„So ein Bühnenbild gab es hier noch nie“

Das Wetter hat nicht mitgespielt, aber das kennt man bei den Bregenzer Festspielen. Gestern wurde dennoch das Richtfest für die Seebühne gefeiert.
“Sicher 17 verschiedene Radarstationen“ hat Festspielsprecherin Babette Karner gestern nach eigenen Angaben angeschaut. Das Ergebnis war immer dasselbe: Es regnet und damit musste das Richtfest der Seebühne der Bregenzer Festspiele am Nachmittag nach Innen verlegt werden.
Geisterhafte Winterlandschaft
Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl hat für Carl Maria Webers „Der Freischütz“ ein kleines Dorf aus Stahl, Styropor und hunderten Festmetern Holz in einer geisterhaften Winterlandschaft auf die Seebühne gestellt. Die große Herausforderung für diese Saison lag darin, zeitgleich die Seebühne zu sanieren und das Bühnenbild aufzubauen, sagte Intendantin Elisabeth Sobotka.

Sie sprach in Hinblick auf Stölzls Idee von einem „unglaublich spannenden Zugang“ und: „So ein Bühnenbild gab es hier wirklich noch nie.“ Mittlerweile habe man zwei fast fertige Baustellen, stellte sie fest. Das Team freue sich auf die Proben, Stunt-Proben habe man schon gemacht. „Wir sind bereit“, so Sobotka, die ehuer ihre letzte Festspielsaion in Bregenz hat.
Können und Leidenschaft
Zur derzeitigen „Winterlandschaft, bei der die Leute im Sommer frösteln sollen“ (Karner) komme zwar noch viel dazu, sagte Philipp Stölzl, „aber ich bin unglaubliche begeistert“. Er lobte alle am Projekt Beteiligten, die mit großem Können und großer Leidenschaft zusammengearbeitet hätten. „Im Vergleich zu Berlin, wo ich lebe und wo ein Flughafen zehn Jahre Verspätung hat, kommt es mir hier wie ein Paralleluniversum vor“, stellte er fest.

Am Beginn seiner Bühnenbilder stünden Hunderte kleine Kritzelskizzen, erzählte Stölzl. Grunsätzlich seien es aber viele Elemente, die zum Ergebnis führten. 2019 hatte er bereits „Rigoletto“ bei den Festspielen inszeniert und das Bühnenbild dafür gebaut (der riesige Clownkopf!). „Damals habe ich mich in den See verliebt, ich kenne ihn und habe diese DNA in mir“.
Wasser auf der Bühne
Das Neue am diesjährigen Bühnenbild – auf das sich auch Intendantin Sobotka bezog – ist, dass das Wasser auf die Bühne geholt wurde. Dafür wurde ein Becken mit einer Fläche von rund 1400 Quadratmetern gebaut. Während der Saison wird dieses mit 500.000 Litern Wasser geflutet. Dieses reicht bis zur ersten Zuschauerreihe.
Lob für alle Beteiligten gab es auch vom Technikdirektor der Bregenzer Festspiele Wolfgang Urstadt. Seine große Aufgabe habe darin bestanden, die beiden Baustellen logistisch zu verzahnen und in der vorgesehenen Zeit auf den Weg zu bringen, erläuterte er. Das habe funktioniert. Man sei pünktlich – und im Budget, wie Karner hinzufügte. Urstadt lieferte zudem noch einige Details zum neuen Betonkern, der auf der Hinterbühne mehr Möglichkeiten biete.

„Extremes Jahr“
Von einem extremen Jahr sprach der Bühnenmeister der Festspiele Manfred Achberger. Urlaub gab es für ihn am Ende der vergangenen Saison keinen. „Wir haben geschaut, dass wir keinen Tag versäumen.“ Eine Baustraße musste errichtet werden, um die „Insel ans Festland anzuschließen“, damit auch schwere Lkw für die Bauarbeiten auf die Bühne fahren konnten. Das Bühnenbild von „Madame Butterfly“ sei dann innerhalb von vier Wochen weg gewesen, erzählte er.
Auch mussten 158 Piloten für das Becken ins Wasser. Die dafür zuständige Firma habe sich schwer getan, so viele überhaupt zu bekommen, sagte Achberger. Aber die Meilensteine seien bis Weihnachten erreicht worden.

Hoher Wasserstand
Gebaut hat das Becken die Firma i+R Holzbau, deren Geschäftsführer Hermann Böhler beim Pressetermin zum Richtfest auch einiges dazu erzählte. So sei der hohe Wasserstand zur richtigen Herausforderung geworden, wie er sagte. „Wir haben geglaubt, es geht einfacher“, gestand er. Man habe einige Taucher gebraucht Und Achberger ergänzte, dass man insgesamt doch „viele flexible Lösungen“ gebraucht habe. Für das Becken seien rund 250 Kubikmeter Holz verbaut worden, informierte Böhler dann noch.

Intendantin Elisabeth Sobotka gab abschließend bekannt, dass für den 15. August eine weitere Zusatzvosrzellung ins Programm genommen wurde. Rund 70 Prozent der Karten seien schon verkauft und „die Premiere war so früh ausverkauft wie noch nie“.
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