Kultur

Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz

28.03.2024 • 23:00 Uhr
Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz
Claudia Larcher im Portrait. claudia larcher

Claudia Larcher präsentiert in der Galerie Lisi Hämmerle durch künstliche Intelligenz veränderte Stillleben von Rachel Ruysch.

In den durch künstliche Intelligenz (KI)generierten Bildern hat die bildende Künstlerin Claudia Larcher klassische Werke an unsere heutige moderne Zeit angepasst. Naturgetreue Blumen wurden zu künstlichen Pflanzen, denen Larcher mit verschiedenen Computerprogrammen einen plastischen Effekt verleiht.

Künstlich geschaffen

Auf den ersten Blick ganz unscheinbar verstecken sich technische und künstliche Details zwischen Stängeln, Blättern und Blütenköpfen, die farblich kräftig – wie aus einem Farbtopf gefallen – daherkommen. Kopfhörer werden zu Halmen, Blüten sind ergänzt durch Metallteile, kleine Roboterameisen klettern auf eisblaue Blätter. Drohnen schwirren um Rosen und bunte Insekten wirken fragil wie aus Glas gegossene Skulpturen. Von Solar-Paneelen über Uhren, I-Pods, KO-Smileys und abgebrochene Roboterarme hat Larcher künstlich geschaffene Accessoires unserer Zeit in das Stillleben zwischen die fiktiven Pflanzen platziert.

Claudia Larcher_Blumen aus Plastik
KI-generierte Gemälde von Claudia Larcher. Sieglinde Wöhrer

Manche der KI-generierten Blumen wirken wie Lollis, Origamis oder bunte Windmühlen. Bevölkert wird die Plastikwelt von gelben Enten, Käfern oder in hellen Farben schimmernden Insekten, die die künstlich nachgeahmten Stillleben mit Leben füllen. So hat Larcher die Vielfalt der Natur mit dem breiten Spektrum an Gegenständen und Symbolen unseres Zeitalters ersetzt und in einer inspirierenden Fantasiewelt von ihrem ursprünglichen Zweck befreit.

Claudia Larcher_Blumen aus Plastik
Sieglinde Wöhrer

Der Ursprung

Eine Besonderheit dieser Bilder ist aber ihr Ursprung. Als Vorlage für ihre Werke, die Larcher mithilfe der künstlichen Intelligenz mit unterschiedlichsten Effekten verändert hat, dienen die ruhmreichen Gemälde von Rachel Ruysch. Die im Jahr 1664 in Den Haag geborene Malerin begann bereits mit 15 Jahren beim Blumenmaler Willem van Aelst zu studieren. In ihrer mehr als 65-jährigen Schaffenszeit malte sie naturgetreue Darstellungen von Blumenbouquets und Obst­arrangements und anfangs auch Reptilien und Insekten.

Aufgrund der hohen malerischen Qualität zählte Ruysch zu den wenigen erfolgreichen weiblichen Künstlerinnen des 17. Jahrhunderts. Als erste Frau wurde sie als Mitglied in der Haager Malergilde aufgenommen, was für die damalige Zeit eine große Leistung war. Im Vergleich zu anderen Malern wie beispielsweise Rembrandt konnte sie zu Lebzeiten ihre Werke auch zu deutlich höheren Preisen verkaufen. Dennoch geriet sie in der männerdominierten Kunstgeschichte später in Vergessenheit.

Claudia Larcher_Blumen aus Plastik
Vorlagen für die Blumen waren die Gemälden der Künstlerin Rachel Ruysch. Sieglinde Wöhrer

Gegenüberstellung

Über einen QR-Code können sich Interessierte in der Galerie zu Larchers Werken an den Wänden die entsprechenden Gegenstücke von Rachel Ruysch am Smartphone anzeigen lassen und sich somit selbst von der Ähnlichkeit in Komposition und auch von den kreativen Änderungen im heutigen KI-generierten Bild überzeugen. Wie auch die digitalen Technologien eröffnet die künstliche Intelligenz neue Möglichkeiten zur Erkundung von künstlerischen Werken. Wie die Welt der Botanik mit modernen Mitteln auf eindrückliche Weise unmittelbar durch unübliche Perspektiven betrachtet werden kann, zeigt Larcher auch in ihrem Kurzfilm „Das große Baumstück“, der vergangenen September im Rahmen des Ars Electronica Festivals in Linz Premiere feierte. Zusammen mit den Werken ist der Film bis 27. April in der Ausstellung „Claudia Larcher – Blumen aus Plastik“ in der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz zu sehen.

Claudia Larcher – Blumen aus Plas­tik, bis 27. April, Bregenz.

Claudia Larcher_Blumen aus Plastik
Sieglinde Wöhrer