So setzt das Vorarlberg Museum ein Zeichen gegen Littering

Das Vorarlberg Museum und der Vorarlberger Gemeindeverband leiten mit einer kreativen Aktion den Start der Landschaftsreinigung 2024 ein. Zudem erzählen zwei langjährige Teilnehmer der Aktion von ihren Erfahrungen.
Am 23. März startet in Vorarlberg einmal mehr die Landschaftsreinigung. Dann werden sich wieder Tausende Freiwillige in ganz Vorarlberg auf den Weg machen, um den Kampf gegen Littering aufzunehmen und achtlos in der Umwelt weggeschmissenen Müll aufzusammeln. Rund einen Monat vorher setzt das Vorarlberg Museum nun in Kooperation mit dem Gemeindebund ein Zeichen, um auf das Problem des Litterings aufmerksam zu machen und auf die Landschaftsreinigung einzustimmen.
Intervention mit Fundstücken
Dafür kamen Matthias Hendrickx-Fischer und Simon Groß vom Gemeindebund im vergangenen Herbst mit einigen Fundstücken aus vergangenen Landschaftsreinigungen auf das Museum zu. Daraus wurde in Zusammenarbeit mit Kuratorin Theresia Anwander eine Idee entwickelt, um die Gegenstände auszustellen. „Ich habe vorgeschlagen, dass sich das Schaudepot gut anbietet. Es passt es inhaltlich und ist ressourcentechnisch sehr einfach, da man ohne große Aufbauten eingreifen kann.“

Nachdem die Objekte von einer Restauratorin gereinigt wurden, fügte man die Fundstücke als Intervention in die Sammlung im Schaudepot ein. So findet man nun mehrere zerdrückte Aludosen zwischen Gefäßen, eine ziemlich mitgenommene Schreibmaschine neben einem alten Computer und sogar die Kette eines Baggers, die in einer eigenen Kiste untergebracht ist. Eine Rakete aus Kunststoff wurde kurzerhand auf den Finger des heiligen Rochus gesteckt. Auffällig ist auch ein Tresor, den die Gemeindebundmitarbeiter von der Polizei Koblach entgegennahmen.



An der Vitrine vor den Fundstücken findet sich jeweils ein kurzer Text, den man als „Zitate“ der einzelnen Objekte interpretieren kann. Darunter ist der Fundort der Stücke angegeben.

Stimmen zur Ausstellung
„Ich finde es prinzipiell gut, wenn wir immer wieder mit Verbänden zusammenarbeiten, die nichts mit dem Museum zu tun haben. Das ist die Linie des Hauses, die gegenwärtig aktuellen Fragen über die Interessensvertretungen ins Museum zu holen“, erklärt die Kuratorin und verweist auf Kooperationen mit der Aktion Demenz oder der Schuldenberatung.

Michael Kasper, Direktor des Vorarlberg Museums, freut sich: „Es entspricht ganz unseren Werten und Zielen, dass wir nicht nur Objekte ausstellen, sondern dass wir auch gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen. Das ist ein wunderbares Beispiel dafür.“
Dankbarkeit und Sensibilisierung
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung fand auch eine Pressekonferenz statt, bei der sich die eingeladenen Vertreter für den Einsatz bei den Teilnehmern für die Landschaftsreinigung bedankten. Gemeindebund-Präsidentin Andrea Kaufmann freute sich: „Die Landschaftsreinigung hat in Vorarlberg jetzt schon eine lange Tradition und es beteiligen sich unglaublich viele Menschen, Vereine, Institutionen, Schulen, Kindergärten und Familien.“ Der Aufruf zur Aktion diene auch zur Bewusstseinsbildung: „Es geht darum, von klein auf zu lernen, dass ich nicht einfach etwas wegwerfe.“

