Bier und Barock in Fischingen

Bei dieser Wald- und Hügelwanderung lassen nicht nur die barocke Bau- sondern auch die Braukultur der Klosterbrauerei Wandererherzen höher schlagen.
Die Bregenzerwälder Handwerkstradition rückte mit der Eröffnung des neuen Barockbaumeister Museums in Au ins Rampenlicht. Dort wird die Geschichte der Wälder Baumeister vermittelt. Zeugnisse ihres Wirkens findet man meist in Süddeutschland und der Schweiz, so auch in Fischingen im Kanton Thurgau. Der Besuch des barocken Klosters kann mit einer wunderbaren Wanderung verbunden werden.

Hinauf zur Aussicht
Beim Kloster beginnt die Wanderung an der Straße, wo der Hauptwegweiser das erste Ziel, die Waldkapelle nennt. Auf der Hinterdorfstraße gewinnt man an Höhe und wendet sich beim „Beeren“ Hof dem Wald zu. Zuerst ein Forst-, dann rechts ein schmaler Waldweg bringen einen durch den üppigen Jungwald hinauf zur nächsten Abzweigung. Hier betritt man ein erstes Mal das Waldreservat „Höllwald“, welches auf einer Tafel beschrieben ist. Nach den kurzen Stücken durch den Wald und über die Wiese wird die Waldkapelle erreicht. Sie wurde 1890 eingeweiht und ist der heiligen Idda von Toggenburg gewidmet. Über einen Wiesenweg gelangt man in der Folge auf die Hügelkuppe mit der Marienstatue, dem ersten Aussichtspunkt. Nun kann der Blick über die Hügel des „Tannzapfenland“ schweifen. Südwärts hält man auf den Groot, den höchsten Punkt des Kantons zu.
Bei „Höll“ wird man wieder in den Wald gewiesen, wo der Aufstieg zum Gipfel wartet. Anfangs ein Forstweg, übernimmt bald ein Waldwurzelweg. Dieser verläuft nur moderat ansteigend bergan zum Aussichtspunkt. Dank des Schutzgebiets sind am Wegesrand verschiedene Pilze wie der beeindruckende Parasol zu sehen. Beim höchsten Punkt des Kantons auf 991 Metern angekommen, hat man einen guten Blick nach Osten. Gegenüberliegend ist die Wallfahrtskirche Iddaburg zu sehen. Den bewaldeten Gipfel lässt man hinter sich, steigt kurz aber steil zum Forstweg ab und kommt wenig später zur Abzweigung bei Allenwinden.
Jakobsweg zur Brauerei
Beim ehemaligen Gasthof trifft man auch auf einen alten Wegweiser des Jakobswegs, der hier den Bodensee mit dem Kloster Einsiedeln verbindet. Dieser Abschnitt wird auch als Schwabenweg bezeichnet. Wieder wechseln sich breite und schmale Passagen durch den Wald ab. Nach einer steilen Treppe wird der Wald verlassen, kurz darauf Au erreicht. Bei der St. Anna Kapelle (Stuckaturen von Johann Josef Moosbrugger) nimmt man rechts den schmalen Waldweg dem Bach entlang. Nach ein wenig Auf und Ab mündet auch dieser Pfad in eine Straße.
Die Vorfreude auf eine Erfrischung in der Klosterbrauerei verleiht einem auf den letzten Metern eine besondere Leichtigkeit. Im Klosterleben früherer Jahrhunderte war Bier ein alltägliches Nahrungsmittel. Da Wasser oft verunreinigt war, galt es wie Wein als „sicheres“ Getränk. Zur Zeit des Barocks wurden die Klosterbrüder zu Klosterbrauern, die abgestimmt auf das Kirchenjahr spezielle Biere herstellten. Diese Tradition ist bis heute überliefert.
Auch die Bierspezialitäten der „Pilgrim“ Brauerei in Fischingen werden nach alter Handwerkstradition hergestellt und teils in Holfässern gereift. Hier, in der einzigen Klosterbrauerei der Schweiz, kann man Geschichte neu erleben. So schmeckt Barock!
