Der Körper im Mittelpunkt

Der Künstler Erich Smodics wird heute 80 Jahre alt.
Auch wenn Erich Smodics bereits auf ein beachtliches Lebenswerk blicken kann, arbeitet er selbst noch mit 80 Jahren – er kann gar nicht anders, sagt der Bregenzer Künstler im Gespräch. Dem heutigen runden Geburtstag sieht der umtriebige Zeichner, Maler und Bildhauer gelassen entgegen, jeder hat eben mal Geburtstag, so seine nüchterne Betrachtung. Sprechen möchte er am liebsten über seine Arbeit, und da gibt es Neues zu berichten: „Lob der Hand“ heißt die Ausstellung, die Smodics gerade vorbereitet. In seinem Atelier beziehungsweise Ausstellungsraum in der Bregenzer Innenstadt lädt der Künstler Kollegen ein, eine Arbeit über das Thema zu präsentieren, das ihn seit einiger Zeit intensiv beschäftigt: die Hand.

Der menschliche Körper steht seit jeher im Zentrum des Schaffens von Smodics. Der Bregenzer war zuerst als Formstecher, Designer und Textilzeichner tätig, bevor in den 60er-Jahren seine berufliche Laufbahn als freischaffender Künstler begann. Seitdem entwickelte sich der Körper immer stärker zum Dreh- und Angelpunkt von Smodics Werk. Der Körper wird wissenschaftlich analysiert, als Erscheinung im Raum architektonisch interpretiert, geometrisch zergliedert, und schließlich in seinen „Körperwürfelbildern“ aus mehreren Perspektiven gleichzeitig zur Erscheinung gebracht. Stets widmet sich Smodics mit einer professionellen Ernsthaftigkeit der Komplexität der menschlichen Figur. Für seine Bilder und Skulpturen nimmt er immer ein Modell als reale Vorlage, erklärt er. Seine Werke sind jedoch weit mehr als eine einfache naturalistische Abbildung und besitzen eine analytische und psychologische Dimension. Der Idee, es Marcel Duchamp gleichzutun und banale Alltagsgegenstände zur Kunst zu erheben, kann der Künstler hingegen rein gar nichts abgewinnen: „Ich habe immer darauf geachtet, dass ich kein Duchamp-Epigone werde“, sagt der Bregenzer.
Zur Person
Erich Smodics wurde am 4. Februar 1941 in Bregenz geboren, er ist Zeichner, Maler und Bildhauer. Zusammen mit Helmut Fetz, Rudolf Zündel und Siegfried Kresser gründete er in den 60er-Jahren den „Bregenzer Kreis“.
Smodics schuf neben seiner unaufhörlichen Perfektionierung des Handwerks einen unverwechselbaren Stil, sein Schaffen erlangte über die Grenzen Vorarlbergs hinaus Anerkennung. Der Künstler hatte Ausstellungen in Wien, Paris, Basel und Moskau. Im Palais Thurn & Taxis war im Sommer 2017 eine umfassende Personalie zu erleben.
Gliederhand
Nun ist es also die Hand, die das „Bregenzer Urgestein“, wie er gerne genannt wird, umtreibt. Kollegen, die ihn im Leben begleitet haben, werden sich nun ebenfalls diesem komplexen und vielseitig talentierten Körperteil widmen, ihnen empfahl er das Buch „Lob der Hand“ von Henri Focillon als Lektüre. Mit dabei sind zum Beispiel Christoph Lissy oder Joachim Burmeister. Letzterer leitete bis 2006 die Villa Romana in Florenz, wo Smodics Gaststipendiat war. Die Liste der teilnehmenden Künstler werde aber wohl noch länger werden, meint Smodics. Er selbst schuf für die Schau etwa eine Gliederhand – computergenerierte Animationen von Roboter-artigen Händen findet der Künstler gerade spannend.