Kultur

Von der Vergangenheit an der Pipeline

20.03.2024 • 18:35 Uhr
Ausstellungswerken fotografieren + Ausstellungsfotos Neue Ausstellungen: – ZUR ZEIT memeclassworldwide „Are you happy to be in Paris?“ – Jeannette Frei und Claudia Keel „Die Blumen, die Nacht und die Liebe“
Christian Helbock im Erdgeschoss des Künstlerhauses Klaus hartinger

Mit seiner persönlichen Vergangenheit tritt der Künstler Christian Helbock „…im Erdgeschoss“ des Künstlerhauses an die Öffentlichkeit.

Im Zwei-Wochen-Takt finden sich seit Jänner Künstlerinnen und Künstler mit ihren vielseitigen Ideen im Erdgeschoss des Palais Thurn und Taxis in Bregenz ein, um „Unfertiges, Verworfenes oder nicht Realisiertes“ aus ihrem Schaffensprozess zu zeigen. Bisher haben sich dabei Kunstschaffende in Gruppen für die Ausstellungskonzepte „DieHumanKapitalisten“, „Aggressives Rosa“ und „Entschleunigungsfabrik“ zusammengeschlossen und in mehreren (Diskussions-)Veranstaltungen auch das Publikum einbezogen.

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Die Ausstellung “Pipeline. Die Gewalt des Zusammenhangs”Klaus hartinger

Kindheit in Bregenz

Aktuell hat der Künstler und Fotograf Christian Helbock den Raum mit seiner Vergangenheit befüllt: An den Wänden hängen Fotos aus seiner Kindheit und dazwischen immer wieder Bilder des Bodenseeufers aus den 1960er Jahren. Als metaphorisches Sinnbild steht der Bau der Pipeline, die von Genua nach Ingolstadt auch über Bregenz führt, für die Zeit, der er sich nun mit einem künstlerischen Blick nähert. In den viereckigen quadratischen Fotografien ist Helbocks junge Mutter am Bodenseeufer zu sehen. Als kleiner Junge sitzt Helbock selbst zwischen gleichaltrigen Kindern in der Bregenzer Oberstadt, wo er auch aufgewachsen ist. Neben dem See liegen Haufen von Schutt, der bald die neu gebaute Ölpipeline verdecken wird.

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Eine Geschichte, die zwischen den Bildern erzählt wird. Klaus hartinger

In der Mitte des Ausstellungsraums im Erdgeschoss hat Helbock seine Ateliersituation nachgebaut, wo der Künstler noch bis 29. März neben Büchern und Mandarinen sitzt und weiter seine persönliche Familiengeschichte ausarbeitet und auch seine nicht leicht zu begreifende Vergangenheit verarbeitet, in der eine nächtliche Autofahrt entlang der Uferstraße im März 1964 einen Wendepunkt darstellte. „Die verhandelten Bilder gruppieren sich um meine junge Mutter. Es ist hauptsächlich ihre Geschichte. Sie wurde zu meiner Geschichte. Es ist unserer verborgene Geschichte, von der ich glaube, dass sie sich auch im Untergrund ihren Weg bahnt. Es ist eine Geschichte, die zwischen den Bildern und durch die Bilder selbst erzählt wird.“, schreibt der Künstler im Text zu seiner Ausstellung „Pipeline. Die Gewalt des Zusammenhangs“. Nächste Woche am 28. März um 18.30 Uhr findet im Künstlerhaus dazu mit Christian Helbock und Thomas Schiretz „Pipeline. Ein Gespräch über die Vergangenheit“ statt.

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Der Bau der Pipeline in den 1960er Jahren Klaus hartinger

Telefax-Konzert

Danach wird das Format „…im Ergeschoss“ vom 1980 in Bregenz geborenen Künstler Ruben Aubrecht mit seiner „Telefax Partitur Nr. 1“ (30. März bis 12. April) fortgeführt. Das Ausstellungskonzept wird sich um ein Fax drehen, das Aubrecht 2016 von Berlin nach London geschickt hat. Die dabei entstandenen Geräusche hat der Künstler aufgenommen und daraus eine konzertante Aufführung für 16 Instrumente auf 21 Blättern notiert. Die im ORF Landesstudio Dornbirn im Jahr 2016 geplante Vorstellung des Fax-Konzerts kam damals nicht zustande. Im Rahmen der Ausstellung wird Aubrecht klassische Musikerinnen und Musiker einladen, die sich an einem Abend zur Uraufführung der Fax-Übertragung im Künstlerhaus einfinden werden.
Mitte bis Ende April wird die Schulklasse MS Höchst nach zwei Jahren gemeinsamer Zusammenarbeit mit der Berufsvereinigung Bildender Künstlerinnen und Künstler Vorarlbergs ihr Projekt „KunstHANDwerk“ vorstellen, das im Rahmen des Bunten Duos (Double Check) umgesetzt wurde. Die Kinder haben im Künstlerhaus fast alle Ausstellungen besucht und an Workshops mit Mitgliedern teilgenommen.

In der künstlerischen Auseinandersetzung – die dann auch im Unterricht forciert wurde – haben sich die Jugendlichen dem Thema „Hand“ gewidmet. Die von der Klasse selbst geplante Ausstellung im Künstlerhaus Bregenz wird nun den Prozess des gesamten Projekts beleuchten. Im Keller sowie in den oberen Stockwerken wurden am Freitag außerdem Ausstellungen von der “memeclassworldwide“ und von Jeannette Frei und Claudia Keel eröffnet.
Infos: kuenstlerhaus-bregenz.at