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Wandertipp: Kapfschlucht und Wildpark Feldkirch

08.06.2024 • 10:00 Uhr
Wandertipp 534 Feldkirch
Malerische Anblicke bieten sich beim Aufstieg zum Veitskapf. Gerhard Vylet

Hertha Glück und Gerhard Vylet erleben die Ill in der Kapfschlucht, spazieren zum Wildpark, wo junge Tiere Blicke auf sich ziehen und gehen über die Himmelsstiege zurück.

Der Wildpark Feldkirch war in den letzten Wochen immer wieder in den Medien präsent. Auch über die Baustelle in der Kapfschlucht wurde berichtet. Beides kann bei dieser Stadtwanderung selbst in Augenschein genommen werden.
Vom Busplatz geht es zuerst in Richtung Landesgericht. Am Churer Tor und Wasserturm vorbei gelangt man über die Montfortbrücke in den 1896 eingemeindeten Stadtteil Heiligkreuz. Nach dem Gerichtsgebäude wird zwei Mal rechts abgebogen, in die Gilmstraße, dann in die Liechtensteiner Straße. Bei der Kapelle Heilig-Kreuz hat schon im 9. Jahrhundert ein Ill-Übergang bestanden. Die Heilig-Kreuz-Brücke musste den Bauarbeiten weichen und wird gerade neu errichtet. Die alten Häuser formen eine schmale Gasse, durch die man zur Aussichtsplattform kommt.

Wandertipp 534 Feldkirch
Die Sautränke am Ardetzenberg. gerhard vylet

Nicht nur einen guten Blick auf die Baustelle hat man, auch Tafeln informieren über Bauarbeiten und Geschichte. Von der provisorischen Brücke zur „Alten Vereinigungsbrücke“ und weiter bis zur neuen Straßenbrücke sind es nur wenige Schritte. Ill und Schlucht zeigen sich dabei aus verschiedenen Perspektiven. Nach der letzten Fluss­überquerung erwarten einen die Straßenkreuzung und ein Bauplatz. Zwischen Bauzäunen nähert man sich dem Felsband des Ardetzenbergs, wo am Geländer des beginnenden Aufstiegs eine weiß-rot-weiße Markierung zu finden ist.

Wildpark und Sautränke

Abenteuerlich mutet der Anstieg über die Treppe hinauf zum Veitskapf an. Der weitere Weg bietet herrliche Ausblicke auf den Margarethenkapf mit der Kapelle und zum Schellenberg. Brombeerhecken und Hundsrosen säumen den Weg, manche Mauereidechse huscht angesichts der Wanderer in ihr Versteck. Oben beim 1906 erbauten Wasserschloss angekommen, hat man einen schönen Blick auf das Felsband des Känzele, welches die Stadt zum Walgau hin abschirmt.

Über den Parkplatz ist der Wildpark rasch erreicht. Der Weg links bringt einen zu Murmeltieren und Mufflons, um bei Birkhuhn und Damwild in die Hauptachse des Wildparks zu münden. Ab hier spaziert man, die verschiedenen Tiere betrachtend, dem Ende des Wildparks bei den Rehen zu. Vielleicht hat man Glück und sieht dabei eine durch die Zerstörung ihres Lebensraums selten gewordene Zauneidechse oder den niedlichen Nachwuchs der Luchse in ihren Gehegen. Nach der derzeitigen Haltestelle des Shuttle-Busses steht man bald vor dem malerisch im Wald gelegenen Tümpel. Die Bäume spiegeln sich im Wasser, das an die einstige Nutzung des Waldes erinnert.

Wieder zurück im Wildpark sind noch weitere Tiere zu beobachten. Die Anfang des Jahres geborenen Zwergziegen sind schon ein rechtes Stück gewachsen. Die Kitze der Steinböcke und die Frischlinge der Wildsau erfreuen noch mit ihrem kindlichen Bewegungsdrang. Ganz in der Nähe lädt auch der Kiosk zu einer Stärkung ein. Bei den weißen Barockeseln bietet sich noch einmal ein weiter Blick über das Känzele hinweg auf verschiedene Gipfel des Walgaus.

