ab.