Übers sonnige Gasünd bis nach Bludenz

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet wandern vom Klostertal nach Bludenz, freuen sich dabei über unerwartete Naturschönheiten und Informationen.
Die letzte Wanderung von Außerbraz nach Radin hat die Neugier auf die verschiedenen Wege nach Bludenz geweckt. Diese Wanderung schließt bei der Bushaltestelle in Radin an die vorhergehende Tour an. Alle Erwartungen, die man an eine gelungene Wanderung stellt, werden dabei erfüllt.
Von der Bushaltestelle geht es talauswärts zurück und auf der Brücke über den Spanner- oder auch Grubsertobelbach. Danach kommt auf der alten Straße die St.-Leonhard-Kapelle in den Blick. Auch wenn der Weg kurz vor der Kapelle rechts hinauf abzweigt, lohnt es sich, die Kapelle genauer in Augenschein zu nehmen. Die konservierten Hauszeichen aus früheren Jahrhunderten erinnern an die heutigen Graffitis.
Rufe der Vögel
Beim darauffolgenden Aufstieg nach Gasünd ist die unverputzte Nordseite der Kapelle zu sehen. Der Güterweg lässt einen im steilen Gelände gemütlich an Höhe gewinnen. Bald erreicht man einen flacheren Abschnitt im terrassierten Gelände, wo Obergasünd und Bludenz markiert sind. Büsche und Stauden überwuchern die steilsten Hänge, aus denen die Rufe verschiedenster Vögel zu hören sind. Die Kohlmeisen sind am leichtesten auch zu sehen. Etwas weiter oben, am Ende des Güterwegs, wo talseitig der Wald beginnt, kann man vielleicht einen Kleiber entdecken und den Gesang des Zilpzalp hören.

Die Wegspur über die Wiese führt an der Geländekante entlang zum Wald. Zurück ins Klostertal blickend steigt der Roggelskopf über den Wiesenhängen auf. Nach dem kurzen Stück durch den Wald übernimmt etwas unterhalb wieder ein Wiesenweg. Dass hier wieder Gasünd markiert ist, muss einen nicht verwirren.
Bergspitzen
Auf den wenigen Metern bis zum kleinen Tälchen mit dem Flachmoor zeigen sich zwischen Davennastock im Osten und Valkastiel im Westen noch Bergspitzen des Montafons. Schwarzhorn, Golmerjoch und der Große Turm sind am leichtesten zu erkennen. Rund ums Moor sorgen kleine Hügel und ein alter Bauernhof für Bergromantik. Der letzte Aufstieg zur Hügelkuppe von Gasünd beginnt an den Mauerresten einer Heubarge und endet beim idyllisch gelegenen Bauernhof Obergasünd.

