Kultur

Salieri Ouvertüren und Mozarts Genie

06.02.2024 • 23:00 Uhr
Kammerorchester Basel am Sonntag im Kulturhaus Dornbirn <span class="copyright">roland paulitsch</span>
Kammerorchester Basel am Sonntag im Kulturhaus Dornbirn roland paulitsch

Die weltweit erfolgreiche Klarinettistin Sabine Meyer war mit dem Kammerorches­ter Basel zu Gast in Dornbirn.

Die diesjährige Mozartwoche in Salzburg hatte Wolfgang Amadeus Mozart und Antonio Salieri gegenübergestellt, zwei Komponisten, deren möglicherweise schwierige Beziehung zunächst der britische Dramatiker Peter Shaffer und dann der ungarische Filmregisseur Miloš Forman in „Amadeus“ von 1979 (Theaterstück) und 1984 (Film) beleuchtet hatten. Mozarts Genie und Salieris Erkenntnis des eigenen Mittelmaßes treffen darin aufeinander. Mit dem Programm „Mozart und Salieri“ gastierte das Kammerorchester Basel in Salzburg und präsentierte es am Sonntag auch im Rahmen von Dornbirn Klassik im Kulturhaus Dornbirn, umjubelte Solistin war die Klarinettistin Sabine Meyer, „natürlich“ mit dem wunderbaren Klarinettenkonzert von Mozart.

Solistin Sabine Meyer  <span class="copyright">roland paulitsch</span>
Solistin Sabine Meyer  roland paulitsch

Aufeinandertrefffen

Zwei Opernouvertüren von Antonio Salieri trafen auf zwei große Werke von Mozart – dank des musikantischen Engagements des Kammerorchesters Basel und seines Dirigenten Giovanni Antonini konnten auch Salieris Werke bestehen: Der vielstimmige Eröffnungsakkord zu „Cesare in Siracusa“ (1800 entstanden, aus einer früheren Ouvertüre von 1778 hervorgegangen) erinnerte an die Einleitung zu Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, die Schilderung der Naturgewalten hat später Beethoven in seiner sechsten Symphonie „Pastorale“ inspiriert. Schon hier begeisterten die plastische Artikulation von Streichern und Bläsern und die starken Akzente.

Unendlich oft hat Sabine Meyer das Klarinettenkonzert von Mozart, ein Hauptwerk für ihr Instrument, schon inter­pretiert und ihren zahlreichen Studentinnen und Studenten vermittelt. Und doch scheint sie das Werk immer neu zu ­genießen und in Umspielungen und Verzierungen auszuschmücken, vor allem, weil sie in ­Antonini und dem Kammerorchester Basel wunderbare Partner hat. So lauscht man gebannt den ­langen Atembögen, den Figuren, den Registern, die sie auf ihrer in baritonale Tiefen reichenden Bassettklarinette anklingen lässt.

Das Adagio schwebt und strömt, getragen von zarter Begleitung, und ergeht sich in fein gesponnener Chromatik. Das Rondo ist ein herrlich spritziger Dialog der souveränen Solistin mit dem Orchester, ein Wettstreit im besten Sinne. Als Zugabe holte sich die Künstlerin den Konzertmeister, den Cellisten und die Stimmführerinnen von zweiter Violine und Bratsche an die Seite und musizierte mit ihnen den Tanzsatz aus dem nicht minder bekannten Klarinettenquintett von Mozart.

Frisch und fantasievoll

Salieris Ouvertüre zu „La grotta di Trofonio“, 1785 am Wiener Burgtheater uraufgeführt, wartet mit dunkler Rhetorik in der Einleitung und hell aufspringenden Bläserstimmen auf. Sechs Jahre zuvor hatte Mozart in seiner letzten für die Salzburger Studenten entstandenen Serenade nicht nur dem Posthorn, sondern generell den Bläsern seine Reverenz erwiesen: Seine siebensätzige „Posthorn-Serenade“ KV 320 musizierte das Kammerorchester Basel frisch und fantasievoll, bodenständig in den beiden Menuetten und im „Concertante“-Satz in feinen Dialogen zwischen dem Konzertmeister und den Holzbläserpaaren.

Sogar Giovanni Antonini zog in einem Satz seine Blockflöte hervor und gab dem zweiten Menuett seine besondere Farbe, bevor das Posthorn seine prägnanten, aber kurzen Signalrufe schmettern durfte. Diese Serenade hat symphonische Ausmaße und erfreute Musizierende und Publikum gleichermaßen!

von Katharina von Glasenapp