Bewegender Abschluss der Schubertiade

Am Dienstag begeisterte Tenor Mauro Peter das Publikum in Hohenems, danach am Tag darauf war André Schuen zu erleben.
Seit seinem Einspringer vor mittlerweile zwölf Jahren ist der Schweizer Tenor Mauro Peter ein Liebling der Schubertiade: Immer noch hat der inzwischen 37-Jährige, der auch in der Oper Fuß gefasst hat, seine jugendliche Unbekümmertheit, die Leichtigkeit in der Höhe und sein strahlendes Lächeln bewahrt.
Natürlich und organisch
Dem Lied gilt seine große Liebe, besonders, weil sein Mentor Helmut Deutsch ihn als unerschütterlicher Fels in der Brandung durch Schuberts wogende und pulsierende Begleitung trägt. Am Dienstag brachten die beiden Künstler jene Lieder Schuberts zu Gehör, die der Verleger im so genannten „Schwanengesang“ versammelt hat, ergänzt durch weitere Lieder nach Johann Gabriel Seidl, von dem die schwärmerische „Taubenpost“ stammt, und ein weiteres Lied nach Ludwig Rellstab. Wunderbar natürlich und organisch ist Mauro Peters Gestaltung der romantischen Lieder, die freilich zu den bekanntesten gehören und die es doch immer neu zu beleuchten gilt.
Den beiden gelingt das, hier mit einem feinen Akzent, mit fein differenzierter Dynamik und warmer Innigkeit in der Stimme, da im steten Fluss der sprudelnden Figuren, den silberhellen Klängen und den auftrumpfenden Akkorden der Heine-Lieder. Diese sechs Lieder nach Heinrich Heine, in denen Schubert wie in anderen Werken seines Todesjahres neue Räume des Ausdrucks erschließt, erfüllen die beiden vor der Pause mit großer Dichte, starker Dynamik und geheimnisvollem Schauder.
Zum Abschied wählten die Künstler „Der liebliche Stern“ (Ernst Schulze) und „Schwanengesang“ (Johann Senn), beide mit beglückender Pianokultur und inniger Verbindung. Übrigens wird auch Mauro Peter (wie David Steffens, der am Montag sang) bei den Bregenzer Festspielen als Max im „Freischütz“ zu hören sein.

Durch Höhen und Tiefen
Am Mittwoch setzten Andrè Schuen und sein ihm symbiotisch verbundener Klavierpartner Daniel Heide den bewegenden Schlusspunkt dieser Tage mit dem Liederzyklus „Die schöne Müllerin“. Die beiden Künstler haben ihn zusammen eingespielt, und doch faszinieren immer wieder die feinen Nuancen ihrer Interpretation. Da sind die manchmal subtilen, manchmal deutlichen Abstufungen etwa in den zahlreichen Strophenliedern, einem feinen Rubato oder einem kräftigen Akzent in der Klavierstimme. Mit seiner weichen dunklen Stimme, die sich noch mehr geöffnet hat und so viele Farben bereithält, nimmt der Südtiroler Bariton sein Publikum mit auf die Reise durch Höhen und Tiefen, zeigt Hoffnung und Optimismus ebenso wie abgrundtiefe Verzweiflung und Todesnähe.
Immer wieder einmal verlässt Schuen den reinen Wohlklang, landet in fassungslosem Ringen („Ungeduld“) im Sprechgesang oder gerät in den „Jägerliedern“ mit herausgeschleudertem Staccatissimo buchstäblich außer sich. Daniel Heide gestaltet und lebt dazu den Klavierpart mit treibender Energie, findet aber auch zu wunderbarer Ruhe (etwa in „Tränenregen“ oder der so in sich kreisenden „Pause“) und gestaltet die letzten Lieder wunderbar zurückgenommen, melancholisch und doch von Farben durchzogen. „Die schöne Müllerin“ ist immer wieder ein Erlebnis, nicht nur für das Publikum, das sich mit Ovationen bedankte, auch für die Künstler, so scheint es!
Weitere Termine unter: www.schubertiade.at
Von Katharina von Glasenapp