Die Edelkastanie hat viel zu bieten

Der Maronibaum, auch Edelkastanie genannt, ist wegen seiner schmackhaften Nussfrüchte beliebt. Zu bieten hat der vielseitige und langlebige Baum aber noch um einiges mehr.
Von Christine Moosmann-Hämmerle
Im Herbst ist wieder Maronizeit. Wir kennen den Maronibaum, auch Edelkastanie genannt, hauptsächlich wegen ihrer schmackhaften Nussfrüchte, doch sie ist ein vielseitiger Baum, der weitaus mehr zu bieten hat. Anders als die meisten Nüsse, die vorwiegend Fette enthalten, besteht die Edelkastanie zu einem großen Teil aus Kohlehydraten und Stärke. Diese Inhaltstoffe machten sie in früheren Zeiten zu einem wichtigen Nahrungsmittel besonders in Regionen der Südalpen wo der Anbau von Getreide nicht möglich ist. Aufgrund ihrer Vielfältigkeit wurde sie im Jahr 2018 zum Baum des Jahres gewählt. Die Edelkastanie ist angepasst an warme Standorte und kommt mit Trockenheit gut zurecht.
Herkunft
Anders als Aussehen der Früchte und der Name vermuten lassen, ist die Edelkastanie nicht mit der Rosskastanie verwandt. Sie gehört zur Gattung Kastanie (Castanea) innerhalb der Familie der Buchengewächse (Faganceae). Ursprünglich stammt die Kastanie wohl aus dem Kaukasus und Armenien. Sie verbreitete sich von Kleinasien über Griechenland und Italien. Seit der Antike ist sie im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Vermutlich durch die Römer gelangte sie in den mitteleuropäischen Raum, wo sie vor allem in wärmeren Weinbaugebieten wächst und zum Teil des natürlichen Ökosystems wurde.
In nördlicheren Gebieten bildet sie nur wenig Früchte, weshalb hier vor allem ihr Holz genutzt wird. Das Holz ist unempfindlich gegen Witterungseinflüsse und wird für Zäune, Türstöcke und Fenster verwendet. Blätter und Rinde der Kastanie enthalten viele Gerbstoffe, weshalb sie vor allem in Form von Aufgüssen und Tees in der Heilkunde verwendet werden. Sie haben eine beruhigende, magenstärkende und zusammenziehende Wirkung. Hildegard von Bingen empfahl den Verzehr von Kastanien bei Kopfschmerzen, Herzschmerz und Traurigkeit, sowie bei Leber-, Milz- und Magenschmerzen. In der griechischen Antike war die Edelkastanie dem Gott Zeus geweiht, in der christlichen Symbolik stehen sie für Güte, Keuschheit und den Triumph über die Versuchung. In Frankreich schließlich gibt es den Brauch, Heiligenbilder an Edelkastanien zu befestigen.
Edelkastanien werden im Durchschnitt 200 Jahre alt, sie können aber ein Alter von bis zu 600 Jahren erreichen. Sie blühen von Mai bis Juni nach dem Austrieb der Blätter. Nach etwa 20 Jahren tragen die Bäume Früchte. Ihre lange Blütezeit macht sie zu einem wertvollen Gehölz für Bienen und andere Insekten. Edelkastanien werden 15 bis 30 Meter hoch und sind deshalb nur für große Gärten geeignet. Der wärmeliebende Baum braucht viel Licht und gedeiht am besten auf frischen, lockeren und tiefgründigen Böden mit niedrigem Kalkgehalt. Staunässe verträgt die Kastanie schlecht.


Literatur
Die Fabel vom Affen und der Katze
Edelkastanien finden sich auch in Redensarten, mündlichen Überlieferungen und der Literatur wieder. Bekannt im deutschen Sprachraum ist vor allem die Redewendung „(für jemanden) die Kastanien aus dem Feuer holen“ und bedeutet für jemanden etwas Gefährliches tun, oder sich „für jemanden die Finger verbrennen“. Sie leitet sich ab von der Fabel „Der Affe und die Katze“ des französischen Dichters Jean de La Fontaine aus dem 17. Jahrhundert.
In der Fabel sehen ein Affe und eine Katze Kastanien, die in glühenden Kohlen geröstet werden. Der Affe weiß, dass er sich die Finger verbrennen wird, wenn er die Kastanien aus dem Feuer holt. Deshalb überredet er die Katze, es zu tun und appelliert dabei an ihre Eitelkeit. Um ihre Geschicklichkeit zu beweisen, soll sie sich freiwillig in Gefahr bringen. Während die Katze nach und nach die Kastanien aus dem Feuer holt und sich dabei die Pfoten verbrennt, isst der Affe hinter ihrem Rücken alle auf.

Wissenswertes
Name: Edelkastanie (Castanea sativa), Esskastanie, Maroni.
Gattung: Kastanie (Castanea).
Familie: Buchengewächse (Faganceae).
Standort: Warm und sonnig, auf frischen, kalkarmen Böden.
Nutzung: Nüsse zum Verzehr, Rinde und Blätter in der Medizin, Holz.