Von Franz Michael Felder zu Britney Spears

Ein vielfältiges Programm erwartet das Publikum des Landestheaters in der kommenden Spielzeit. Gestern wurde es präsentiert.
Am Ende der Spielzeit 2024/25 war eigentlich ein Abrissspektakel geplant, erzählte Landestheaterintendantin Stephanie Gräve bei der gestrigen Programmpräsentation der kommenden Saison. Das musste kurzfristig verschoben und ersetzt werden, wird die geplante große Sanierung des Hauses nun doch erst 2026/27 durchgeführt.
Die Gründe dafür seien organisatorischer und vergaberechtlicher Natur, erläuterte Kuges-Geschäftsführerin Monika Wagner. Spezialarbeiten seien zu erledigen, die nur von wenigen Firmen durchgeführt würden. Bei der Kostenschätzung für die Sanierung des Hauses liege man laut Wagner derzeit bei circa zehn Millionen Euro.

Auf der Bühne wird im Herbst wieder mit einem Liederabend begonnen. „Wepping Songs“ – in Anlehnung an ein Lied von Nick Cave – ist Titel und Programm. Die düsteren Songs des australischen Musikers werden kombiniert mit Balladen wie „John Maynard“ oder „Die Bürgschaft“. Bevor es an die große Eröffnungsproduktion geht, ist in der Box noch die von Stephanie Geiger und FM Einheit eingerichtete Installation „brütt“ mit Texten von Friederike Mayröcker zu sehen – mit zeitweiliger Performance.
Nach diesen „Vorboten“ (Gräve) wird die Spielzeit mit der Uraufführung „Aus seinem Leben“ von Felix Mitterer eröffnet. In Anlehnung an den Titel der Autobiographie von Franz Michael Felder sei dieses Stück eine Auseinandersetzung mit dem Leben und der Person des Bregenzerwälder Bauern, Schriftstellers und Sozialreformers, so die Intendantin. Den Stückauftrag erteilte der Franz-Michael-Felder-Verein. Mitglieder des Theatervereins Bizau werden mitspielen, es inszeniert Stefan Otteni.

Eine Koproduktion ist Anfang Oktober mit der Uraufführung von Max Merkers „Old White Clowns“ zu sehen – eine „Punkversion von ‚Kinder des Olymp‘“, beschreibt Gräve das Stück. Mit August Strindbergs „Fräulein Julie“ – der Tragödie über ein Verhältnis zwischen Adeliger und Diener – kommt Ende Oktober ein Klassiker auf die Bühne. Birgit Schreyer Duarte, die laut Intendatin „ein Interesse an starken Frauen hat“, inszeniert. Das Familienstück rund um die Weihnachtszeit kommt wie schon im Vorjahr bei „Fabian“ wieder von Erich Kästner. „Emil und die Detektive“ steht auf dem Plan – in der Regie von Danielle Fend-Strahm.
Im Jänner geht es dann zunächst wieder in die Box. Der Text der Uraufführung „Toxic. Britney über Spears“ stammt von Daniela Egger. Es ist eine Annäherung an die amerikanische Popsängerin, die von Agnes Kitzler inszeniert wird.

„Fremde Seelen“ ist der Titel einer Koproduktion ab Mitte Jänner. Dem Stück von Eva-Maria Bertschy liegt ein tragisches Ereignis zugrunde. Franz Nguyen war als vietnamesischer Bootsflüchtling nach Europa gekommen, Pfarrer geworden und hatte eine Stelle in einem Dorf im Kanton Bern angenommen. Er erlebte Ausgrenzung und Einsamkeit und nahm sich letzlich das Leben.
Auf der Bühne stehen die aktuelle Schweizer „Tatort“-Kommissarin Carol Schuler und der kongolesische Musiker und Künstler Kojack Kossakamvwe. Die Ausstattung kommt vom renommierten deutschen Regisseur Ersan Mondtag.

„Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist eine zentrale Frage unserer Arbeit“, sagt Gräve. Diese erfolgt in der kommenden Saison mit Elfriede Jelineks „Rechnitz (Der Würgeengel)“. Es basiert auf dem „Massaker von Rechnitz“ im Jahr 1945. Ein „großartiges Stück“ (Gräve), das von Bérénice Hebenstreit inszeniert wird, die schon bei „Stromberger“ Regie geführt hat.
“Don Giovanni” mit dem SOV
Ab Ende Februar ist dann in der Box eine Uraufführung (Regie Viola Köster) zu sehen: eine Dramatisierung des Romans „Schmerzambulanz“ der Kärntner Slowenin Elena Messner. Darin geht es um das Gesundheitssystem, das einem ökonomischen Diktat unterworfen ist. Auch eine Oper in Kooperation mit dem Symphonieorchester Vorarlberg steht im nächsten Jahr wieder auf dem Programm: Mozarts „Don Giovanni“. Es inszeniert Andreas Rosar, die musikalische Leitung hat Daniel Linton-France inne.

Eine „Faust“-Inszenierung von Max Merker ist rund um Ostern zu sehen (Osterspaziergang!). Auf Merkers „neuen Blick“ auf den Klassiker ist die Intendantin „sehr, sehr gespannt“. Der Saisonabschluss im großen Haus ist dem Jahresjubilar Franz Kafka gewidmet. Sein Romanfragment „Amerika“ wird laut Gräve zu einer musikalischen Produktion mit Livemusik. Regie führt Niklas Ritter. Aber nicht nur Kafka hätte Grund zum Feiern, auch das Landestheater hat den: Es wird als Landestheater heuer 25 Jahre alt. Der Vorläufer „Theater für Vorarlberg“ war ja bekanntlich ein Privatunternehmen. Gefeiert wird am 29. September mit einer Matinee.
Zufrieden zeigte sich die Intendantin mit den über 42.700 Besucherinnen und Besuchern im vergangenen Jahr. Man habe infolge der Pandemie vergleichsweise wenige verloren. Und ein neues Ensemblemitglied konnte Stephanie Gräve auch noch vermelden: Der Vorarlberger Nurettin Kalfa ist ab 2024/25 fix dabei.
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