Eine Kreuzfahrt ins neue Jahr

Das Jugendsinfonieorchester Dornbirn begab sich im diesjährigen Silvester- und Neujahrskonzert auf große Tour rund um das Mittelmeer.
Von Thomas Thurnher
Einer schönen Tradition folgend wurden auch heuer die Besucherinnen und Besucher im Foyer bei einem Glas Sekt vom Salonorchester der Musikschule auf das Konzert eingestimmt. Die fünf Streicherinnen und Streicher Fiona Warenitsch, Laura Purin, Lia Lootsma, Emilian Gallez und Pius Verkleider wurden von Martin Gallez am Klavier schmissig, flockig und leichtfüßig begleitet.
Im großen Saal des Dornbirner Kulturhauses wurde das Publikum dann eingeladen, dem diesjährigen Motto zu folgen und gemeinsam mit dem Orchester musikalisch rund ums Mittelmeer zu reisen. Kurzweilig führten die beiden jungen Conférenciers Lara Alexa und Valentin Tscholl quasi als Reiseleiter durchs Programm. Der Ausgang der Reise bildete Jules Massenets „Navarraise“ aus seiner Oper „Le Cid“. Dirigent Ivo Warenitsch leitete das Ensemble wie gewohnt mit sparsamen, klaren und souveränen Gesten und entlockte dem beeindruckend großen Klangkörper ein farbenreiches spanisches Kolorit.

Eine kleine Entdeckung war dann die „Suite Andalouse“ von Marcel Khalife, bei der Aydin Balli auf der Oud, der Mutter aller Lauteninstrumente, vom Orchester begleitet wurde. Mit großer Konzentration zauberte der Meister, der an der städtischen Musikschule türkische Saiteninstrumente unterrichtet, berückende Arabesken aus der bauchigen Kurzhalslaute und überzeugte durch Musikalität und Virtuosität. Das Schlagwerk unterlegte diese feingliedrigen Klangkaskaden mit komplexen Rhythmen, auch wenn den jungen Perkussionisten bei aller Begeisterung gelegentlich die Kamele durchgingen.

Viel Atmosphäre verströmte Geigenlehrer Aris Kapagiannidis in Rexho Mulliqis „Baresha“. Die Noten dieses unbekannten Werkes waren nach langwieriger Recherche letztlich auf die Pulte des Jugendsinfonieorchesters gelangt und erklangen nun – zum 100. Geburtstag des Komponisten – als österreichische Erstaufführung. Tänzerisch und zugleich schwärmerisch gestaltete der junge Geigenlehrer aus Griechenland seinen Solopart und das Orchester folgte den komplexen Rhythmen akkurat. Dass der Bogen des ambitioniert aufgeigenden Solisten einige Haare lassen musste, belohnte das begeisterte Publikum mit großem Applaus.

In Griechenland angekommen, wählte das Orchester die „Alexis-Sorbas-Suite“ von Mikis Theodorakis als Reiseandenken aus. Nun konnte man Aydin Balli auf der Bouzoki, der griechischen Langhalslaute, bewundern. Gut konnte er sein feines Spiel vom etwas dick angelegten Orchestersatz des Werkes abheben und im berühmten „Sirtaki“ das vorantreibende Accelerando fulminant ausgestalten.
Im zweiten Teil des Konzertes wurde das Steuer von Musikschuldirektor Ivo Warenitsch an Matthias Seewald übergeben. Sein letztes Konzert mit seinem Orchester will Warenitsch im Februar noch dirigieren, bevor der Kapitän an Land geht und das Schiff seinem Steuermann überlässt. Die Ouvertüre zur Oper „Kakadu“ dirigierte der neue Leiter flüssig und elegant. Auch als versierter Arrangeur hat sich Seewald mittlerweile einen Namen gemacht und die „Variationi di bravura su temi del Mosé“ von Niccolo Paganini für das Jugendorchester gekonnt und klangschön eingerichtet.

Anna Schrottenbaum wechselte dafür vom ersten Cello-Pult zur Solistenbank und gestaltete das Paganinische Solo, das eigentlich für Violine geschrieben war, mit Bravour.
Nur auf der A-Saite spielend gelangen ihr alle Flageoletts glockensauber, in der Daumenlage huschten ihre Finger mühelos bis zum Ende des Griffbretts und turnten dann in halsbrecherischen Tonkaskaden zurück zum Sattel. Schrottenbaum versäumte keinen virtuosen Effekt, kostete die federnden Spiccati aus, genoss den glasigen Klang „sul ponticello“ und gestaltete die ideenreichen Variationen des Werkes mit einem singenden, klaren Ton. Großer Jubel belohnte die beeindruckende Leistung der jungen Musikerin.

Walzer und Polkas von Johann und Josef Strauss beendeten das diesjährige Konzert des Jugendsinfonieorchesters Dornbirn und das Publikum entließ die Solisten und das Ensemble mit großem Applaus und vielen Bravos.