Kunst in Zeiten der Massenkultur

Bei der Bregenz Biennale geht es heuer um Massen-Kulturtourismus.
Die Bregenz Biennale kehrt wieder in der Landeshauptstadt ein – und das Thema dieser Ausgabe ist aktueller denn je. 2012 von den in Bregenz geborenen Künstlern Albert Allgaier und Bernhard Garnicnig gegründet, werden bei der Bregenz Biennale experimentelle Formate realisiert, die zwischen bildender Kunst und Performance meist flüchtige Begegnungen mit Kunst im öffentlichen Raum erzeugen. Zufall, Imaginäres, das Spannungsfeld von Kunst und dem Kultur-Kanon sind dabei wesentliche Stichworte, wie Garnicnig im Gespräch erklärt. Zusammen mit Marlene A. Schenk kuratiert er die diesjährige Biennale.

Künstler sehen sich selten in erster Linie als Produzenten von konsumierbaren Kulturprodukten, meint Garnicnig – und doch würden sie oft, etwa in der Zusammenarbeit mit großen Kulturinstitutionen, als solche gesehen. Die Bregenz Biennale fokussiert heuer unter dem Titel “The Art of Hosting” auf die touristische Vermarktung von kulturellen Massenveranstaltungen, wie etwa der Biennale in Venedig. Welche Blüten dort der Massentourismus treibt, ist bekannt – die Biennale-Macher aus Bregenz rufen dazu jene Szene in Erinnerung, als Menschen von einem in das Dock krachenden Kreuzfahrtschiff flüchteten.
Kritischer Blick
Lokales Beispiel für Großveranstaltungen sind die Bregenzer Festspiele. Nach deren Absage aufgrund der Corona-Krise suchten Stadt- und Tourismusvertreter nach einem alternativen kulturellen Angebot, das viele Besucher anlockt – was auch ihre Aufgabe wäre, so der Künstler. Als solcher hat Garnicnig jedoch, und das bereits vor Covid-19, einen kritischen Blick auf dieses Gefüge geworfen.
Begegnungen
Bei der Biennale sind es vornehmlich die Kunstschaffenden Danja Burchard, Gregor Legeland, Nour Shantout und Benjamin Tomasi, die diese Aufgabe übernehmen. Sie werden innerhalb einer Woche einzelne Begegnungen mit künstlerischen Interventionen schaffen, „spontane Momente oder arrangierte Inszenierungen. Singularität, Serendipität (in etwa eine überraschende, zufällige Entdeckung, Anm.)“, steht im Konzept dazu.
See ohne Wasser
Außerdem gestaltet Künstlerin Marie Vermont Plakate und Postkarten, die dystopische Visionen zeigen, wie etwa einen Bodensee ohne Wasser: Hier blicken die vielen Zuschauer auf der Seetribüne auf Windräder und ein kleines, mit Flamingos gefülltes Planschbecken. Wie sieht Massen-Kulturtourismus aus, wenn es die Welt, die wir kennen, nicht mehr gibt? Die Plakate werden auf den dafür üblichen Bregenzer Standorten, wie Litfaßsäulen, zu finden sein.
Vermonts Werke werden leicht zu entdecken sein, um eine Begegnung mit den anderen, flüchtigen Aktionen wahrscheinlicher zu machen, empfiehlt der Kurator, sich auf Instagram zu verlinken („bregenzbiennale2020“). Die Biennale läuft von 24. August bis 1. September.