Auf dem Forstweg schlendert man hinunter. Ab Gastastigele ist es Richtung Montikel nicht weit zur Klang-Rast-Stätte Hellwald. Mit Klanghölzern im begehbaren Klang- und Spielhäuschen und der eigenen Stimme beim „Summstein“ können Töne erzeugt werden. Damit kann man Teil des Waldorchesters werden, in dem der Wind mit Bäumen und Vögeln musiziert.
Kalktuff
Beim Fahrverbotsschild für Fahrräder betritt man den Waldweg zum Montikel. Unterwegs fällt die vom Kalktuff speziell geformte Zuleitung eines Brunnens auf. Am Waldboden leuchten Schneerosen in Weiß und Purpurrot aus dem welken Laub vom letzten Herbst. Bald wechseln sich Forst- und Waldweg ab. Infotafeln des Sunna-Wegs geben über Rungelin und das Kloster St. Peter Auskunft. Ab dem Geländer am Wegesrand, das sicher durch das steil abfallende Gebiet führt, beginnt das Felsband des Montikels.
Immer wieder kann man fast aus der Vogelperspektive über Bludenz schauen. Der Panoramaweg ist anspruchsvoll, aber gut zu gehen. Entlang der Geländekante bringt er einen zu verschiedenen Aussichtspunkten und windet sich zu guter Letzt hinunter in die Stadt. Am Schloss Gayenhofen vorbei führt die Treppe neben der Laurenziuskirche ins Getümmel der Stadt.
Kurzbeschreibung
Besonderes: Der Gasünd-Hügel am Eingang des Klostertals begeistert mit ungeahnten Ausblicken und urtümlicher Landschaft ebenso wie manch informative Tafel.
Anforderung und Gehzeit: Es sind insgesamt circa zweieinhalb Stunden Gehzeit und circa 260 Höhenmeter im Aufstieg und circa 370 Höhenmeter im Abstieg des Wegverlaufs.
Markierungen: weiß-gelb, weiß-rot-weiß.
Charakter der Wege: Straße, Forstweg, Spazierweg, Waldweg. Der Montikel erfordert Trittsicherheit auch für wanderfreudige Kinder.
Kultur und Natur: Infotafeln des Sunna-Wegs, Kirche St. Leonhard, Biotop 10305 Rungelin/Gasünd, Klang-Rast-Stätte Hellwald
Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung, Jause, Fernglas
Einkehrmöglichkeiten: Unterwegs keine, verschiedene in Bludenz
Start und Ende: Braz Bushaltestelle Radin, Bus Linie 720
Sunna-Weg und Kapelle
Der Sunna-Weg wurde 2019 angelegt und führt vom Hängenden Stein in Nüziders zur Daneubrücke in Bludenz und weiter bis zum Hotel Traube nach Außerbraz. An der Sonnenseite des Tals gelegen, kann der kulturhistorische Weg in Teilen oder seiner gesamten Länge begangen werden. Meist oberhalb der Ortschaften der ehemaligen Herrschaft Sonnenberg hat man dabei auch immer wieder schöne Ausblicke übers Tal.

Entlang des Wegs wird auf 25 Tafeln über die Geschichte und Natur der Umgebung informiert. Die Themen und Inhalte der Tafeln wurden vom Historiker Christof Thöny ausgearbeitet. Auch wenn sich der Weg nur für ein kürzeres Stück mit der eigenen Route kreuzt, sind die Tafeln eine unterhaltsame und doch fachkundige Bereicherung des Naturerlebnisses. Mit den Bänken und der Klang-Rast-Stätte Hellwald der Architektin Cornelia Vonbun ist der Sunna-Weg auch für Familienwanderungen sehr gut geeignet.
Die gotische Kapelle St. Leonhard wurde 1390 von den Grafen Rudolf IV. und Ulrich von Montfort erbaut. Besonders auffällig ist die straßenseitig aus der Wand ragende Heiligenfigur. Sie zeigt den heiligen Leonhard, der unter anderem Schutzpatron der Bauern, Knechte, Fuhrleute, Lastenträger, Gefangenen und speziell der Pferde ist. Sein Attribut, eine Kette, trägt er über der linken Schulter.
Der aus dem Jahr 1422 dokumentierte Brauch des „Leonhardritt“ wird noch heute in verschiedenen Orten wie dem Salzburger St. Leonhard (Grödig) gepflegt. Der barocke Altar stammt aus den Jahren 1670 bis 1680. Besonders bemerkenswert sind die Fragmente alter Hauszeichen an der östlichen Außenwand, welche auch aus diesen alten Zeiten stammen.
Blumenkunde
Die Christrose (Helleborus niger bzw. subsp. macranthus) oder Schwarze Nieswurz ist eine der ersten Frühlingsblumen und wird daher auch Schneerose genannt. Die Blütenblätter fallen nach der Bestäubung nicht ab, sondern verfärben sich mit der Zeit rötlich bis purpurrot. Sie ist stark giftig und wurde in früherer Zeit als Heilpflanze zur Herstellung von unter anderem Abführ- sowie Brechmittel und Niespulver genutzt. Die Christrose ist in Vorarlberg geschützt

Verwendete Quellen: vorarlberg-alpenregion.at; Dehio Vorarlberg, Verlag Anton Schroll 1983; naturvielfalt.at; Faszinierende Welt der Alpenblumen, Danesch, Ringier Verlag 1981; Karte: BEV 1230 West Bludenz und Ost Schruns