Umweltlandesrat Daniel Zadra (Grüne) verwies auf den Plastik- und Dosenpfand, der ab 2025 in Österreich eingeführt wird: „Ich gehe davon aus, dass wir mit den 25 Cent Pfand diese Gegenstände seltener finden werden.“ ORF-Landesdirektor Markus Klement freute sich besonders darüber, dass alle 96 Gemeinden an der Landschaftsreinigung teilnehmen. WKV-Präsident Wilfried Hopfner erklärte zur Aktion, es gehe auch darum, aufmerksam zu machen, dass man schon im Konsumverhalten einen wesentlichen Beitrag leiste. Reinhard Pierer, der Wertstoffe-Bereichsleiter von Loacker Recycling, machte deutlich: „Wir müssen die Bevölkerung noch mehr sensibilisieren, dass Abfälle Wertstoffe sind und dass unachtsam Weggeworfenes zum Teil Jahre in der Natur verrottet und im Recyclingkreislauf fehlt.“

Die Intervention kann bis zum 27.4. im Vorarlberg Museum besichtigt werden. Am 28.4. gibt es zum Abschluss für die Teilnehmer der Landschaftsreinigung einen Tag der offenen Tür mit freiem Eintritt.
Erfahrungsbericht
Seit rund 20 Jahren sind Wolfgang und Thomas bei den Vorarlberger Fliegenfischern in Hörbranz dabei. Genauso lang nehmen die beiden mit ihrem Verein auch schon an der Flurreinigung in Hörbranz teil. Dabei kommt auch einiges an Müll zusammen, berichten die beiden. „Wir bringen etwa zehn volle 60-Liter-Säcke zusammen, plus das sperrige Gut, das in den Säcken keinen Platz hat“, erzählt Thomas.

So läuft die Landschaftsreinigung ab: Morgens treffen sich die freiwilligen Müllsammler vor dem Hörbranzer Bauhof und vereinbaren, welche Gruppe welchen Abschnitt übernimmt. Naturgemäß reinigen die Mitglieder des Fliegenfischervereins das Ufer und das Gewässer der Leiblach. Diese teilen sich das Gebiet wiederum auf und sammeln in Gruppen von drei bis fünf Personen den Unrat.
Besonderer Fund
Neben Fastfoodketten-Resten, Plastikflaschen, Zigarettenschachteln und Co., finden Wolfgang und Thomas auch immer wieder Kurioses. „Wir haben zusammen schon ein dickes, etwa vier Meter langes Metallrohr aus der Leiblach gezogen“, erinnert sich Wolfgang. „Sogar schon Bauschutt wurde entsorgt“, berichtet Thomas.
Den mit Abstand verrücktesten Fund machten die Fliegenfischer am Wegesrand entlang des Flusses: „Ich fand ein Unterhöschen samt einem Sexspielzeug“, lacht Wolfgang. Thomas ergänzt, dass bei der Landschaftsreinigung sogar schon Fahrräder, Autoreifen, Scooter, ein halbes Surfbrett und ein Vogelhäuschen in oder am Fluss entsorgt wurden.
Landschaftsreinigung – Zahlen aus dem Vorjahr
Bei der Landschaftsreinigung 2023 nahmen in Vorarlberg rund 15.000 Freiwillige teil. Dabei sammelten sie in der Summe 65 Tonnen an Abfall. Alle 96 Vorarlberger Gemeinden nehmen gegenwärtig an der Aktion teil.
Über ihre Motivation erklärt Thomas: „Mir gefällt es einfach, wenn wir fertig sind und ich weiß, dass unser Bereich wieder sauber ist und dass man etwas Gutes gemacht hat.“ Wolfgang fügt hinzu: „Ich sehe es als Dienst an der Allgemeinheit und einmal im Jahr aufräumen schadet nicht, dafür haben wir es danach eine Zeit lang schön.“ Deshalb sind die beiden auch heuer wieder dabei. „Solang wir altersbedingt können, machen wir das weiter“, sagt Thomas.