Himmelsstiege

Der Abstieg in die Stadt kann über die Weinberg- oder die Himmelsstiege erfolgen. Erstere beginnt bei einem roten Wohnhaus und endet beim St.-Josef-Institut, wo der Maria-Mutter-Weg zur Bärenkreuzung übernimmt. Für die Himmelsstiege folgt man der Straße etwas weiter nach unten. Deren Stufen führen in der Nähe des Churer Tors zur Altstadt. Auf beiden Stiegen ist die Altstadt gut zu sehen und der Busplatz nah.

kurzbeschreibung

Besonderes: Mit der Baustelle in der Kapfschlucht und dem Aufstieg zum Wasserschloss und zum Wildpark werden die Wanderfreunde jeden Alters angesprochen.

Anforderung und Gehzeit: Der Spaziergang hat circa zwei Stunden Gehzeit. Dabei werden 180 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs zurückgelegt.

Markierungen: weiß–gelb, weiß-rot-weiß

Charakter der Wege: Straße, Forstweg, Waldweg

Kultur und Natur: Wildpark Feldkirch, Wasserturm, Kapf

Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung

Einkehrmöglichkeiten: Es gibt verschiedene Einkehrmöglichkeiten in Feldkirch in der Stadt. Auch gibt es einen Kiosk im Wildpark. Der hat täglich von 10 bis 17 Uhr offen.

Start und Ende: Die Wanderung startet und endet am Feldkircher Busplatz.

Rund um die Tour: Von fehlenden Wildschafen

Wandertipp 534 Feldkirch
Ein Mufflon Widder mit Winterfell. gerhard vylet

Als Mufflon (Ovis gmelini) werden verschiedene Arten von Wildschafen bezeichnet. Beim europäischen Mufflon ist man sich nicht sicher, ob es sich dabei um einen Vorfahr des Hausschafs oder eine verwilderte Art des Hausschafs handelt. Die Tiere lebten ursprünglich nur auf Sardinien und Korsika.

In den nördlichen Teil Europas wurden die Tiere für die Jagd eingeführt. In Österreich ließ Prinz Eugen 1729 erste Mufflons von Sardinien in die Menagerie bringen. In den folgenden Jahren wurden verschiedene Gehege und Parks damit bestückt. Die Tiere wurden wegen der Trophäen gehalten. Erst um 1900 begann man in den verschiedenen Ländern Europas mit der Auswilderung. Heute sind in allen Bundesländern außer Vorarlberg Mufflons anzutreffen. Die Widder haben lange, schneckenförmig gedrehte Hörner. Diese werden nicht abgeworfen und wachsen das ganze Leben lang. Die Geißen können schmale, bis zu 20 Zentimeter lange Hörner tragen. Wie bei den Hausschafen leben die Mufflons in Herden zusammen. Da sie ursprünglich in steilem, felsigem Gebiet lebten, ist ihr Fluchtverhalten jenem der Gämsen ähnlich. Sie versuchen in steilem, felsigem Gelände Schutz zu suchen. Im Flachland ist dies nicht möglich, weshalb sie dort für Fressfeinde eine leichte Beute sind. Dementsprechend hat sich die Zahl des Muffelwilds erst nach der Ausrottung des Wolfs stark erhöht.

Gutes Näschen

Sie haben einen guten Geruchs- und Sehsinn. Ihr Gesichtsfeld ist ungefähr 300 Grad, Feinde können sie in bis zu 300 Meter Entfernung riechen. Das Fell der Widder ist dunkler als jenes der Geißen und Lämmer. Im Winterfell der Widder ist am Rücken ein weißer Fleck (Sattelfleck) zu sehen.

Quellen: feldkirch.at; wildpark-feldkirch.at; Welche Heilpflanze ist das?, Kosmos Verlag; Tierspuren, Lars-Hendrik Ohlsen, BLV Verlag; Muffelwild, Dipl. Ing Andreas Duscher, Pirsch 16/2010; Karte: Stadtplan Feldkirch