Flora

Naturerlebnisse in der Liechtensteiner Walsersiedlung

27.01.2024 • 16:39 Uhr
Der Rückweg der Wanderung bei Tschugga. <span class="copyright">Vylet</span>
Der Rückweg der Wanderung bei Tschugga. Vylet

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet wandern auf dem familienfreundlichen Weg von Malbun zur Alpe Sass und bewundern das verschneite kleine Hochtal.

Auf der Suche nach schönen Winterwanderungen wird man auch in Malbun fündig. Ob Sommer oder Winter, die Anreise in diese Liechtensteiner Walsersiedlung wird mit wunderschönen Naturerlebnissen belohnt.

Hinauf bis zum Aussichtspunkt

Am Dorfeingang Malbuns beim großen Platz, der von Parkhaus und Eislaufplatz eingerahmt ist, beginnt in der Nähe des roten Hauses der Wanderweg. Dies zeigt sich am Hauptwegweiser des Sommers und den jetzt aktuellen pinkfarbenen Winterwegweisern. Nach wenigen Metern nach links schwenkt der Weg rechts der kleinen Kapelle zu. Bei diesem ersten Anstieg hat auch der Forscherweg für junge und junggebliebene Wanderer seinen Anfang. Schon die erste Station bietet allen die Möglichkeit, ihr Wissen aufzufrischen oder Neues zu erfahren. Das Thema Wetter passt natürlich auch sehr gut zum Start dieser Rundwanderung. Mit Blick auf die in den Jahren 1950 bis 1951 errichtete Friedenskapelle, steht man kurz darauf an der kleinen Rodelpiste.

Ab hier bringt einen der Weg ohne Abzweigungen nach Sass. Als erstes wird aber der Schlucher Bach über eine Brücke gequert, danach beginnt der Bergweg. Der Wald neben dem Weg ist nicht sehr dicht, was einen die Sonne auf die Nase scheinen lässt. Beim zwar stetigen aber moderaten Aufwärtsgehen überschreitet man den Malbunbach, ehe man auf der Geländekuppe bei Flua den ersten Aussichtspunkt erreicht hat. Auch hier oben sind die Fichten an den nach unten hängenden Zapfen zu erkennen. Mit etwas Glück kann man auf ihnen Fichtenkreuzschnäbel beobachten. Auch Tannenmeisen sind auf den Bäumen geschäftig unterwegs. Bei so vielen Ausblicken und Eindrücken ist die Zeit bis zum zweiten Aussichtspunkt beim kleinen Sass-See im Nu vergangen. Auch die Spuren der Tiere im Schnee haben zur Kurzweil beigetragen. Den 2285 Meter hohen Ochsenkopf, durch dessen Hänge und Kuppen man unterwegs ist, nimmt man hier erstmals in seiner ganzen Größe war. Mit manch Vogelgezwitscher im Ohr und verschneiten Bergen im Auge gehts weiter. Wenn man unterm Weg den verschneiten Stall erblickt, ist man in Sass angekommen.

Kurzbeschreibung

Besonderes: ein sonniger Winterwanderweg durch die locker bewaldete Landschaft Malbuns auf dem Jung und Alt die Natur im Winter erleben und genießen können.

Anforderung und Gehzeit: es sind insgesamt circa zwei Stunden Gehzeit und circa 150 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs

Markierungen: pinkfarbene Wegweiser

Charakter der Wege: Winterwanderweg

Kultur und Natur: die Alpe Sass, der Forscherweg

Anziehen und mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung

Einkehrmöglichkeiten: es gibt verschiedene Möglichkeiten in Malbun

Start und Ende: Malbun, LIEmobil (Buslinie von Liechtenstein) Bus Linie 21 ab Vaduz Haltestelle „Malbun Jöraboda“

Eine Jägerhütte und ein Pferdestall

Der kleine Stall wurde einst als Pferdestall für das fürstliche Jagdhaus Liechtensteins errichtet, welches man in einigem Abstand dahinter sehen kann. Auch die Abzweigung ist dank des Abfalleimers, der grün aus dem Schnee leuchtet, leicht auszumachen. Auf präpariertem Weg könnte man noch zum Sass- Fürkele und den Sattel bei Obersass aufsteigen.


