Warum die Sparzinsen jetzt wieder sinken

Es gilt als fix, dass die Leitzinsen 2024 sinken werden. Die Prognose drückt bereits die Sparzinsen bei Neuveranlagungen.
Jahrelang bewegten sich die Sparzinsen kaum von der Null weg. Dann erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen binnen zwei Jahren insgesamt zehnmal – und die Zinsen auf Erspartes rückten wieder in den Fokus.
So erhielten österreichische Sparerinnen und Sparer je nach Anbieter laut der Vergleichsplattform Durchblicker bis zu „rund drei Prozent Zinsen für Tagesgeld (ohne Bonuszinsen) und bis zu 3,60 Prozent Zinsen für Festgeld mit Bindung von einem bis drei Jahren“. Jetzt aber will die Plattform eine Trendwende beobachten.
„Die Banken in Österreich und in der EU senken ihre Sparzinsen nun wieder“, heißt es von Durchblicker-Manager Andreas Ederer. Zu beobachten sei dabei ein ungewöhnliches Bild. Die meisten Banken würden nämlich zurzeit „für längerfristige Geldanlagen niedrigere Zinsen anbieten als für einjähriges Festgeld“. Dahinter stecke laut Ederer die „Erwartung an die zukünftige Zinspolitik der EZB“.
Banken bestätigen
Konkret seien in Österreich in den letzten drei Monaten die Zinsen für Festgeld mit einer Laufzeit von drei Jahren um „0,38 Prozentpunkte auf durchschnittlich 2,82 Prozent und für Festgeld mit einer Laufzeit von zwei Jahren um 0,28 Prozentpunkte auf 2,99 Prozent am stärksten gesunken“, heißt es von Durchblicker. Beim Taggeld sei der durchschnittliche Zinssatz im Dezember 2023 bei 1,61 Prozent gelegen und im Februar nur noch bei 1,46 Prozent. Das entspricht einem Rückgang von 0,15 Prozentpunkten. Einen Überblick zur laufenden Entwicklung der Sparzinsen bietet überdies die Transparenzplattform „Sparzinsen Österreich“ der Nationalbank.
Ein Rundruf bei Banken zeigt, dass die Analyse im Wesentlichen zutrifft. Beim Neuabschluss von Veranlagungsprodukten „werden die Zinserwartungen bereits mitberücksichtigt“, erklärt Gerhard Fabisch, Vorstandschef der Steiermärkischen Sparkasse, der Kleinen Zeitung. Auch bestätigt er die „anormale Zinssituation“, bei der die längerfristige Bindung auf der Zinsseite derzeit weniger abwirft als kurzfristige Sparformen. Der Grund: Es gilt als fix, dass die EZB den Leitzins im Lauf des Jahres senken wird, offen ist, wann und in welchem Ausmaß.
Fabisch rechnet mit einem nicht allzu frühen, moderaten Kurswechsel – der sich dennoch auswirkt: Banken agieren vorsichtig bei mehrjährigen Veranlagungen. Der Vorteil ist, dass der Zinssatz über die Laufzeit garantiert wird. Was zu einer wichtigen Differenzierung führt: Bestehende Fixzinsvereinbarungen sind von (Leit-)Zinssenkungen nicht betroffen – auch bei variabel verzinsten Anlagen bewege sich (noch) nichts, betont Fabisch. Sie orientieren sich am 3-Monats-Euribor, die Anpassung erfolgt vierteljährlich (und nach einer Leitzinssenkung).
Expertenmeinung
„Aktuell beobachten wir bei den Geldmarktzinsen (Indikatoren für Spar- und Festgeldanlagen, Anmerkung) eine klare Abflachung des Anstiegs vergangener Monate auf bestehendes Niveau“, hält die Raiffeisenlandesbank Steiermark (RLB) auf Anfrage fest. Aufgrund der Zinsprognose seien die Indikatoren für Veranlagungen ab zwölf Monaten bereits gesunken. Auch die RLB orientiere sich immer an den Referenzsätzen der Geld- und Kapitalmärkte, wird betont. Nicht anders kommuniziert das die Volksbank Steiermark: „Eine nächste Senkung der Sparzinsen ist abhängig von der weiteren Vorgehensweise der EZB.“
Die allermeisten Marktbeobachter gingen nicht davon aus, dass die Zinsen weiter steigen werden, sagt Michael Koren, Vorstand der Kärntner Sparkasse. „Viel eher werden sie mittelfristig sinken, das ist bei den Entwicklungen im Festgeld ablesbar.“ Allerdings werde dies langsamer geschehen, als es allgemein erwartet wurde, betont Koren. Die EZB werde der US-Zentralbank Fed den Vortritt lassen, diese haben auch früher begonnen, die Zinsen anzuheben. Er erwartet, dass vorsichtige Senkungen des Leitzinses frühestens im Herbst erfolgen. Es sei daher sinnvoll, sich jetzt höhere Zinsen zu sichern. „Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte jetzt aktiv werden und das Gespräch mit seiner Bank suchen.“
Sparen wird wieder attraktiv
Eine Empfehlung, der sich Manfred Wilhelmer, Vorstandssprecher der Raiffeisen Landesbank (RLB) Kärnten anschließt: „Wir erwarten in Zukunft wieder sinkende Zinsen.“ Mit Fixzinssätzen könne man sich einen stabilen Zinssatz über eine definierte, längere Laufzeit sichern. „Sparen ist aufgrund der Zinssituation wieder attraktiv geworden“, sagt Wilhelmer, „wir beobachten daher den Trend zum Sparen mit Bindung und Fixzins für zwölf oder 24 Monate.“
„Sparen war schon lange nicht mehr so attraktiv wie heute“, sagt BKS-Vorstandschefin Herta Stockbauer. Aber das Sparverhalten habe sich verändert, bestätigt auch sie: „Wurde vor zwei Jahren noch sehr viel auf täglich fälliger Basis veranlagt, so tendieren unsere Kunden heute zu längeren Bindungen.“ Immer öfter falle die Entscheidung auch auf nachhaltige Produkte. „Für welche Sparform man sich schlussendlich entscheidet, wesentlich ist, dass die persönlichen Ziele erreicht werden“, so Stockbauer.