Junge Stimmen in der Meisterklasse

Die Solistinnen und Solisten des Opernstudios der Bregenzer Festspiele konnten am Donnerstag in der Meisterklasse von Brigitte Fassbaender ihr Wissen vertiefen.
Es wird turbulent und spritzig, wenn im Zuge des Opernstudios der Bregenzer Festspiele zwei an Verwicklungen reiche Operneinakter von Gioacchino Rossini und Giacomo Puccini die Bühne des Kornmarkttheaters erfüllen werden: Im Rahmen einer Meisterklasse von Brigitte Fassbaender, die die beiden Opern auch inszenieren wird, bekam das Publikum im Seestudio Einblick in die Werke und lernte bereits elf der 14 Sängerinnen und Sänger kennen, die für das Opernstudio ausgewählt wurden. Das Opernstudio ist ja ein Herzensprojekt von Intendantin Elisabeth Sobotka, die mit Brigitte Fassbaender eine nach wie vor leidenschaftlich engagierte Mitstreiterin hat, die für die Arbeit mit den jungen Stimmen brennt.

Einblick in die Szenen
Mit Gioacchino Rossinis „La cambiale di matrimonio“ („Der Ehevertrag“) ist ein Frühwerk des Komponisten zu erleben, Teile daraus sind auch in andere Opern eingeflossen. „Gianni Schicchi“ dagegen ist die einzige musikalische Komödie von Giacomo Puccini und ist üblicherweise Teil des „Trittico“ zusammen mit dem tragischen „Il Tabarro“ („Der Mantel“) und „Suor Angelica“. Aus den wenigen Szenen, die am Donnerstag vorgeführt wurden, zeichnet sich im ersten Stück ein „typischer“ Rossini mit wortreich gurrendem „Liebesgeplänkel“ und allerlei Verwicklungen ab.
Der österreichische Bass Maximilian Bell, die niederländisch-kroatische Mezzosopranistin Liza Vjera Lozica, die türkische Sopranistin Idil Kutay und der italienische Tenor Francesco Lucii geben Beispiele für das temporeiche Werben und Turteln, auch wenn sie noch nicht so sehr „miteinander“ als für die erfahrene Lehrmeisterin singen. Als spielfreudiger Buffobariton mit prächtiger Stimme und Körpersprache präsentiert sich Francesco Auriemma („er kann alles“) – dass Frau Fassbaender ihm in ihrer Inszenierung noch ein eigenes Profil geben wird, wird aus ihrer trockenen Anmerkung klar. Mit Liza Vjera Lozica tritt eine junge Fachkollegin in einer typischen Rossini-Arie mit lyrischen Linien und funkelnden Koloraturen an – als sie ihre hohen Schuhe auszieht („mit solchen Absätzen kann man nicht singen“), gewinnt sie noch mehr die Sympathien der Lehrerin und des Publikums und begeistert mit langen Passagen und großem Atem.
Schwierigkeiten
In „Gianni Schicchi“, einer turbulenten Erbschleicherkomödie, gibt es einen verliebten jungen Mann, den der mexikanische Tenor Gonzalo Quinchahual mit warmem Schmelz in den Spitzentönen eines „sauschweren kleinen Stücks“ (Fassbaender) verkörpert – dass er eine Neigung hat, die Töne von unten anzusingen, spiegelt sie ihm sanft, aber bestimmt.
Der schnurrbärtige englische Bariton Jacob Phillips präsentiert sich selbstbewusst mit großer Stimme, für ihn gilt es, die „Regieanweisungen“, die Text und Musik beinhalten, im Spiel mit der Sprache und der Stimme zu übersetzen.

Erstmals sind in dieser Meisterklasse auch Lieder sowie Arien aus anderen Opern erarbeitet worden. Die deutsche Sopranistin Isabel Weller widmet sich dem schwärmerischen „Das Rosenband“ von Richard Strauss und dem in einem „gesunden Espressivo“ zu singenden „Lerchengesang“ von Brahms. Die Israelin Rommie Rochell beeindruckt mit dem wunderbar eindringlichen Glockenton ihres Mezzosoprans in Robert Schumanns „Gebet“.
Fabian Jakob Balkhausen steigt mit Schuberts „Fahrt zum Hades“ in die tiefen Regionen seiner Bassstimme („das ist ein schweres Lied“ kommentiert die erfahrene Liedgestalterin Fassbaender), während der russische Tenor Ilia Skvirskii zu später Stunde noch mit Schmelz und einer brillanten Kadenz in einer Arie aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“ glänzen darf.
Die Bassarie aus „La Gioconda“, die Maximilian Bell noch präsentiert, findet nicht unbedingt das Gefallen der Meisterin („da gibt es Schöneres für dich“), während sich Francesco Lucii zum Abschluss mit Mozarts Don Ottavio in langen Koloraturen ergeht. Die Spanierin Tamara Lorenzo Gabeiras hat diese vielversprechende junge Truppe am Klavier durch die verschiedensten Partituren und Stilrichtungen begleitet, auf die Opernstudio-Aufführungen (ab 12. August im Kornmarkttheater) darf man gespannt sein!
Von Katharina von Glasenapp