Kultur

Mit einem Bier am Runden Tisch

01.12.2021 • 19:39 Uhr
Marco Pogo arbeitet derzeit in Vorarlberg. <span class="copyright">Pogo's Empire</span>
Marco Pogo arbeitet derzeit in Vorarlberg. Pogo's Empire

Marco Pogo, Arzt, Politiker und Sänger der Band Turbobier, im Gespräch.

Marco Pogo ist künstlerisch ein Hansdampf in allen Gassen. Vor kurzem erschien sein Buch „Gschichtn“, auf dem Weihnachtsalbum der EAV ist er mit einem Song vertreten. In Vorarlberg arbeitet Pogo gerade an einem Live-Album.

Wie ist es zur Kooperation mit der EAV gekommen?
Marco Pogo: Ich bin seit meiner Kindheit ein großer EAV-Fan. Mit Turbobier haben wir bereits ein paar Songs der EAV nachgespielt und beim Album „1000 Jahre EAV“ durfte ich mein Lieblingslied „Küss die Hand schöne Frau“ covern. Jetzt hat mich EAV-Sänger Thomas Spitzer wieder angefragt und so ist das Lied „A klanes Feuer“ entstanden. Ein Kindheitstraum ist in Erfüllung gegangen.

Warum das Lied „A klanes Feuer“?
Spitzer hat das ausgesucht. Er hat das nicht erst vorgestern geschrieben, sondern es ist schon einige Jahrzehnte alt. Für mich war es spannend, mit jemandem wie Spitzer zusammenarbeiten zu dürfen. Er hat mehr als 50 Jahre Studioerfahrung und spricht eine eigene kreative Sprache, die ich lustigerweise auch verstehe, obwohl ich einer jüngeren Generation angehöre. Ich habe großen Respekt vor seinem künstlerischen Schaffen. Das Lied baut auf dem Märchen „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ auf. Es ist eine traurige Geschichte, die im Lied mit einer Brise schwarzen Humor gewürzt wird. Ich mag Weihnachten sehr und werde mir das Lied sicher unter dem Weihnachtsbaum anhören, um in die richtige Stimmung zu kommen.

Marco Pogo auf der Bühne. <span class="copyright">Andreas Graf</span>
Marco Pogo auf der Bühne. Andreas Graf

Was inspiriert Sie als Künstler?
Im Moment inspiriert mich die Lage der Welt, die Katastrophen und die vielen Umbrüche. Ich spüre, dass ich da selbst viel abzuarbeiten habe, ich glaube die Zeit des stillen Zuschauens ist vorbei. Viele Künstler haben sich lange mit sich selbst beschäftigt, inklusive mir. Ich will jetzt auch meinen Senf zur Gesellschaft dazugeben. Turbobier hat sich immer als Punkband verstanden, ich weiß jetzt jedoch nicht, ob das Punk ist. Vielleicht nicht der traditionelle Punk der 1980er Jahre, aber Punk 2021 kann auch so aussehen, dass ich das sage, was ich denke und tun möchte. Die globale Entscheidungslosigkeit macht mich schon wütend. Als einzelner Mensch kann man ja scheinbar so wenig machen. Dem möchte ich etwas entgegensetzen.

Zur Person

Marco Pogo (bürgerlicher Name Dominik Wlazny) wurde 1986 in Wien geboren. Er ist Arzt, Politiker und Punkmusiker. Er schloss ein Medizinstudium ab, ab 2003 war er Sänger und Bassist der Rockband The Gogets. Seit 2014 ist er Sänger, Komponist und Konzeptionist der Band Turbobier. Pogo ist Gründer und Vorsitzender der Bierpartei, die 2020 insgesamt elf Mandate in Bezirksvertretungen erhielt. 2022 will Pogo bei der Bundespräsidentenwahl antreten.

Wenn Sie einen Tag lang Kulturminister von Österreich wären, was würden Sie angehen, was würden Sie ändern?
Ich würde mich mit allen Kulturschaffenden an einen Tisch setzen und in der Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, was es kulturell alles gibt. Ich würde ihnen zeigen, dass sie nicht vergessen worden sind, denn Kultur beschränkt sich nicht nur auf die Salzburger Festspiele. Vor allem würde ich die Clubszene mit gezielten Fördermaßnahmen retten, damit es auch noch in zehn Jahren ein Conrad Sohm oder einen Spielboden gibt. Ein Runder Tisch mit Bier dazu wäre wohl gut.

Obwohl Ihre Lesung am Spielboden abgesagt wurde, sind Sie im Moment in Vorarlberg? Warum?
Gemeinsam mit meinem Produzenten Toni Meloni produziere ich hier gerade das Live-Album der zwei Volkstheatershows, die wir mit Turbobier am 13. und 14. November gespielt haben. Seit Album Nummer zwei ist Toni Meloni unser Produzent und so bin ich regelmäßig hier in Vorarlberg. Gleich nach Simmering ist mir Vorarlberg eine zweite Heimat geworden. Ein neues Studioalbum ist auch noch in der Pipeline, das wird aber wohl nicht 2022 erscheinen. Das wird doch ein recht dichtes Jahr, mit all den Verschiebungen, neuen Konzerten und nicht zu vergessen dem Bundespräsidentenwahlkampf, bei dem ich auch als Kandidat mitmischen will.

Daniel Furxer