Kultur

Der malende Odysseus

17.12.2020 • 19:21 Uhr
Aus der Serie "Bootshaus". <span class="copyright">Lisa Kammann</span>
Aus der Serie "Bootshaus". Lisa Kammann

Der Vorarlberger Künstler Linus Barta zeigt in Bregenz neue Werke.

Spätestens seit seiner Nominierung für den Vorarlberger Kulturpreis 2019 für Malerei sind dem kunstinteressierten Vorarlberger die Werke des gebürtigen Bregenzers Linus Barta bekannt. Dabei blieb nach der Präsentation der Vorauswahl unter anderem die besondere Arbeitsweise des heute 33-jährigen Künstlers in Erinnerung. Die neuesten Ergebnisse dieses buchstäblichen Mal-Prozesses können nun in der „galerie“ in Bregenz erlebt werden.

Hier ein Kopf im Kleinformat. <span class="copyright">Lisa Kammann</span>
Hier ein Kopf im Kleinformat. Lisa Kammann

Treffenderweise beschreibt Galeristin Isabel Sandner Barta als einen künstlerischen Odysseus, der erst nach langer Zeit und über viele Umwege an sein Ziel gelangt – falls es eines gibt. Denn der junge Vorarlberger übermalt seine Bilder wiederholt. Ölfarbe wird Schicht für Schicht aufgetragen, teilweise auf Bilder, die lange unberührt blieben, erklärt der Künstler bei einer Besichtigung. Es sei auch für ihn oft schwer zu sagen, wann ein Werk nun vollendet sei. Es müsse für ihn stimmig wirken, um den Pinsel bei einem Bild ruhen zu lassen. Er tendiere aber grundsätzlich dazu weiterzumalen, wie Barta erklärt.

Nicht von dieser Welt

Trotz dieser Mehrschichtigkeit, die am Leinwandrand dokumentiert ist, wirken die Malereien nicht überladen. Im Gegenteil entsteht eine beinahe einheitliche, subtile Farbfläche, auf der meist ein klassisches Sujet hervortritt: der Kopf. Barta kann aber auch im Abstrakten bleiben – beide Varianten vereint sind in der „Bootshaus“-Serie, die in einem solchen in Fußach geschaffen wurde. Die im Herbst vorherrschenden milchig-trüben Lichtverhältnisse sind darin zu erkennen. Weiß ist überhaupt ein wichtiger Faktor in der Farbzusammensetzung, oft sind Cremefarben das Ergebnis. Barta fügt hinzu, dass ihn diese Serie auch an die Werke des deutschen Malers Norbert Schwontkowski erinnern, dessen Arbeiten er sehr bewundere.

Linus Barta zeigt in der „galerie“ in Bregenz Malereien und Skulpturen. Zu sehen bis 12. Februar 2021, Kirchstraße 29. Geöffnet von Mittwoch bis Freitag, 16 bis 19 Uhr.

Nicht von dieser Welt wirken die rätselhaften Gestalten, dessen Köpfe gerne mit einem pas­tosen Auftrag erscheinen. Barta malt ohne Vorlage, wie er sagt. Manchmal aber wirke sich eine zufällige Begegnung im Alltag auf die Figur im Bild aus. Vom Groß- bis ins Kleinformat haben die Köpfe eine Wirkung auf den Betrachter – im hinteren Untergeschoss sind spannende Miniaturen zu sehen. Toll ist das große Bild „Neumond“, auf dem ein Mann auf einem quasi schwebenden Stuhl sitzt: Ein einfaches Motiv, das den Betrachter aber in den Bann zieht.

Der Künstler ist übrigens auch privat ein Odysseus: Nach seinem Aufenthalt in Vorarlberg macht er sich auf den Weg nach Frankreich. Auch Berlin und Wien sind Standorte für Barta.