Kultur

An der Schnittstelle zur Wissenschaft

20.02.2024 • 23:00 Uhr
Der Künstler Mathias Kessler beim Aufbau der Ausstellung im Bildraum Bodensee. <span class="copyright">Klaus Hartinger </span>
Der Künstler Mathias Kessler beim Aufbau der Ausstellung im Bildraum Bodensee. Klaus Hartinger

Der Künstler Mathias Kessler eröffnet heute Abend im Bildraum Bodensee in Bregenz seine Ausstellung „Staging Nature“.

Der in Vorarlberg aufgewachsene Künstler Mathias Kessler ist für seinen multidisziplinären Ansatz bekannt, bei dem er Fotografie, Skulptur und Installation kombiniert, um das komplexe Verhältnis von Mensch und Natur zu erforschen. In seine Werken beschäftigt er sich zudem intensiv mit der Wahrnehmung von Bildern und Fotos im Wandel der Zeit. In der Ausstellung im Bildraum Bodensee werden in der Ausstellung „Staging Nature“ drei seiner künstlerischen Serien sowie weitere Arbeiten präsentiert.

Suche nach Menschen

Eine der zentralen Arbeiten ist der Film „Das Resort.“ Im Jahr 2020 ist Kessler mit seinem dreijährigen Sohn und seiner Frau von New York zurück nach Österreich gekommen. Während hier während des Covid-Lockdowns die Schipisten geöffnet waren, fand Kessler in seiner Heimat, dem Kleinen Walsertal eine ganz andere Situation vor: Ein menschenleeres Schigebiet. In Anlehnung an Chris Markers dystopischen Film, in dem die Menschen nach der Explosion einer Atombombe unter den Trümmern von Paris im Untergrund leben, habe Kessler ein fiktives Filmszenario entwickelt, indem ein Junge im Skiresort aufwacht und die Menschen sucht. Offensichtlich habe der Film „wohl wirklich den Nerv der Zeit getroffen, post-covid mit all den Umwandlungen, Verwandlungen, Kriegen und offenen Fragen in der Gesellschaft.“, beschreibt der Künstler den großen Erfolg, denn der Film gewann zahlreiche internationale Preise.

Als Künstler gehe Kessler „immer einen Schritt raus“ und versuche „neue Arten und Sichtweisen von Realitäten zu generieren, etwa mit Eisbergen, die er 2007 in der Arktis in Grönland nachts mit riesigen Filmlichtern fotografiert hat. „In der leichten Verschiebung von Perspektiven, in denen wir die Welt anschauen können, entsteht eine neue Möglichkeit, etwas zu erkennen oder darüber zu reflektieren. Das ist die Idee meiner Arbeit und der vieler Künstler, dass man die Realität nicht genau so wiedergibt, wie sie ist, sondern über eine Veränderung die Leute darauf aufmerksam macht.“, beschreibt Kessler seinen Zugang. Auch in den anderen Werken verarbeitet er auf poetische Weise, was mit der Natur über einen längeren Zeitraum passiert oder auch in der Zukunft anhand von Forschern passieren könnte.

Bezug zu Forschungsprojekten

Um das theoretische Wissen visuell verständlich zu machen, arbeitet Kessler auch viel mit Wissenschaftlern zusammen und ist dabei immer auf der Suche nach der Schnittstelle zur Kunst. In eine dieser Werkserien sind Airbrush-Gemälde entsanden, die auf Sonnenuntergängen und Himmelsphänomenen basieren.
Darin hat Kessler ein Forschungsprojekt von einem Meteorologen visualisiert, der 600 klassische Malereien aus den Jahren 1500 bis 1800 auf ihre Farben des Himmels untersuchte. Kessler abstrahiert in den Werken die Farbgebung der Originalgemälde und zeigt auf – wie die Sonnenuntergänge zu verschiedenen Zeiten durch Umwelt- sowie menschliche Einflüsse ausgesehen haben. „Die Sonne steht im Winkel und bricht durch die Feinstaubpartikel in der Atmosphäre, dadurch entsteht das Rot und Orange. Dieser Ratio Rot – Orange – Grün bestimmt, wie viel Verschmutzung in der Luft ist.“, sagt Kessler.

Sonnenuntergängs-Gemälde <span class="copyright">Klaus HArtinger</span>
Sonnenuntergängs-Gemälde Klaus HArtinger

Von der NASA zum Mars

In einem Fellowship konnte er Bildmaterial von der NASA „ergattern“ und zeigt nun in Bregenz eine Marslandschaft. Das Foto hat ein ferngesteuerter Roboter gemacht. „Der hat sich eingraben. Man sieht hier die Spur. Und da sieht man: Das Radl ist kaputt gegangen. Jetzt sitzt er da und macht aber immer noch Fotos. Er ist ein Landschaftsfotograf geworden.“, beschreibt Kessler die Position des „Mars-Rovers“.

Neben dem Blick in die Zukunft beschäft sich Kessler auch mit der Materialität und der Bedeutung von Bildern, wobei er kritisch thematisiert, wie Menschen ihre Umwelt gestalten. So brennt er in seinen Werken „Disasters of War XXIII“ Fotografien von Waldbränden und brennenden Ölplattformen mit einem Laser in „Abermillionen Punkten“ auf Papier. „Im Prinzip ist es ein Bild, das mit Asche produziert wird.“, erklärt Kessler. Damit werde das „Ereignis des Feuers“ im Bild mit der Methodik des Feuers bearbeitet.

„Disasters of War XXIII“, Mit Laser-Schneider auf Grafikpapier gebranntes Bitmap-Bild <span class="copyright">Klaus hartinger</span>
„Disasters of War XXIII“, Mit Laser-Schneider auf Grafikpapier gebranntes Bitmap-Bild Klaus hartinger

Eröffnung: Heute 18 Uhr, Bildraum Bodensee Bregenz.