Weil es nicht nur deutsche Märchen gibt

„1001 Heimat – Märchenbuch“ ist der Titel einer neuen Publikation, die 25 Märchen aus ebenso vielen Ländern enthält.
Genau 1001 Nacht lang musste Scheherazade Märchen erzählen, um ihr Leben zu retten. Weil der König derart fasziniert davon war, konnte sie ihrer Hinrichtung am nächsten Morgen entgehen und den König nach den 1001 Nächten bekehren. Angelehnt an diese uralte, aus dem Orient stammende Sammlung von Erzählungen, deren Ursprung nicht ganz klar ist, hat Ulrich „Gaul“ Gabriel vor einigen Jahren ein Liederprogramm „1001 Heimat – Lieder aus 22 Ländern“ genannt. Dieses Programm wurde 2019 mit dem Bank Austria Sozialpreis ausgezeichnet.
Nun hat Gabriel in seinem Verlag Unartproduktion das „1001 Heimat – Märchenbuch“ herausgebracht, bei dem ebenfalls die Vielfalt im Fokus steht. „Wir wollten damit zeigen, dass es nicht nur deutsche Märchen gibt“, erklärt der Herausgeber, der für die Auswahl der Texte zuständig war.

25 eher kurze Märchen aus 25 Ländern sind im Buch enthalten. Geographisch geht es dabei von Nordamerika und Mexiko über vor allem (süd-)osteuropäische Länder und dem afrikanischen Ghana nach Afghanistan und Indonesien. Einfach war die Auswahl nicht, erzählt Gabriel. Ihm ging es dabei auch darum, Texte auszuwählen, in denen die Frauenfiguren nicht unbedingt den klassischen Stereotypen entsprechen, sprich, die hübsche Prinzessin, die auf den auf einem Pferd reitenden Prinzen wartet und sich retten lässt, um ihn zu heiraten.
So gibt es im bulgarischen Märchen „Das kluge Mädchen wird Zarin“ eine Schafhirtin, die sich als Mann verkleidet und sich als klüger als die Männer erweist – geheiratet wird sie dann doch auch noch. Da gibt es eine Froschprinzessin (Russland) und ein Ameisenmädchen (Afghanistan) und in einem nordamerikanischen Märchen eine Maismutter, die dieses Getreide in die Welt bringt. Als deutsches Märchen ist „Der gestiefelte Kater“ enthalten, aus Vorarlberg als österreichischer Beitrag ein Märchen um „Das Nachtvolk“.

Zu jedem Text gibt es große farbige Illustrationen von Andreas Gabriel sowie teilweise Erläuterungen, eine Auflistung der Figuren und einen QR-Code, mit dem man sich das Märchen von Ulrich Gabriel vorlesen lassen kann. „Damit muss man das Buch gar nicht lesen“, erklärt er dazu. „1001 Heimat – Märchenbuch“ richtet sich an große und kleine Menschen, wobei etwa „Das Märchen von der Geige“, eine Roma-Erzählung aus Bosnien-Herzegowina, schon ziemlich brutal ist. Aber das sind Märchen ja nicht selten.
Eine „1001 Heimat-Märchennacht“ mit Ach- und Kontaktchor und der Buchpräsentation findet dann am 19. Oktober um 20.30 Uhr im Freudenhaus in Lustenau statt.