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Männer beten auf Knien für Vorherrschaft des Mannes

08.03.2023 • 14:21 Uhr
Im ganzen Land knien Männer und beten
Im ganzen Land knien Männer und beten Sanjin Strukic/PIXSELL

Eine religiöse Männerbewegung sorgt für Aufregung in Kroatien. Konservative Männergruppen beten auf Knien für die Wiederherstellung traditioneller Werte.

Für Gleichstellung sind sie nicht. Als Männer bestehen sie auf die Vorherrschaft in der Familie, denn nur sie können “das Oberhaupt” sein. Jeden ersten Samstag des Monats beten deswegen in mehreren kroatischen Städten radikale Katholiken auf Knien. So auch am vergangenen Wochenende. Im ganzen Land versammelten sich mehrere Männergruppen. Darunter auch am Hauptplatz, am Ban-Jelačić-Platz, in der kroatischen Hauptstadt Zagreb.

Dass auf jede Welle der Frauenrechtsbestrebungen eine Gegenbewegung folgt, ist keine Seltenheit, weiß Politikwissenschafterin Judith Goetz. Dass sich der Antifeminismus aber immer häufiger zeigt und noch dazu aggressiver wird, habe damit zu tun, dass einige Errungenschaften spürbar geworden sind “und es Männer gibt, die mit diesem Privilegienverlust nicht klarkommen”. In Kroatien komme hinzu, dass die “traditionelle Familie” einen zentralen Stellenwert einnimmt. “Frauen in Kroatien wird nicht nur vorgeworfen, Männer zu hassen, sondern auch die Familie zu zerstören”, so Geotz. Dabei spiele Religiosität eine große Rolle. “Diese Männer beten, um die vermeintliche ‘göttliche Ordnung’ wiederherzustellen.”

Männer beten auf Knien für Keuschheit und Vorherrschaft in der Familie
Männer beten auf Knien für Keuschheit und Vorherrschaft in der Familie.Fotograf

Die Rolle der kroatischen Kirche

Ebenso gebetet wird für “Heimat, Frieden und Bekehrung des kroatischen Volkes”. Dass die katholische Kirche in Kroatien immer wieder mit rigiden konservativen Werten und einem revanchistischen Geschichtsbild in Verbindung gebracht wird, überrascht dabei nicht. Gerade wenn es um Kroatien geht, sind Nationalismus und Religion eng miteinander verbunden.

Doch auch in Österreich trafen Jahr für Jahr kroatische Neofaschisten mit rechtsextremen Ustascha-Symbolen zusammen und nahmen an der umstrittenen Gedenkmesse am Loibacher Feld bei Bleiburg/Pliberk, Kärnten, teil. Jahrzehntelang unter dem Schutz der Diözese Gurk-Klagenfurt. Mit der Begründung, bei dem Treffen handle es sich um eine religiöse Prozession. Und da die Religionsfreiheit ein Verfassungsrecht ist, war es möglich, die Gedenkfeier abzuhalten. 2019 entschied sich die Diözese erstmals dagegen und erteilte der kroatischen Bischofskonferenz eine Absage zur Abhaltung eines Gottesdienstes. Mit der Begründung, die Veranstaltung würde dem Ansehen der katholischen Kirche schaden.

Gegenbewegung

In Kroatien fanden am Wochenende zeitgleich zum Gebet Gegendemonstrationen von Frauen und Männern statt, die unter anderem gegen Femizide und die Gewalt an Frauen auf die Straße gingen. Noch im Jänner hatte die Theatergruppe “Kerekesh Teater” aus Varaždin, betrieben von Ljubomir und Jan Kerekeš, ein Foto in den Sozialen Netzwerken veröffentlicht, die mehrere Männer kniend vor einem Topf Gulasch zeigt. Darunter schrieben sie: “Männer knien und beten, dass der Eintopf gelingt. Frauen sind nicht zum Kochen da. Wir bringen ihnen Gulasch, weil wir sie so lieben, wie sie sind.”