Der Rückweg dieser Tour wird bereits ab der Verzweigung unter die Füße genommen. Nun dient die alte Alpstraße als Winterweg und ist dabei breit genug für Wanderer und Tourengeher. Die Alpe, deren Name bereits oft zu lesen war, liegt unterhalb des Wegs und rückt auf einer kurzen Wegstrecke ins Blickfeld.
Ein Zulauf des Guschgerbachs wird überschritten und danach der tobelartige Kessel von Sass durchs schattige Gelände verlassen. Weiter unten, wo man Malbun und dahinter aufragend den Augstenberg sehen kann, beginnt direkt beim Weg auch das Felsband des Tschugga. Aus dem Walserischen stammend bedeutet „Tschugga“ = Felskopf. Während des weiteren Abstiegs ist das Felsband nicht zu sehen. Ab dem Waldrand dafür die Schneeflucht Schlepplifte. Unter den baumelnden Bügeln gelangt man zur leicht ansteigenden Zielgeraden, auf der man zum Eislaufplatz kommt, wo sich der Kreis der Wanderung schließt.

Der Rossstall und dahinter die Jägerhütte bei Sass. <span class="copyright">Vylet</span>
Der Rossstall und dahinter die Jägerhütte bei Sass. Vylet
Die beiden Hütten aus einer anderen Perspektive. <span class="copyright">Vylet</span>
Die beiden Hütten aus einer anderen Perspektive. Vylet

Eine rätoromanische Bezeichnung

Sass ist eine rätoromanische Bezeichnung und bedeutet so viel wie Fels. Verschiedene Landschaftsteile tragen den Namen „Sass“. So etwa der kleine Sass-See oder das „Sassförkle“. Auch die auf dem Winterwanderweg liegende Alpe trägt diesen Namen. Sie gehört mit den Alpen Valorsch und Stachle zur Alpgenossenschaft Guschg. Die erste urkundliche Erwähnung dieser Alpe war 1355.

Bezug zu Vorarlberg

Die ursprünglich zum Kirchenspiel (Pfarrbezirk) Frastanz in Vorarl­berg gehörende Alpe wurde 1361 vom Kirchenspiel Schaan Vaduz erworben. Eine weitere Erwähnung im Jahre 1503 durch den Freiherrn von Brandis ist die Festlegung der Genossenschaftszugehörigkeit der Einwohner von Schaan. Damit ist sie die älteste, erhaltene Alp- ordnung des Fürstentums Liechtenstein. Aber damit nicht genug.

Viel Historie

Die Alpe hatte laut dem Brandisischen Urbar von 1509 bis 1517 und dem Sulzisch-Hohenemsischen Urbar von 1617 bis 1619 ein Viertel Butter und sieben Käse an die Herrschaft abzuliefern. Um den 15. August musste die als „Vogelmolke“, „Vogelrecht“ oder auch „Alprecht“ bezeichnete Menge abgeliefert werden. Diese Feudalabgabe wurde 1861 durch Zahlung von 2676 Gulden und 33 Kreuzer abgelöst. Im gleichen Jahr erwarb die Fürstliche Domänenverwaltung ein Grundstück, auf dem sie das Jagdhaus und den kleinen Pferdestall errichtete. 1922 kaufte die Alpgenossenschaft das Land und beide Gebäude von Fürst Johann II. Seitdem gehören Jagdhaus und Stall zum Hochjagdrevier Sass. Die Jagd spielt eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des Schutzwalds und der Hege der Wildtiere. Eine beinahe 150-jährige Geschichte hat die 1877 erbaute Straße zur Sass-Alpe, welche erst später bis nach Guschg weitergeführt wurde. Orte voller Historie also, wohin man auch geht (oder in diesem Falle wohl eher fährt).

Der Forscherweg

Der Forscherweg in Malbun bietet Kindern die Möglichkeit, auf unterhaltsame Art etwas über die Bergwelt und deren Bewohner zu erfahren. Natürlich haben daran auch Erwachsene ihre Freude und können ihr Wissen auffrischen, wie schon zu Beginn bei der Wetterstation oder den Tierspuren im Schnee entlang des Wegs. Die Stationen sind der Jahreszeit angepasst und sorgen für Abwechslung beim Aufstieg. Karte und Broschüre findet man online oder beim Tourismusbüro Malbun.

Die Wetterstation am Start des Forscherweges in Malbun. <span class="copyright">Vylet</span>
Die Wetterstation am Start des Forscherweges in Malbun. Vylet
Tierspuren im Schnee bei Flua. <span class="copyright">Vylet</span>
Tierspuren im Schnee bei Flua. Vylet

Quellen: tourismus.li; forscherweg.li; Liechtensteinisches Urkundenbuch Teil 1, Archiv des Fürstentums Liechtenstein; Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein. Karte: Swisstopo 1136 Drei Schwestern