Kurzbeschreibung
Besonders: Leichte abwechslungsreiche Wanderung, bei der verschiedene historische Bauten und die Klosterbrauerei einen schönen Wandertag garantieren.
Anforderung und Gehzeit: Gut dreieinhalb Stunden Gehzeit und etwa 430 Höhenmeter im Auf- und Ab des Wegverlaufs.
Charakter der Wege: Straße, Forstweg, Waldweg.
Kultur und Natur: Kloster Fischingen, Brauerei, Waldkapelle, Höchster Punkt des Thurgaus, Waldreservat.
Einkehrmöglichkeiten: Kloster Fischingen, unterwegs Restaurant „Schuel“ in Au.
Markierungen: gelb = weiß–gelb, weiß-rot-weiß.
Anziehen und Mitnehmen: Gutes Schuhwerk für Passage auf Waldwurzelweg, Stöcke, Getränk, Jause.
Start und Ende: Kloster Fischingen Schweiz, Bus Linie 734 ab Bahnhof Will SG, Haltestelle „Kloster“, wilmobil.ch.
Rund um die Tour: Klostergeschichte und Barockhandwerk
Die Geschichte des Klosters beginnt 1138 mit der Gründung durch Ulrich II. von Konstanz. Schon zu Beginn wurde ein Frauen und ein Männer Konvent errichtet. Die erste Hochblüte war um 1200. Für das Jahr 1210 wurde mit 150 Mönche und 120 Nonnen gerechnet. Nach dem Bau eines Frauenkonvents in Tänikon (Aadorf) 1249 löste sich jener in Fischingen mit der Zeit auf. Auch die Zahl der Mönche ging über die Jahre stark zurück. 1440 brannten große Teile des Klosters ab. Um die kleine Klostergemeinschaf zu stärken lies der Abt Heinrich Schüchti (1466-1510) vom Dekan Albrecht von Bonstetten um 1480 eine Legende kreieren. So entstand, wie an vielen Orten in jener Zeit, die Geschichte einer Heiligen. Damit konnte zwar die wirtschaftliche Lage verbessert, die Gemeinschaft jedoch nicht vergrößert werden. Während der Reformation kam das Klosterleben von 1526 bis 1540 zum Erliegen.
Einen zweiten Frühling erlebte das Kloster zur Barockzeit. Abteikirche, Iddakapelle und das Konventgebäude wurden neu errichtet. 1753 bis 1761 baute Michael Beer von Bildstein nach seinen Plänen am Gebäude. Doch es kam zu einem langjährigen Streit zwischen Beer und dem Abt, der mit einer gerichtlichen Einigung beendet wurde. Der geplante Westflügel wurde nicht realisiert. Die Stuckdekoration im Chor der Kirche stammt von Johann Josef Moosbrugger. Der Orgelbauer Johann Matthäus Abbrederis (1652 -1725) aus Rankweil schuf 1705 die inzwischen erneuerte Orgel der Iddakapelle. 1836 wurden die Klöster unter weltliche Verwaltung gestellt, die Klostergebäude 1879 schließlich an den heutigen Besitzer den Verein Iddazell verkauft.

Pflanzenkunde
Der Große Riesenschirmling oder Parasol (Lepiota procera) wird bis zu 40 Zentimeter hoch. Der Hut kann stattliche 30 Zentimeter erreichen. Jung erinnert der Pilz an einen Pauken-Schlegel. Der ausgewachsene Pilz hat einen flachen tellerförmigen Hut und ist am braun genatterten Stiel gut zu erkennen. Der Stielring dient beim jungen Pilz noch zum Schutz der weißen Lamellen, später ist der Ring am Stiel verschiebbar. Der Hut kann frisch oder getrocknet gekocht werden.

quellen
Das Buch der Pilze, Schweizer Verlagshaus; Benedikinerabtei Fischingen, Kunstverlag Peda; Geburt einer Legende, Dominik Landwehr, Blog. Nationalmuseum.ch, 2021; Karten: Swisstopo 1093 Hörnli