Kultur

Licht, Schatten und Tiefenwirkung

01.06.2022 • 20:39 Uhr
Spektakulär unscheinbar im Künstlerhaus Bregenz              <span class="copyright"> Florian Raidt</span>
Spektakulär unscheinbar im Künstlerhaus Bregenz Florian Raidt

Abstrakte Malerei von österreichischen und internationalen Künstlern ist im Künstlerhaus Bregenz zu sehen.

Auf den ersten Blick wirken sie unscheinbar, monochrom und gleichförmig. Erst bei näherer Betrachtung kommen Licht, Schatten, verschiedene Schichten und Tiefenwirkungen zum Ausdruck.
Im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis in Bregenz hat der Kurator und Künstler Alfred Graf Werke zusammengesammelt, aus denen jeder für sich selbst Dinge herauslesen und erkennen kann. Es sind Bilder, die unmerklich und auf einfache Weise mit der Wahrnehmung des Betrachters spielen und zum Nachdenken anregen.
Sie laden ein zum längeren Verweilen, da sich ihre Wirkung verstärkt bei genauem Hinschauen entfaltet, wobei sich die Wahrnehmung des Betrachters ständig weiterentwickelt. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln gesehen, erscheinen die Bilder verändert und je nach Lichteinfall auch die Farben, bis manche von ihnen im Hintergrund versinken.

Feinsinnige Malerei. Die meisten der gegenstandslosen Bilder wurden in sehr dezenten Farben gehalten, lassen sich der Malerei zuordnen und weisen viele verschiedene Strukturen auf. Die Künstler aus Österreich, Großbritannien, Russland, Ungarn und der Schweiz haben ihre Arbeiten in sehr unterschiedlichen Verfahren hergestellt.
Die Werke der zehn Künstler sind in den 1850 gebauten Räumlichkeiten des Künstlerhauses dialogisch nebeneinander angeordnet und sollen so den Besuchern die Möglichkeit geben, in unterschiedlichen Konstellationen neue Eindrücke zu gewinnen. Sie erstrecken sich vom Keller bis in den Dachboden, wo der Schweizer Reto Emch die Lichtbrechung auf der Bleioberfläche präsentiert, wobei sich die Muster auf der unbehandelten Bleioberfläche je nach Lichteinfall und Standpunkt des Betrachters verändern.
Rudolfine Rossmann erschafft ihre Werke mit flüssigem Eitempera auf waagrechten Leinwänden und lässt so netzartige Strukturen entstehen. Alfred Graf verbindet verschiedene Naturmaterialien zu Kompositionen, die Bilder der klassischen Malerei erkennen lassen.
Auch die Fotos von Elizaveta Podgornaia wirken auf den ersten Blick wie Bilder der Malerei, tatsächlich fotografiert sie teils bemalte Textilien.

Spektakulär unscheinbar im Künstlerhaus                                   <span class="copyright"> Florian Raidt</span>
Spektakulär unscheinbar im Künstlerhaus Florian Raidt

Helmut Swoboda hat mit einem Besen seine Landschaftsbilder von Gosau zur Gänze übermalt und schafft dynamische, fast monochrome Bilder. Alex Klein arbeitet mit vielen Schichten aus Schwarz- und Grautönen, die übereinandergelegt neue Räume bilden. Klára Rudas arbeitet ebenfalls mit Schichten, die jedoch farbig sind und in ihrer Anordnung Dreidimensionalität erzeugen. Die österreichische Künstlerin Aurelia Glatzer nutzt Texturen aus der Immobilienbranche, welche als geometrische Elemente zusammengesetzt eine räumliche Tiefe erzeugen.
In seinen schwarz-weißen „Hour Paintings“ beschäftigt sich der Künstler Ian McKeever mit Licht und Schatten. Sehr eindrucksvolle Bilder sind von dem in Belgien lebenden Österreicher Michael Kravagna zu betrachten. Er mischt Öl, Tempera und Pigmente in unzähligen Lagen auf quadratische Leinwände und Papier. Dabei entstehen sehr farbintensive Bilder, die fast wie Samt erscheinen und die Strukturen verschiedener Ebenen zeigen.

"Hour Paintings" von Ian McKeever                         <span class="copyright"> Florian Raidt</span>
"Hour Paintings" von Ian McKeever Florian Raidt

„Spektakulär unscheinbar“ bis 26. Juni, geöffnet von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr.