Kultur

Tanz und Live-Musik in altem Flair

23.04.2024 • 23:00 Uhr
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Die Tänzerinnen und Tänzer bei den Proben für „Connexion“. Lisa Berner

In einem 550 Jahre alten Haus Hägi Wendls in Zwischenwasser lädt Ursula Sabatin am Wochenende zu ihrer neuen Tanzperformance in Echtzeitkompositon.

Ausgangspunkt von Ursula Sabatins neuer Produktion „Connexion“ war der Ort. Das Haus „Hägi Wendls“ hat sie letzten Jahr „kennengelernt“ – auf den ersten Blick von außen ein „Haus wie viele“, aber von der besonderen Geschichte sei sie sofort fasziniert gewesen.

Vergangenheit

Bis zum Jahr 1820 können die Generationen zurückverfolgt werden, die bis heute im Haus lebten und leben. Datiert ist die Liegenschaft auf 1458. Den Charakter beziehe das Haus aber auch von der Offenheit der jungen Besitzer, die aus dem Erbe nicht nur ein Zuhause für sich machten, sondern den Raum „teilten“ und als Veranstaltungsort auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben, wie Sabatin betont. Im Gespräch mit der Neue lobt sie das Konzept, Räume zu schaffen, in denen sich Menschen mit ihren Wünschen, Träume und Ideen begegnen können, „grad in einem kleinen Dorf, wo oft so ein Enge herrscht“.

Auch für ihre Arbeit als künstlerische Leiterin von Tanzufer International, in der sie für Menschen an neuen unkonventionellen Orten Begegnungen mit zeitgenössischen Tanz möglich macht, schien das Hägi Wendls gute Möglichkeiten zu bieten, „weil schon der Ort selbst ein starke Atmosphäre hat“ und der Tanz somit auf vielen Ebenen erfahrbar sei.

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Probe im “Hägi Wendls” Haus. Lisa Berner

Internationales Ensemble

Am Samstag und Sonntag wird es nun kurz vor Beginn des zweiten Veranstaltungsjahres mit „Connexion“ zum ersten Mal eine Verbindung von Tanz und Live-Musik im Hägi Wendls geben, wofür Sabatin drei Musiker aus Neapel und Tänzerinnen und Tänzer aus verschiedenen Ländern zusammensammelte. Dieses Ensemble bestehe aus Leute, die Sabatin teilweise schon jahrelang kennt und mit denen sie in unterschiedlichen Projekten immer wieder zusammenarbeitete und die alle europaweit ihre Arbeit zeigen.

Der Italiener Giacomo Calabrese hat einen klassischen Hintergrund, Bettina Neuhaus aus Amsterdam kennt Sabatin schon über 20 Jahre, Blaise Powell aus Frankreich sei fokussiert auf Tanz mit Live-Musik und Manel Salas aus Spanien startete ursprünglich als Tänzer und Choreograf für Hip-Hop. „Wir haben phasenweise geprobt und sind immer wieder über die Arbeitsweise verbunden.“, erklärt Sabatin diese Echtzeitkomposition, in der es keine vorgegebene Choreografie gibt, sondern die Kollegen im Tanz miteinander in Austausch gehen. „Mit einer gesetzten Choreografie könnten wir die Bilder gar nicht umsetzten“.

Das Stück sei von der Architektur geprägt und schaffe eine Auseinandersetzung mit dem Ort, wobei verschiedene Ebenen der Aussagekraft und Emotionalität der Menschen thematisiert werden. Das Trio Paolo Montella, Davide Maria Viola und Raffaele Barbato bringe mit Electronics, Cello und Percussions eine große musikalische Bandbreite.

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Lisa Berner

Körper und Gefühl

In den Solos, Duetten sowie den Gruppensituationen der Tänzerinnen und Tänzer, die immer alle zusammen auf der Bühne performen, werden verschiedene Bilder und Haltungen in den Bewegungen sichtbar gemacht, die alltägliche Situationen widerspiegeln, aber auch an klassische Gemälde erinnern, so Sabatin. Tänzer und Musiker kommunizieren direkt und die Inputs ergeben sich aus der vielschichtigen Textur von Klang und Bewegung. „Da braucht es auch ein zwischenmenschliches Aufeinander einlassen und großen Freiraum in der Arbeitsweise“.

Sabatin interessiere sich dafür, sowohl das körperlich technische Können wie auch die emotionale Gefühlsebene im Tanz zu verbinden. Auf diese Weise werden Stimmungsbilder erzeugt, und eine Atmosphäre geschaffen, die dem Publikum den Zugang zu einer differenzierten Wahrnehmung ermögliche. „Ich möchte, dass die Menschen sehen und spüren können, was zwischen den Tänzern an Kraft und Energie stattfindet“, was nur aus nächster Nähe in kleineren Räumlichkeiten möglich sei. In Orten wie dem Hägi Wendls manifestiere sich der „körperliche Ausdruck auch in einem anderen Körper, der nur dabei ist.“, beschreibt Sabatin die Wirkung auf das Publikum.

Samstag und Sonntag, Hägi Wendls, Zwischenwasser.